Klimawandel und Überfischung vernichten Nahrungsgrundlage
Radolfzell, 24. Januar 2007: Die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) und die Gesellschaft zum Schutz der
Meeressäugetiere (GSM) weisen auf eine neue Gefahr für die Schweinswale in der Nordsee hin. Britische Wissenschaftler haben
herausgefunden, dass wegen der Klimaerwärmung die Zahl der Sandaale an den schottischen Küsten drastisch zurückgeht. Sie sind
die Hauptnahrungsgrundlage der Schweinswale in diesem ökologisch sensiblen Gebiet der Nordsee. Die ohnehin vom Aussterben
bedrohten Schweinswale können auf diese Zerstörung ihrer Hauptnahrungsgrundlage offenbar nicht reagieren - sie verhungern nach
Informationen der Wissenschaftler. Aus Sicht der von DUH und GSM gibt es neben dem Klimawandel eine weitere gravierende Ursache
für den Rückgang der Schweinswale.
Die Vorsitzende der GSM und Meeresbiologin Petra Deimer sagt dazu: "Die Industrie- oder Gammelfischerei zum Beispiel für
die Produktion von Fischmehl ist an einer solchen Nahrungskettenreaktion Schuld. Es ist ein Skandal, dass die industrielle
Fischerei noch immer nicht als eklatanter Eingriff in das sensible Ökosystem Meer verstanden wird." Die Deutsche
Umwelthilfe e.V. und die Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere befürchten, dass der doppelte Eingriff des Menschen
über den Klimawandel und die Überfischung das Ökosystem Nordsee dauerhaft schädigt und die Ökonomie der Küstenregion sich
selbst ihrer wirtschaftlichen Grundlage beraubt.
Nicht nur die Meeressäuger auch die Nordseevögel sind vom Rückgang der Sandaale betroffen. Zu diesem Ergebnis waren bereits
im vergangenen Sommer Wissenschaftler der Bundesforschungsanstalt für Fischerei in Hamburg gekommen. Während einer
vierwöchigen Forschungsreise an Bord der "Walter Herwig III" in die Nordsee hatten sie festgestellt, dass die Zahl
der großen Schlangennadel drastisch zugenommen hat. Im Gegensatz zu den Meeressäugern haben die Seevögel darauf reagiert und
anstelle der selten gewordenen Sandaale nährstoffarme Schlangennadeln gefangen. Diese neue Beute, die mit den Seepferdchen
verwandt ist, können sie aber nicht hinunterwürgen. Die tragische Folge: Es wurden viele Seevogelnester mit verhungerten
Küken darin entdeckt. Ihre Eltern hatten vergeblich versucht, sie mit Schlangennadeln zu füttern.
Die
Umweltverbände wollen diese negative Entwicklung nicht tatenlos hinnehmen. Jörg Dürr-Pucher, Generalbevollmächtigter der
Deutschen Umwelthilfe e.V.: "Die europäische Union und die Nationalstaaten sind gefordert, auf die sich gegenseitig
verstärkenden negativen Veränderungen für die Meeresfauna zu reagieren. Die Fangquoten in der Nordsee und im Nordatlantik
sind drastisch zu senken und der Treibhausgasausstoß muss in einem globalen Kraftakt reduziert werden. Wir fordern
Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, während der EU-Ratspräsidentschaft und dem Vorsitz der G8 alles dafür zu tun, dass sich
die Situation nicht weiter verschärft. Die Natur schlägt Alarm."
Quelle im Internet und weitere Informationen unter: www.duh.de
------ Mehr zum Thema Wale und Delfine 2007 -------
WWF: Pakistans Kanalsystem ist eine Falle für seltene Delfine
Frankfurt a. M., 24.01.07 - Hilflos zappelnd liegen sie in einem Bewässerungskanal und das Wasser
fließt langsam ab - wenn sie nicht vom Menschen gerettet werden, ist den Delfinen aus dem pakistanischen Indus der Tod sicher.
Jedes Jahr spielt sich diese Katastrophe erneut ab: Nur noch rund 1.100 Delfine leben vermutlich im Indus. In diesem Jahr hat
der WWF in Pakistan Hinweise auf zwei gefangene Tiere erhalten und sie nach einer aufwändigen Rettungsaktion gemeinsam mit dem
Sindh Wildlife Department zurück in den sicheren Hauptfluss gebracht. Seit dem Projektstart im Jahr 2000 konnten so 70 Delfine
gerettet werden. "Jedes einzelne Tier ist für das Überleben der Art wichtig. Aber die Kanäle sind eine tödliche Falle
für Delfine", sagt Petr Obrdlik, Süßwasserexperte des WWF und fordert: "Die Tore zwischen den Kanälen und dem
Fluss müssen länger offen stehen, damit die Delfine eine Chance haben, wieder in den Indus zurückzuschwimmen."
Das Wasser des Indus wird in ein ausgedehntes Kanalsystem geleitet, um das größtenteils trockene Land für die Landwirtschaft
zu bewässern. In diesem weltweit größten Bewässerungssystem schwimmen die Delfine versehentlich in die Kanäle und wurden
innerhalb des Kanalsystems schon in 250 Kilometern Entfernung zum Hauptfluss gefunden. Nach Schließung der Kanaltore sinkt der
Wasserstand in der trockenen Jahreszeit zwischen Oktober und März. Dann bleiben den Delfinen nur noch die schnell
austrocknenden Wasserbecken innerhalb der Kanäle - ohne menschliches Eingreifen würden sie schließlich sterben. Bei einem
Rettungseinsatz müssen die Tiere aus dem Wasser gehoben, auf einem feuchten Tuch in einen Lastwagen getragen, unter ständigem
Nasshalten zurück zum Hauptfluss gefahren und dort wieder ins Wasser getragen werden. Der WWF baut vor Ort ein Informantennetz
auf, damit möglichst schnell Neuigkeiten über gestrandete Delfine zu den Rettungsteams gelangen, und trainiert die Bauern vor
Ort für die Einsätze.
Der Indusdelfin zählt laut Weltnaturschutzunion zu den stark bedrohten Tierarten und lebt im Mittellauf des Indus in
Zentralpakistan. Weitere Bedrohungen, denen der Indusdelfin neben dem Stranden in Kanälen, ausgesetzt ist, sind die Verbauung
des Indus in fünf Abschnitte, die für den Delfin nicht zu überwinden sind, und die Wasserverschmutzung. Etwa 75 Prozent der
Indusdelfine leben unterhalb der Zuflüsse im Panjab-Gebiet, aus dem stark verschmutzte industrielle Abwässer in den Indus
geleitet werden. Der WWF setzt sich dafür ein, die Wasserqualität des Indus zu verbessern und kämpft außerdem dafür, dass
die Bewässerungsstaudämme im Indus für die Delfine durchlässig werden, damit sich die verschiedenen, von einander isolierten
Populationen wieder vermischen können.
Quelle im Internet und weitere Informationen unter: www.wwf.de
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Weitere Themen: 74, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 81
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der Nordsee" oder zum Thema "Pakistans Kanalsystem ist eine Falle für seltene Delfine"? Sie würden gern mehr
über das ökologisch sensible Gebiet der Nordsee erfahren? Über einige Themen können wir auch nur berichten, doch einige
Antworten auf häufig gestellte Fragen finden Sie unter dem Stichpunkt Glossar und einige weiterführende Erläuterungen unter Brennpunkte I und II. An der Erweiterung dieser
Stichpunkte und Rubriken arbeiten wir.
Das Thema der letzten, dieser und der nächsten Seite:
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