NABU Niedersachsen Naturtipp zum richtigen Umgang mit Wespen, Bienen, Hummeln
Beinhorn: "Hornissen und Wespen sind friedlicher als gedacht"
Hannover, 13.07.2006 - Bei anhaltend schönen Sonnentagen lassen sich auch Hornissen, Wespen und Co wieder in unseren Gärten
blicken. Kein Grund zur Panik, wenn einige einfache Regeln beachtet werden, und wenn man etwas näher mit diesen
hochinteressanten gelbschwarzen Fliegern vertraut wird, betonte der NABU Niedersachsen in seinem Naturtipp.
Am sommerlich gedeckten Tisch machen sich nur zwei der elf heimischen Wespenarten, die "Deutsche und die Gemeine
Wespe" über Kuchen, Braten und Limonade her. "Für die anderen Wespenarten, Hornissen, Hummeln und Wildbienen ist
unsere Nahrung nicht interessant", erklärte Melanie Beinhorn, NABU Niedersachsen. Das liegt an ihrer Lebens- und
Ernährungsweise: Hornissen jagen Fliegen und Spinnen und nehmen auch gerne die Raupen so genannter Schädlinge zu sich.
Kohlenhydrate, ihr ?Flugbenzin?, tanken sie an Baumrinden, reifem Ost und Wildblüten und -früchten. Die übrigen Wespenarten
bevorzugen ebenfalls Insekten als Nahrung. Hummeln und Wildbienen sind auf Pollen und Nektar spezialisiert.
Was also ist zu tun, wenn die gemütliche Kaffeerunde auf der Terrasse ständig von vor dem Gesicht hin und her fliegenden
Wespen gestört wird? "Selbst die beiden oft lästigen Wespenarten lassen sich mit einfachen Mitteln vom Tisch
fernhalten," rät Melanie Beinhorn, NABU Projektleiterin Wespen- und Hornissenberaternetz, "niemals nach der Wespe
schlagen oder sie Anpusten, denn das stellt für das Tier ein Alarmsignal dar und erhöht ihre Stichbereitschaft."
So schwierig es auch klingt - am besten man tut gar nichts. Wer es schafft, wartet einfach bis die Neugierde der Wespe
befriedigt ist. Allen anderen kann nur empfohlen werden, sich zügig ein paar Schritte zu entfernen und sich so dem Tier zu
entziehen. Einzelne Wespen kann man mit einer ruhigen vom Körper weg geführten Handbewegung zum Wegfliegen bringen, und mit
den folgenden Tipps ist auch mit den beiden nervigen Wespenarten ein friedliches Zusammenleben möglich:
Speisen und Getränke sollte man abdecken, nach dem Essen sollte der Mund bei Kindern abgewischt werden. Nie direkt aus der
Flasche trinken. Am besten Getränke mit dem Strohhalm trinken. Wespen können durch ein abseits stehendes Gefäß mit süßem
Inhalt oder auch einem Fleischstückchen abgelenkt werden, sie können sogar in aller Ruhe beim Abtransport der ?Lunchpakete?
beobachtet werden. Der süßliche Geruch von Parfüm und Autan zieht Wespen an, gerne fliegen sie auch auf bunte Kleidung. Obst
sollte aus der Wiese aufgesammelt werden. Bei größerem Wespenaufkommen oder einem Nest in der Nähe solle man nicht barfuss
laufen, unterstrich Melanie Beinhorn.
Melanie Beinhorn weiter: "Längst ist wissenschaftlich erwiesen, dass die selten vorkommenden Hornissenstiche in der Regel
zwar unangenehm sind aber nicht gefährlicher als Bienen- oder Wespenstiche. Davon ausgenommen sind Menschen, die unter einer
Insektenstichallergie leiden. Diese sollten im Fall eines Hornissen- oder sonstigen Insektenstiches ein ärztlich verordnetes
Medikament einnehmen oder einen Arzt aufsuchen. Auch bei Stichen in den Mund- und Halsbereich sollte umgehend ein Arzt
hinzugezogen werden. Ansonsten soll die Einstichstelle direkt gekühlt werden oder eine aufgeschnittene Zwiebel aufgelegt
werden. Geeignete Salben können angewandt werden, um eine Linderung zu bewirken. Bei mehreren Stichen helfen auch die Einnahme
von Calciumpräparaten und ein kräftiger Schluck Bohnenkaffee. Alkohol ist dagegen ungeeignet."
