Neuer Greenpeace-Test von Obst und Gemüse: Aldi und Lidl hängen Konkurrenten ab
14.02.2004 - Die Supermarktketten Kaisers/Tengelmann, Edeka und Rewe verkaufen das am stärksten mit
giftigen Pestiziden belastete Obst und Gemüse in Deutschland. Das ist das Ergebnis eines Tests von Greenpeace. In der bisher
größten unabhängigen Untersuchung von Obst und Gemüse schneiden die Billigketten Lidl und Aldi dagegen am besten ab. Die
Ware der drei Schlusslichter weist drei bis fünf Mal mehr Überschreitungen der Grenzwerte auf. Kaufhof, Real und Billa (Rewe
Österreich) liegen im Mittelfeld. Die Ergebnisse des neuen Supermarkt-Rankings veröffentlicht Greenpeace heute zusammen mit
weiteren Vergleichstests in dem kostenlosen Einkaufs-Ratgeber "Essen ohne Pestizide.
"Die schlechte Nachricht ist: Im Obst und Gemüse der Supermärkte stecken nach wie vor zu viele Pestizide. Kein Angebot
der getesteten Supermärkte war befriedigend", sagt Manfred Krautter, Chemieexperte von Greenpeace. "Die gute
Nachricht: Weniger Gift im Essen muss nicht teurer sein. Die Discounter Lidl und Aldi haben nach unserem ersten Test im Jahr
2005 viel unternommen, um die Belastung mit Pestiziden zu verringern und hängen jetzt die Konkurrenz ab. Die Handelsketten
können offenbar sehr schnell auf bessere Ware umstellen, wenn sie nur wollen. Es lohnt sich also, darauf zu achten, wo man
einkauft. Uneingeschränkt empfehlenswert ist allerdings nur Bio-Ware."
Pestizide in Lebensmitteln können Hormonhaushalt und Immunsystem beeinträchtigen, Krebs auslösen oder das Nervensystem
schädigen. Ein Viertel der geprüften Ware bewertet Greenpeace wegen zu hoher Spritzmittelgehalte als "nicht
empfehlenswert". Bei Lidl waren es 16 Prozent, bei Tengelmann 34 Prozent der Produkte. Bei 12 Prozent der Proben wurden
sogar die gesetzlichen Höchstmengen erreicht oder überschritten. In zwei Prozent der Proben, vor allem in Trauben und
Kopfsalat, stecken so hohe Belastungen, dass ihr Verzehr die Gesundheit von Kleinkindern gefährden kann. Zudem wurden häufig
Rückstände illegaler Pestizide gefunden. Greenpeace erstattete Strafanzeige gegen die Vorstände der Handelsketten und fordert
für die Verantwortlichen die Aberkennung des Gewerberechts.
"Das Treiben des Lebensmittelhandels gefährdet die Gesundheit der Verbraucher. Minister Horst Seehofer und die
Verbraucherminister der Länder müssen diese Missstände schnellstens beseitigen und die Kontrollen erheblich verbessern",
fordert Krautter.
Für den Test hat Greenpeace im vergangenen Herbst 576 Obst- und Gemüseproben bei den führenden Supermarktketten gekauft.
Äpfel, Trauben, Pfirsiche/Nektarinen, Mangos/Papayas, Tomaten, Paprikas, Kopfsalate und Rucola aus konventionellem Anbau wurden
auf 250 Pestizide untersucht. Die getesteten Unternehmen decken über drei Viertel des deutschen Lebensmittelmarktes ab. Lidl
ist vom letzten Platz auf den ersten aufgerückt, nachdem der Umsatz des umstrittenen Konzerns nach dem Greenpeace-Test von 2005
eingebrochen war.
Bundesregierung erhöht Gift-Grenzwerte in Obst und
Gemüse
Neue Greenpeace-Untersuchung belegt Aufweichen des
Verbrauch
Hamburg, 6. 2. 2007 - Hunderte Grenzwerte für Pestizide in Obst und Gemüse hat das Bundesministerium
für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) zwischen den Jahren 2004 und 2006 angehoben. Das bedeutet für
Obst und Gemüse, dass ganz legal mehr Gift auf den Teller kommt. Nach einer neuen Untersuchung im Auftrag von Greenpeace sind
die Steigerungen erheblich - im Schnitt haben die Beamten die Grenzwerte um das 33fache erhöht. Gerade bei bekannten
Pestizid-Spitzenreitern mit den meisten Überschreitungen, wie Tafeltrauben, Salaten, Kräuter oder Beeren, hob das Ministerium
die Grenzwerte am stärksten an, jeweils um über das 500fache.
"Es ist unglaublich. Die Verbraucherschützer aus dem Ministerium machen konsequent das Gegenteil von dem, was notwendig
wäre, um die Gesundheit der Verbraucher und die Umwelt zu schützen", sagt Manfred Krautter, Chemie-Experte von
Greenpeace. "Minister Seehofer muss diese Praxis sofort stoppen. Wir brauchen keine Legalisierung von immer mehr Gift im
Essen, sondern wirksame Kontrollen, damit belastete Lebensmittel vom Markt verschwinden."
Greenpeace fordert von Bundesminister Horst Seehofer (CSU) die Umkehr der Grenzwertpolitik: Für Pestizide in Lebensmitteln soll
wie für Trinkwasser ein genereller Schutzwert gelten. Dieser sollte bei maximal 0,01 Milligramm pro Kilogramm Lebensmittel
liegen.
Das Bundesministerium hat zwischen 2004 und 2006 insgesamt 404 gesetzliche Pestizidgrenzwerte geändert: 293 Mal (73 Prozent)
hat es die erlaubten Belastungsgrenzen erhöht. Nur in 111 Fällen (27 Prozent) hat es sie gesenkt. Im Schnitt waren dabei die
Erhöhungen 1,5 Mal höher als die Absenkungen. Zudem wurden von Jahr zu Jahr mehr Grenzwerte angehoben.
Greenpeace hat schon zuvor Versäumnisse und Fehler aufgedeckt, die das Ministerium und die Lebensmittelüberwachung der Länder
im Umgang mit Pestiziden begehen. So wurden Grenzwerte oft fehlerhaft und zu hoch festgelegt. Der Grund: Die Bundesbehörden
versäumten es, die akute Giftigkeit (Akute Referenzdosis) von Pestiziden zu berücksichtigen, die die
Weltgesundheitsorganisation und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) festlegen.
Zudem wurde jeder fünfte Pestizidwirkstoff in Deutschland zugelassen, ohne dass das BMELV überhaupt einen Grenzwert für
Lebensmittel festgelegt hat. Bereits im Jahr 2004 hatte Greenpeace mit dem Report "Pestizide am Limit" auf massive
Grenzwertanhebungen zwischen den Jahren 1999 bis 2004 hingewiesen. Die aktuelle Untersuchung zeigt, dass dieser Trend anhält.
Ein weiteres erhebliches Problem: Die Lebensmittelüberwachung der Bundesländer ist bei der Kontrolle von Obst und Gemüse auf
Pestizide im Schnitt mangelhaft. Dies belegt der Greenpeace-Bericht "Pestizide außer Kontrolle II" aus dem Jahr
2006.
Quelle im Internet und weitere Informationen unter: www.greenpeace.de
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