Elefantenwilderei auf Höchststand seit fast 20 Jahren - dennoch droht weitere Legalisierung des Handels
München, den 5. März 2007: Über 20.000 Elefanten werden derzeit jährlich für den internationalen
Elfenbein-Schwarzmarkt gewildert - so viele wie seit 20 Jahren nicht mehr. Artenschützer befürchten, dass sich die Massaker
der 1970er Jahre wiederholen könnten, wenn nicht sofort die Notbremse gezogen wird: "Erst das Elfenbeinhandelsverbot von
1989 brachte die Elfenbeinwilderei unter Kontrolle. Seit der sukzessiven Lockerung des Handelsverbotes boomt der Schwarzmarkt
wieder und die Preise für Elfenbein explodieren" betont Daniela Freyer von PRO WILDLIFE. Dennoch werden derzeit erneut
Ausnahmen vom Elfenbeinhandelsverbot diskutiert.
23 Tonnen geschmuggeltes Elfenbein wurden in nur einem Jahr (August 2005 - August 2006) aufgegriffen. Ausgehend von einer
Dunkelziffer von 90% gehen Experten davon aus, dass in diesem Zeitraum 23.000 Elefanten wegen ihrer Stoßzähne gewildert
wurden. Die Aufgriffe alarmierend großer Schmuggelsendungen haben erschreckend zugenommen: Im Dezember 2006 wurden 1,5 Tonnen
Elfenbein in Frankreich konfisziert, im August 3 t in Japan, und im Juli wurden in Taiwan über 5 t beschlagnahmt. Der größte
Fall seit dem Verbot des Elfenbeinhandels (1989) flog im Juni 2002 in Singapur auf: Wissenschaftler wiesen durch DNA
Untersuchungen nach, dass die mehr als 6,5 t aus Sambia stammten und vermuten, dass bis zu 6.500 Tiere alleine für diese
Lieferung starben. Auch die Schwarzmarktpreise für Elfenbein haben sich in den letzten drei Jahren fast vervierfacht und liegen
in China, dem Hauptabnehmer für illegales Elfenbein, inzwischen bei Spitzenpreisen von 750 US$ pro kg. "Wir beobachten
eine deutliche Eskalation des Elfenbeinschmuggels und eine zunehmend organisierte Kriminalität. Dass gleichzeitig über eine
Legalisierung des Elfenbeinhandels diskutiert wird, ist unverantwortlich und riskiert ein weiteres Anheizen der Wilderei"
so die PRO WILDLIFE Expertin.
In den 1970er Jahren schreckten die Bilder hunderttausender gewilderter Elefanten die Weltöffentlichkeit auf. In Afrika wurden
die Bestände in wenigen Jahrzehnten um 50% dezimiert, mancherorts sogar um bis zu 90%. 1976 beschloss das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen (WA) erstmals eine weltweite Kontrolle des Elfenbeinhandels, die Massaker gingen dennoch nahezu
unvermindert weiter. Erst das 1989 verabschiedete absolute Handelsverbot für Elfenbein brachte die Wende: Die internationalen
Elfenbeinmärkte kollabierten, Wilderer und Schmuggler fanden keine Abnehmer mehr.
Doch einige wenige südafrikanische Staaten wollen auf das Geschäft mit dem "weißen" Gold nicht verzichten und haben
seit 1997 eine schrittweise Lockerung des Handelsverbotes erreicht. 50 Tonnen Elfenbein aus Simbabwe, Botswana und Namibia
wurden 1999 nach Japan, einem der größten Absatzmärkte, verkauft. 2002 wurde der Verkauf weiterer 60 Tonnen genehmigt -
allerdings unter Voraussetzungen, die bisher nicht erfüllt sind. Dennoch liegen für die WA-Konferenz im Juni 2007 in Den Haag
drei Anträge für weitere Lockerungen des Handelsverbotes auf dem Tisch - von jährlichen Exportquoten für Elfenbein aus
Lagerbeständen bis hin zu einer völligen Freigabe des Elfenbeinhandels (Antrag von Botswana und Namibia). Dagegen fordert ein
vierter Antrag von Kenia und Mali ein 20jähriges Aussetzen legaler Elfenbeinverkäufe, um die Elefantenwilderei wieder unter
Kontrolle zu bekommen. "Die meisten afrikanischen Staaten sind dem Ansturm der Wilderer hilflos ausgeliefert. Sie brauchen
dringend Zeit und die finanzielle Unterstützung der Industrieländer, um gegen gut bewaffnete Wildererbanden und internationale
Schmuggelsyndikate vorgehen zu können", so Freyer.
Quelle im Internet und weitere Informationen unter: www.prowildlife.de
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