Wenn ein Künstler, gleich ob Schriftsteller, Autor, Dichter, Komponist, Musiker, Bildhauer oder
Kunstmaler (einschließlich aller weiblichen Formen in der Schreibweise), ein Werk
erschafft, so hält er sein Werk zunächst für ein Kunstwerk. Bei dieser kleinen Aufzählung, die keinen Anspruch auf
Vollständigkeit erhebt, sollte dennoch etwas differenziert werden. So reiht sich eine Dichterin in die Kategorie Künstlerin
problemlos ein, eine Sachbuchautorin hingegen kaum. Eine Komponistin ja, doch wie verhält es sich mit einer Musikerin oder
einer Sängerin (einschließl. aller männlichen Formen in der Schreibweise) und
anderen Kunstschaffenden?
Die Antwort auf diese Frage fällt noch recht einfach. Ein Künstler, der bei der Erschaffung eines Kunstwerkes mit Materialien
arbeitet, wird der bildenden Kunst zugerechnet, ein Tänzer oder Schauspieler hingegen der darstellenden Kunst. Ein
Schreiberling sollte sich hingegen mit Dramen, lyrischen oder ähnlichen Werken befassen, um als Künstler oder Kunstschaffender
anerkannt zu werden.
Diese Einteilung zwischen Künstlern der bildenden Kunst und Kunstschaffenden der darstellenden Künste sowie den Schreiberlingen, verdient ein wenig näher beleuchtet zu werden.
Egal in welcher dieser Richtungen, ohne Namen ist ein Künstler ein Niemand. Um sich einen Namen zu
machen, bedarf es, neben viel Talent und harter Arbeit, noch einer größeren Portion Glück und den richtigen Beziehungen.
Beziehungen lassen sich durch zielbewusste Marketingstrategien aufbauen, Talent muss vorhanden sein, harte Arbeit an sich selbst
und an seinen Werken nimmt einem werdenden Künstler niemand ab. In vielen Bereichen des künstlerischen Schaffens reicht dies
immer noch nicht hin, denn bis hier hin ist alles noch mit dem gehobenen Kunsthandwerk vergleichbar. Erst die zusätzliche
Fähigkeit eines Künstlers Inspirationen umzusetzen oder Gefühle zu vermitteln, erheben die Kunst deutlich über das reine
handwerkliche und meisterliche können hinaus.
Bis hierhin gleichen sich die Voraussetzungen in den einzelnen künstlerischen Richtungen und Bereichen. Zu teilweise
gravierenden Unterschieden kommt es erst, wenn ein Künstler bereits einen Namen hat und über ein gewisses Ansehen
verfügt.
So würde eine Sopranistin oder ein Tenor vor leeren Saal auf der Bühne stehen, falls eines Tages die Stimmbänder
dauerhaft verzagen sollten. Ein Schreiberling würde keinen Verlag mehr finden, wenn seine literarischen Werke vom Ideenreichtum
soweit nachließen, dass diese unverkäuflich würden. Nur bei einem Kunstmaler der Modernen oder zeitgenössischen Kunst wäre
es zuweilen anders, zumindest in der einen oder anderen Kunstrichtung. Dem würden Kunstkenner auch noch dann ein Bild abkaufen
und irgend eine Phase des kreativen Schaffens hineindichten, selbst wenn es keine reale künstlerische Aussage mehr enthielte,
statt auf Realitäts- und Kreativitätsverlust in Folge objektiver Ursachen zu schlussfolgern. Dabei sollte ein Kunstwerk
eigentlich immer etwas ausdrücken oder vermitteln.
Es sei angemerkt, wenn im letzten Absatz der Ausdruck Moderne verwendet wurde, so nicht um Moderne und zeitgenössische Kunst
gedanklich in einem Topf zu werfen. Die Moderne lässt sich nicht mit dem Ausdruck Gegenwartskunst verallgemeinern, denn die
Epoche der Modernen hatte ihren eigentlichen Höhepunkt in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts.