Umweltinstitut München fordert Ende der Gentechnik-Versuche in Gatersleben
Offener Brief an die Bundesminister Seehofer und Gabriel
München, 12.04.2007 - Mit einem dringenden Appell zur Rettung der Genbank Gatersleben (Sachsen-Anhalt) hat sich das
Umweltinstitut München heute an Landwirtschaftsminister Seehofer und Umweltminister Gabriel gewandt. Anlässlich der
bevorstehenden Entscheidung über einen Freisetzungsversuch mit genmanipulierten Pharma-Erbsen auf dem Gelände der Genbank rief
das Institut die Minister in einem offenen Brief zu raschen Maßnahmen zum Schutz der dort lagernden wertvollen
Pflanzenbestände auf.
"Der Anbau von Gen-Pflanzen in unmittelbarer Nähe der Genbank ist russisches Roulette mit den unersetzlichen
Saatgutschätzen", meint Andreas Bauer, Agrarwissenschaftler und Gentechnikexperte beim Umweltinstitut München. "Die
teils uralten Sorten sind nicht nur ein wesentlicher Bestandteil der Kulturgeschichte des Menschen. Sie garantieren auch die
Ernährungssicherheit zukünftiger Generationen. Mit ihren vielfältigen, zum Teil noch unbekannten Eigenschaften könnten diese
Sorten gerade im Hinblick auf den Klimawandel in Zukunft überlebenswichtig werden."
Dem geplanten Versuch mit genmanipulierten Erbsen, die laut Angabe der Gentechnikfirma Novoplant ein Medikament gegen
Schweinedurchfall produzieren, müsse die Genehmigung versagt werden, fordert das Umweltinstitut München. Darüber hinaus
müssten umgehend Schritte eingeleitet werden, um die international bedeutende Sammlung alter Kulturpflanzensorten dauerhaft vor
der Verunreinigung durch genveränderte Pflanzen zu schützen. Neben einem sofortigen Stopp für gentechnische
Freisetzungsversuche auf dem Gelände der Genbank müsse die Bundesregierung eine weitreichende gentechnikfreie Schutzzone rund
um den Standort Gatersleben einrichten.
Andreas Bauer: "Die Bundesregierung hat sich erst Mitte März beim Treffen der G8-Umweltminister in Potsdam erneut dem
Schutz der biologischen Vielfalt verpflichtet. Die Gaterslebener Genbank als zentrales Element dieser Vielfalt ohne Not den
Interessen der Gentechnikforschung zu opfern, stellt Deutschland ein Armutszeugnis aus."
Die Pflanzengenbank in
Gatersleben beherbergt eine der größten und bedeutendsten Sammlungen von Wildformen und alten Sorten unserer Kulturpflanzen.
Knapp 150.00 verschiedene Samenproben von 2500 verschiedenen Pflanzenarten werden dort gelagert. Zur Erhaltung ihrer
Keimfähigkeit müssen die Samen in regelmäßigen Abständen im Freiland angebaut werden.
Quelle im Internet und weitere Informationen unter: umweltinstitut.org
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Tschimpke: Ökologische Risiken für Mensch und Natur werden ignoriert
Berlin, 17.04.2007 - Der NABU-Bundesverband sowie die NABU-Landesverbände Baden-Württemberg, Hessen,
Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen und der Landesbund für Vogelschutz in Bayern unterstützen den Protest der
Bevölkerung gegen die Aussaat von gentechnisch verändertem Mais durch den US-Konzern Monsanto mit Einwendungen beim
zuständigen Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). "Das BVL darf die Monsanto-Anträge weder
aus juristischen noch ökologischen Gründen genehmigen", sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Die geplanten Freisetzungen finden in sechs Bundesländern statt: Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern,
Sachsen Anhalt und Sachsen. Darunter sind Standorte in unmittelbarer Nähe von Schutzgebieten wie in Grünsfeld
(Baden-Württemberg), Niedermöllrich (Hessen) und Rasslitz (Sachsen). "Die steigende Anzahl von Versuchsanträgen in oder
in unmittelbarer Nähe von Schutzgebieten widerspricht dem Ziel, die natürlichen Lebensräume in diesen Gebieten unter
besonderen Schutz zu stellen", betonte Tschimpke.
Monsanto wolle mit der Freisetzung neue Sorten sowie die günstigste Dosierung für das zugehörige Breitbandherbizid testen.
Bei den Sorten handele es sich um Mais, der resistent ist gegen den Maiswurzelbohrer und den Maiszünsler sowie gegen das
Herbizid Glyphosat. Die ökologischen und gesundheitlichen Risiken dieser so genannten "gestapelten Gene" sind höchst
umstritten. Der Einsatz von Breitbandherbiziden hat negative Auswirkungen auf die Artenvielfalt und kann für Amphibien giftig
sein.
"Die möglichen Risiken dieser neuen genmanipulierten Maissorte für Natur und Umwelt wurden nicht geprüft",
kritisierte der NABU-Präsident. Der Anbau des Monsanto-Maises in Verbindung mit dem Einsatz des Unkrautvernichtungsmittels in
Schutzgebieten sei ein Skandal. Der Mais ist giftig für Schmetterlinge und Käfer. "Seltene Arten wie Gelbbauchunke,
Kammmolch, Eremit (Juchtenkäfer) und Großer Feuerfalter werden rücksichtslos gefährdet", so Tschimpke.
Quelle im Internet und weitere Informationen unter: www.nabu.de
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