Beiträge zu einer Archäologie des Hansaviertels
Eine Ausstellung künstlerischer Recherchen in der Akademie der Künste
Vom 16. Mai bis 8. Juli 2007
1957 markiert die Geburtsstunde des Hansaviertels, das heute eines der bekanntesten Baudenkmäler
Berlins ist. "Bereinigt" von Ruinen und Restgebäuden sollte im Rahmen der INTERBAU 1957 das Modell einer modernen
"westlichen" Stadt entstehen: grün, nachbarschaftlich, funktional. Es war der Traum von der tabula rasa - ein
Neuanfang ohne Rücksicht auf alte Strukturen des Stadtteils, ohne Erinnerungen an die Schrecken des Nazi-Regimes. Die große
INTERBAU-Sonderschau "die stadt von morgen" sollte auch die Bewohner auf das Leben in der neuen Stadt vorbereiten. Die
praktische Anleitung umfasste Vorschläge zur Raumaufteilung und Tapetenauswahl sowie Vorgaben zur Möblierung von Kinderzimmern
und Einbauküchen für die zufriedene Hausfrau. Der ideologische Anschauungsunterricht, zu dem auch eine Seilbahnfahrt über das
neue Viertel gehörte, erfreute sich größter Beliebtheit; die Sonderschau zog eine Millionen Besucher an.
50 Jahre später feiert die Nachkriegsästhetik ein großes Comeback - und mit ihr auch das Hansaviertel. Abseits von Retro-Boom
und Jubiläumstaumel nähert sich die Ausstellung "die stadt von morgen" dagegen den ideologischen Hintergründen, die
der Architektur und Ästhetik des Viertels eingeschrieben sind. Die Recherchen der 15 eingeladenen internationalen
Künstler/innen legen verdeckte Schichten und verdrängte Aspekte der "Stadt von morgen" frei. Dabei geht es nicht um
das Rekonstruieren der Vergangenheit - vielmehr fragen die Beiträge nach Zusammenhängen, die über das Heute erzählen.
Entstanden sind u.a. Filme, Fotoserien, Installationen und Interventionen, die im ehemaligen Ausstellungsgelände der INTERBAU
und im Haus der Akademie der Künste am Hanseatenweg präsentiert werden: Mark Dion richtet in einem Schaukasten im Schwedenhaus
das "Büro des Landesbeauftragten für Tierkriminalität - Abschnitt Hansaviertel" ein und verhandelt mit ironischem
Gestus die Ideale der durchgrünten Stadt. Martin Kaltwasser und Folke Köbberling reaktivieren in ihrer Arbeit
"Hybridraum" sowohl vorhandene materielle als auch ideelle Ressourcen, wie z. B. die Idee von Gemeinschaftsräumen.
Andree Korpys und Markus Löffler beziehen sich in ihrer Videoinstallation "Die Stadt von Morgen / City of Tomorrow"
auf einen Dokumentarfilm von 1953, der den Abbruch des alten, kriegszerstörten Hansaviertels zeigt. Dem Film fügen sie
aktuelle Aufnahmen einer Zerstörungsorgie hinzu, bei der sie mit spürbarer Ambivalenz teure Designklassiker der 50er und 60er
Jahre zertrümmern.
"die stadt von morgen" - Beiträge zu einer Archäologie des Hansaviertels mit künstlerischen Arbeiten von Oliver
Croy, Mark Dion, e-Xplo, Sabine Hornig, Sofia Hultén, Kaltwasser/Köbberling, Annette Kisling, Korpys/Löffler, Dorit
Margreiter, Ute Richter, Eran Schaerf.
Begleitend zur Ausstellung findet eine von Florian Wüst kuratierte Filmreihe mit historischen Kurz- und Spielfilmen (6. Juni -
6. Juli), sowie eine Tagung mit Beiträgen von Christoph Asendorf, Oliver Elser, Jesko Fezer, Hanne Loreck, Irene Nierhaus,
Sandra Wagner-Conzelmann u.a. statt (5. - 7. Juli).
Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557
Berlin-Tiergarten
Pressekonferenz: Montag, 14. Mai, 11 Uhr
Eröffnung: Dienstag, 15. Mai, 20 Uhr,
Öffnungszeiten: Mi - Fr 15-20 Uhr; Sa / So 12-20 Uhr
Führungen: jeweils
Sa 16 Uhr und auf Anfrage (arthur@diestadtvonmorgen.de)
Eintritt: 4 EUR / 2,50 EUR ermäßigt
Kuratorinnen der Ausstellung: Annette Maechtel, Christine Heidemann.
Gesamtkonzeption: Annette Maechtel, Kathrin Peters.
In Kooperation mit der Akademie der Künste und in Projektpartnerschaft mit Arthur Berlin, Bundesarchiv-Filmarchiv, Freunde der
Deutschen Kinemathek/Kino Arsenal und werkbundarchiv - museum der dinge.
Gefördert vom Hauptstadtkulturfonds Berlin und mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Preußische Seehandlung, von
Armstrong-DLW, Rigips, Resopal und Hotel Spreebogen Berlin. Medienpartner: archplus, Deutschlandradio Kultur und taz.
Quelle im Internet und weitere Informationen unter: www.adk.de
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