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Aufzucht von Jungvögeln - Teil II
Von Körnerfressern und Insektenvertilgern
Die Aufzucht von Jungvögeln ist wesentlich schwieriger,
als es viele Vogelfreunde anfänglich vermuten. So sollte ein richtiger Vogelfreund zuerst
den Rat einer fachkundigen Stelle oder fachkundigen Person einholen. In Frage käme hier bei
einem Zoologischen Garten oder einem Tierheim nachzufragen, eine Tierpflegestation oder einen
Tierarzt aufzusuchen. Weiterhin gibt es regionale Verbände, wie dem NABU oder Verbände, in
denen erfahrene Ornithologen oder Züchter organisiert sind.
Der Besuch eines Tierarztes ist in jedem Fall anzuraten, den dieser kann augenscheinlich
nicht nur den Allgemeinzustand des Jungvogels einschätzen, sondern auch nötigenfalls
gleich Medikamente verordnen, wie beispielsweise gegen Milben oder Wurmbefall. Die
Mitarbeiter in Zoologischen Gärten sind hingegen besser mit den nötigen
Pflegemaßnahmen, den richtigen Fütterungstechniken, sowie der Zusammensetzung des
Futters bei der Aufzucht von Jungvögeln vertraut.
Es gibt viele Brutvogelarten in Deutschland, die ein Ornithologe als Körnerfresser
einstufen würde, andere hingegen eher als Insektenvertilger. So unterschiedlich die
Ernährungsweise der Eltern ist, so unterschiedlich sind auch die Zusammensetzung des den
Jungvögeln dargebrachten Futters und die Fütterungstechnik. Unter anderem zählen Tauben
beispielsweise zu den Körnerfressern. Doch wer nun denkt, Tauben würden ihren um Futter
bettelnden Jungvögeln Körner in den weit geöffneten Schnabel stopfen, der sollte doch
lieber die Aufzucht von Jungvögeln nicht selbst übernehmen. Tauben bereiten die Körner
in ihrem Kropf vor, in dem sie den Körnern ein Sekret, die sogenannte Kropfmilch,
beimengen. Bei der eigentlichen Fütterung wird das Futter dann wieder aus dem Kropf
hervorgewürgt.
In diesem Beitrag kann und soll keine allgemeinverbindliche Anleitung zu
Fütterungstechniken und zur Zusammensetzung von Aufzuchtfutter gegeben werden. So
einmalig die Lebensgewohnheiten einzelner Vogelarten auch immer sein mögen, so speziell ist
auch die Aufzucht der Vogelkinder. Greifvögel werden ihre Jungvögel mit in kleinen
Stücken gerissener Beute versorgen, Insektenvertilger mit den unterschiedlichsten
Insekten, bei Nestflüchtern ist es wiederum anders und sehr unterschiedlich. Hier kann
nur angeraten werden, sich als erstes mit der Lebensgewohnheit und der Ernährungsweise
einer Vogelart intensiv zu beschäftigen, bevor ein Tierfreund die Aufzucht von
Jungvögeln selbst in die Hand nimmt.
Sollte dies nun unweigerlich der Fall sein, so gibt es in Zoofachhandlungen spezielles
Aufzuchtfutter für viele Arten von heimischen Singvögeln. Dieses Aufzuchtfutter kann
je nach Vogelart ergänzt werden durch Mehlwürmer, Raupen, Regenwürmern, Fliegenmaden,
eventuell etwas geweichtem Biskuit oder Käse bei Insektenfressern. Die den Jungvögeln
gereichten und in den offenen Schnabel gefütterten Portionen sollten stets von der
Größe dem Alter der Jungvögel entsprechen.
Bei Körnerfressern kann der Vogelfreund zusätzlich eventuell unreife Sämereien sammeln
oder sich Hirse aus einer Zoofachhandlung besorgen und diese vorher einweichen bzw.
ankeimen lassen. Fein gehäckselter Spinat, sowie gehäckselte Petersilie, Löwenzahn oder
Brennnesseln können ebenfalls selten schaden. Kleinere Zugaben von in Zoohandlungen
erhältlichen Vitaminen und Kalk können jedem Aufzuchtfutter, unabhängig von der
Vogelart, in geringen beigemischt werden.
Ein verantwortungsvoller Tierfreund möge jedoch stets bedenken, auch in der freien Natur
fliegen Vogeleltern nur selten zum Einkauf in eine Zoofachhandlung, sondern bemühen sich
vielmehr instinktiv ihre Vogelkinder so artgerecht wie nur möglich zu füttern und
aufzuziehen. So lehrreich es auch sein kann, ein Vogelkind selbst aufzuziehen, besser tun
wir daran, unsere Umwelt so zu gestalten, dass eine möglichst große Artenvielfalt durch
einen weitestgehend intakten natürlichen Lebensraum erhalten bleibt. In dieser Beziehung
gibt es wesentlich mehr zu tun und hier kann ein verantwortungsbewusster Naturfreund nicht
nur einem einzelnen Jungvogel das Leben erhalten, sondern einer großen Vielzahl von
Vögeln.
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