Deutsche EU-Ratspräsidentschaft drängt auf Freihandel
zwischen der
EU und Afrika
Berlin, 14.05.2007 - Anlässlich der heute beginnenden Tagung des EU-Ministerrates warnen Vertreter der
Zivilgesellschaft aus Europa und aus Afrika, der Karibik und dem pazifischen Raum (den AKP-Staaten) vor einem drohenden
wirtschaftlichen Ausverkauf Afrikas. "Brot für die Welt", Evangelischer Entwicklungsdienst, Oxfam Deutschland, WEED
und weitere Organisationen fordern die deutsche Ratspräsidentschaft auf, den derzeitigen Zuschnitt regionaler Handelsabkommen,
der sog. "Economic Partnership Agreements" (EPAs), zugunsten nachhaltiger und gerechter Alternativen zu korrigieren.
Ein durchgesickerter Entwurf der EPA-Abschlusserklärung des Ministerrates zeigt, dass die EU entgegen offizieller
Verlautbarungen unverändert auf eine umfassende Marktöffnung der armen Länder setzt. Dies gefährdet die Lebensgrundlage von
Kleinbauern, wirkt sich negativ auf die Umwelt aus und bedroht die wirtschaftliche Zukunft der AKP-Staaten.
"Es ist ein eklatanter Widerspruch, dass die EU unter Leitung der deutschen Ratspräsidentschaft ihren
Liberalisierungsdruck auf einige der ärmsten Länder der Welt verstärkt, im Vorfeld des G8-Gipfel in Heiligendamm aber
gleichzeitig die faire Partnerschaft mit Afrika betont", kritisiert Alexandra Burmann für "Brot für die Welt"
und den Evangelischen Entwicklungsdienst. "Solange die EU darauf aus ist, ihre eigenen Interessen durchzuboxen, kann von
Partnerschaft keine Rede sein. Europa muss endlich anerkennen, dass Afrika eigene Entwicklungswege gehen will", fordert Dr.
Joseph Ngereza vom tansanischen Kirchenrat.
"Es gibt realistische und entwicklungsorientierte Alternativen zu EPAs, allein der politische Wille fehlt, um diese im
EU-Ministerrat umzusetzen", so Corinna Heineke von Oxfam Deutschland. Die EU wolle die zulässigen Schutzmaßnahmen gegen
EU-Exporte und längere Implementierungsphasen auf einige wenige besonders gefährdete Produkte beschränken. "Die EU muss
ihren gegenwärtigen Freihandelskurs aufgeben. Es dürfen keine weitergehenden Marktzugangszugeständnisse von den AKP-Staaten
erpresst werden".
"Die gegenwärtigen Verhandlungen sind eine entwicklungspolitische Farce. Das Drängen der deutschen Ratspräsidentschaft
auf Abschluss der Verhandlungen bis Jahresende gefährdet die Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit neuer
Handelsverträge", erklärt Dr. Klaus Schilder von WEED. "Ein Abschluss ohne umfassende Verträglichkeitsprüfungen in
allen Regionen ist entwicklungspolitischer Blindflug auf dem Rücken der Menschen in den AKP-Staaten. Die
Entwicklungsorientierung von EPAs bleibt damit ein reines Lippenbekenntnis".
Über 200 Organisationen in der EU und Afrika unterstützen das informelle Bündnis EPA2007, in Deutschland u.a. Brot für die
Welt, Evangelischer Entwicklungsdienst, FIAN Deutschland, Germanwatch, KASA, KOSA, NAD, Oxfam Deutschland, terre des hommes und
WEED. Die Organisationen unterstrichen vergangene Woche ihre Forderungen an den EU-Ministerrat in einem Offenen Brief an die
deutsche Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (www.epa2007.de).
Weitere Informationen bei:
Alexandra Burmann, "Brot für die Welt" und Evangelischer Entwicklungsdienst:
epa2007[@]bfdw-eed.de, 0160-7205852
Dr. Theo Kneifel, Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika (KASA):
theo.kneifel[@]woek.de, 06221-4333612
Dr. Klaus Schilder, Weltwirtschaft, Ökologie & Entwicklung (WEED):
klaus.schilder[@]weed-online.org, 0177-4341642
Quelle im Internet: www.oxfam.de
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