Beim Klimaschutz nicht länger heiße Luft emittieren
Umweltschützer loben Klimaschutzziele von Umweltminister Gabriel und verurteilen klaren Widerspruch
zum realen Handeln der Regierung - DUH fordert Subventionsstopp für als Dienstwagen deklarierte Gelände-Jeeps und Werbeverbot
für Klimakiller-Pkw - Boom neuer Kohlekraftwerke durch konkrete Änderungen der gesetzlichen Genehmigungsbedingungen
verhindern
Berlin, 26. April 2007: Die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) wertet die heutige Grundsatzerklärung von Umweltminister Sigmar
Gabriel (SPD) zum Klimaschutz als einen "als Regierungserklärung getarnten Appell an das eigene Kabinett und die eigene
Partei, beim Klimaschutz endlich vom Reden zum Handeln zu kommen". Der an sich lobenswerte Versuch, die gewaltigen
Zukunftsherausforderungen in konkrete CO2-Reduktionszahlen zu fassen, kranke einmal mehr am Mangel vergleichbar konkreter
Vorschläge über den Weg dorthin.
"Weil der Minister, wenn es um die konkreten klimapolitischen Instrumente und Maßnahmen geht, in der Regierung und seiner
eigenen Partei regelmäßig auf Granit beißt, bleibt es bisher bei Ankündigungen. Das muss sich jetzt sofort ändern, damit
Deutschland nicht weiter vertrocknet während die Regierung nichts als heiße Luft emittiert", sagte
DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.
Die größte derzeit drohende Fehlsteuerung im Klimaschutz sei der von den Stromkonzernen geplante Bau einer ganzen Generation
neuer Stein- und Braunkohlekraftwerke, erklärte Reschs Kollege Rainer Baake. Diesbezüglich unterbreite der Umweltminister
"geradezu revolutionäre Einsichten." Der DUH-Geschäftsführer bezog sich auf Gabriels Ankündigung, ab 2012
müssten die Kraftwerksbetreiber die CO2-Emissionen neuer Kohlekraftwerke entweder abscheiden und in Tiefenspeichern lagern,
entsprechende Kompensationsprojekte zur CO2-Einsparung im Ausland durchführen oder die nötigen Zertifikatmengen auf dem Markt
einkaufen.
Baake: "Wenn klar ist, dass zu viele neue Kohlekraftwerke die Klimaziele gefährden, warum werden sie jetzt beim
Emissionshandel begünstigt? Wir erwarten, dass die Große Koalition ihren Handlungsspielraum nutzt und sofort mit der
Versteigerung im Rahmen der zulässigen 10% der Verschmutzungsrechte beginnt. Und wir erwarten, dass der
Bundeswirtschaftminister seinen Widerstand gegen eine vollständige Versteigerung ab 2012 endlich aufgibt." Baake
kritisierte, die Bundesregierung habe kein Konzept, die CO2-Abscheidung rechtlich durchzusetzen, weder für Neuanlagen noch für
eine spätere Nachrüstung. "Wer den jetzt geplanten klimaschädlichen Kohlekraftwerken unbefristete Genehmigungen erteilt,
wird für die nächsten 50 Jahre mit einer Klimalast leben müssen, die allen Minderungszielen widerspricht." Baake
erinnerte an den DUH-Vorschlag im Zuge der Schaffung eines Umweltgesetzbuchs (UGB) Kohlekraftwerken nur noch befristete
Genehmigungen zu erteilen, um bei einer Verlängerung die CO2-Abscheidung entschädigungsfrei durchsetzen zu können.
Resch begrüßte ausdrücklich, dass auch Gabriel das von der DUH in den letzten Wochen aufgedeckte Schutz- und Förderprogramm
der Regierung für immer mehr spritdurstige Gelände-Jeeps, die in ihrer großen Mehrzahl als Dienstwagen staatlich hoch
subventioniert werden, inzwischen kritisch sehe. Nach acht Monaten viel zu hoher Temperaturen in Deutschland in Folge, nach
anhaltender Trockenheit und hochsommerlichen Waldbrandwarnungen im April, nach absehbar dramatischen Folgen für die
Landwirtschaft oder die Ökologie des Bodensees müsse "die Bundesregierung jetzt ihr Phlegma ablegen und konkret
klimapolitische Lenkungsmaßnahmen beschließen". Resch: "Statt eines Tiefensee-Passes zur ökologischen Reinwaschung
schwerer Edeljeeps brauchen wir ein Werbeverbot für alle Pkw mit mehr als 210 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer." Noch
wichtiger sei die "Abschaffung der Subventionen beim Kauf klimaschädlicher, schwerer Dienstwagen". Diese Maßnahme
werde sofort den Skandal beenden, dass heute nur noch jedes vierte verkaufte "Sport Utility Vehicle" (SUV) privat
angemeldet wird. Sehr schnell werde sich eine Umsteuerung der Förderpolitik auf klimaschonende Dienstwagen auch auf die
Modellpolitik der Autokonzerne auswirken, betonte Resch.
Quelle im Internet und weitere Informationen unter: www.duh.de
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