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Windkraftanlagen gefährden den Rotmilan


Zahl der Windräder am Hakel steigt

NABU: Für Rotmilane wird es immer gefährlicher!

Magdeburg, 10.04.2007 - Für die Greifvögel in der Umgebung des europäischen Vogelschutzgebietes "Hakel" wird es nach Auskunft des NABU immer gefährlicher. Mit den kürzlich genehmigten 7 Windenergieanlagen bei Deesdorf und Rodersdorf (Landkreis Halberstadt) erhöht sich die Zahl der Anlagen der Windfarm Wegeleben auf 12. Damit ist der Betrieb von insgesamt 24 Windkraftanlagen im etwa 450 ha großen Windeignungsgebiet Gröningen-Wegeleben (Landkreise Halberstadt und Bördekreis) erlaubt. "Das Eignungsgebiet mit den Anlagen befindet sich in der Nähe des Hakels und im weltweit bedeutenden Dichtezentrum des gefährdeten Rotmilans" weiß NABU Geschäftsführerin Annette Leipelt. Nach Informationen des NABU könnten sich bald mehr als 120 Windräder in drei Windparken um Huy und Hakel drehen. Leipelt: "Wir fordern den Stopp weiterer Anlagen! Jahrzehntelange Schutzbemühungen laufen Gefahr, ad absurdum geführt zu werden". Der NABU wird offiziell eine Beschwerde bei der EU-Kommission einreichen.

Der sogenannte Speckberg auf dem die 12 Windräder sich bald drehen werden, wird von Rotmilanen das ganze Jahr über intensiv genutzt und überflogen. Besonders gefährdet sind überwinternde Vögel. Mit geschätzten 490 bis 700 Rotmilanen ist das nördliche Harzvorland das bedeutendste Überwinterungsgebiet in Mitteleuropa. "Kollisionen sind vorprogrammiert!" warnt Leipelt. Um die Vögel von den Anlagen wegzulocken, sollen 150 ha Ackerfläche "greifvogelfreundlich" bewirtschaftet werden. Generell begrüßt der NABU Maßnahmen zur Verbesserung der Nahrungssituation des Rotmilans, sieht jedoch solche kleinräumigen konzentrierten Anziehungspunkte, die von einer wachsenden Zahl an Windkraftanlagen umstellt sind, eher als kontraproduktiv an. Leipelt: "Sollen die Flächen ablenken, werden sie auch andere Milane aus dem weiteren Umkreis anlocken - und diese Vögel müssen doch auch wieder durch die Windkraftanlagen fliegen."

Nach der neuen NABU-Studie zu "Auswirkungen des "Repowering" von Windkraftanlagen auf Vögel und Fledermäuse" vom Oktober 2006 wird nochmals verdeutlicht, dass sich der Ausbau der Windkraft auf Vögel und Fledermäuse standortbezogen negativ auswirken kann. Ende letzten Jahres verbot das Landesverwaltungsamt die Errichtung von 17 Windkraftanlagen bei Gerbstedt (Landkreis Mansfelder Land) aufgrund des Vogelschlagrisikos und der Fledermäuse in der Region. Dagegen klagt nun das betroffene Unternehmen.

Dass die Errichtung von Windkraftanlagen nicht immer "privilegiert" sein muss, zeigt auch das Urteil vom Landesverwaltungsgericht Stuttgart. Die Richter stellten hier bereits vor zwei Jahren fest, dass aufgrund der neuen Erkenntnisse mit einer starken Gefährdung der Greifvögel als Schlagopfer zu rechnen ist und Windkraftanlagen an Nahrungs- und Rastplätzen der Milane auch außerhalb der Vogelschutzgebiete nicht errichtet werden dürfen (Az.: 13 K 5609/03).

Insbesondere im und am Hakel kommen neben den Windrädern noch weitere Planungen und Tätigkeiten hinzu, die besonders dem Rotmilan in seinem Lebensraum einschränken und gefährden. "Der Lebensraum für die geschützten Greifvögel im Hakel und Umgebung wird damit nicht nur kleiner, sondern auch störungsreicher und gefährlicher" schätzt Annette Leipelt ein. Seit längerem fordert der NABU daher speziell für den Hakel ein Konzept mit einer umfassenden FFH-Verträglichkeitsprüfung für alle Planungen und Vorhaben.


Hintergrund

Rotmilane und Fledermäuse sind auffallend häufig Opfer der Anlagen. Das brandenburgische Landesumweltamt führt darüber Statistik: Bis September 2005 starben deutschlandweit 70 Rotmilane durch Vogelschlag, davon allein 20 in Sachsen-Anhalt. "Die Zahl scheint zunächst klein, doch muss man bedenken, dass nicht überall systematisch abgesucht wird und beispielsweise schon der Fuchs viele tote Vögel verschleppt", weiß Leipelt. Forscher gehen daher von 2 bis 7 toten Milanen je Anlage und Jahr aus.

Der Hakel ist seit 1992 Europäisches Vogelschutzgebiet. Seit 2000 gehört das 6.441 ha große Gebiet zur NATURA 2000-Gebietskulisse des Landes Sachsen-Anhalt. Hier brütet landesweit noch der seltene Schreiadler (2005: 2 Brutpaare). 1984 brüteten 120 Rotmilan-Paare Im Hakelwald; 2006 waren es nur noch 12 Paare. Seit 1991 nimmt insgesamt der Brutpaarbestand im Harzvorland ab.

In Sachsen-Anhalt wurden 1.828 Windenergieanlagen bis zum 31.12.2006 errichtet, die 2.533,01 MW Leistung erbringen. Für die installierte Leistung liegt damit Sachsen-Anhalt bundesweit auf den 3. Platz. Im Nettostromverbrauch im Energiemix führt derzeit Sachsen-Anhalt vor allen anderen Bundesländern.

Quelle im Internet und weitere Informationen unter: sachsen-anhalt.nabu.de


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