Hat sich eine Hornisse oder Wespe ins Haus verflogen, kann man an einer Fensterscheibe vorsichtig ein Glas darüber stülpen,
dann ein Stück dünner Pappe dazwischen schieben und das Insekt aus dem so verschlossenen Glas ins Freie entlassen. Besonders
Hornissen fliegen auch noch in der Dämmerung und werden vom Licht der Gartenlaternen und im Haus angezogen. In diesem Fall
hilft es Fenster zu verschließen und das Licht vorübergehend zu löschen.
Hornissen und Wespen leben oft von uns unbemerkt auf Dachböden, in Vogelhäuschen und in Gartenschuppen. Wurde ein Nest doch
einmal an einem ungeeigneten Platz gebaut, stehen Berater zur Verfügung. Hornissen sind wegen ihrer Bestandsgefährdung
besonders gesetzlich geschützt. Ihr Nest darf nicht zerstört oder von unbefugten Personen versetzt werden. Eine unvermeidliche
Umsiedelung darf von Fachleuten mit Ausnahmegenehmigung der zuständigen Naturschutzbehörde vorgenommen werden. Befinden sich
Wespennester in der Nähe von häufig benutzten Fenstern oder Türen eines Wohnhauses, so sollte man erst einmal abklären um
welche Wespenart es sich handelt. Von den über 100 bei uns vorkommenden Wespenarten gehören nur elf zu den Staaten bildenden
Faltenwespen. Davon werden lediglich die beiden schon erwähnten Arten Deutsche Wespe und Gemeine Wespe dem Menschen zeitweise
lästig. Diese beiden Arten bewohnen aber zumeist Nester im Boden. Findet sich tatsächlich ein Nest einer dieser beiden Arten
in Wohnungsnähe, helfen auch hier zunächst einige einfache Verhaltensregeln:
Ein zügiges Kreuzen von Nesteinflugschneisen ist ungefährlich, erst längeres Verstellen des Einflugbereiches schafft Unruhe
und gesteigerte Abwehrbereitschaft. Das Anbringen von Fliegennetzen an Fenstern und Türen des betroffenen Wohnbereiches hält
die Insekten aus dem Haus. Und letztendlich hilft das Abwarten bis das Wespenvolk im Herbst abstirbt. Nur die Königin überlebt
und gründet im nächsten Frühjahr ein neues Volk. Das alte Nest wird nicht mehr besiedelt.
Das niedersächsische Hornissen- und Wespenberaternetz
Der NABU Niedersachsen, die Naturschutzbehörden und die
niedersächsischen Hornissenberater setzen sich dafür ein, dass Hornissennester geschützt und erhalten bleiben können.
"Deshalb beraten wir Bürgerinnen und Bürger, die sich wegen Hornissen in ihrer Wohnumgebung Sorgen machen, gerne und
ausführlich", erklärte Melanie Beinhorn, Projektleiterin. Der NABU Niedersachsen bildet mit Hilfe der BINGO
Umweltlotterie in Niedersachsen Wespen- und Hornissenberater aus, denn in manchen Fällen ist neben einer Beratung eine
Umsiedlung von Wespen- und Hornissenvölkern unumgänglich, nämlich dann, wenn sich die Staaten bildenden Insekten in der Nähe
von häufig benutzten Durchgängen oder etwa im Einzugsbereich von Kinderspielplätzen angesiedelt haben oder bei allergisch
reagierenden Personen. In solchen Fällen rät der NABU dazu, sich von dem durch den Einsatz des NABU ständig wachsenden Netz
der örtlichen Wespen- und Hornissenberatern beraten zu lassen.
Die Adressen der Hornissenberater erhalten Sie bei den
Unteren Naturschutzbehörden der jeweiligen Landkreise, der Regionen oder der kreisfreien Städte.
Informationen:
Mehr zum Leben der interessanten Insekten finden sie im Heft ?Wespen, Bienen, Hummeln & Co?. Die farbige
Broschüre und die 30 seitige Bauplansammlung speziell für Insektennisthilfen der nützlichen Pflanzenbestäuber wie Bienen und
Hummeln ist als Infopaket gegen Einsendung von fünf Euro beim NABU Niedersachsen, Stichwort Wespen, Calenberger Str. 24, 30196
Hannover erhältlich.
Weitere Informationen finden Sie im Netz zu:
Tipps zum richtigen Umgang mit Wespen: Nabu - Hornissen und Wespen
Basisinfo zu Wespen und Hornissen:
Lebensweise und
Arten
Ausführliche Informationen zu Hautflüglern im Netz unter www.hymenoptera.de.
Quelle: niedersachsen.nabu.de
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