Balzende Meisen und zugfaule Kraniche im Winter
Berlin, 12.01.2007 - Der überaus milde Herbst und der schon frühlingshafte Winter machen für jeden
unübersehbar: Unser Klima ist aus den Fugen geraten. Jahreszeitlich außergewöhnliche Wetterlagen mit extremen Temperaturen,
Stürmen und Niederschlägen nehmen in erschreckendem Umfang zu und wirken sich unmittelbar auf die Natur aus. Was Ornithologen
des NABU zur Zeit beobachten, bestätigen auch langfristig erhobene Daten: Der Jahresrhythmus vieler Vogelarten verändert sich.
"Noch nie haben so viele Zugvögel ihre Reise verkürzt wie in diesem milden Winter", sagte NABU-Vogelschutzexperte
Markus Nipkow. Kraniche, die normalerweise den Winter in Spanien und Portugal verbringen, seien zu Tausenden in Deutschland
geblieben, ebenso Stare, Feldlerchen, Goldregenpfeifer, Kiebitze und Hausrotschwänze. "Das kann diesen Vögeln zwar
Vorteile in der kommenden Brutsaison bescheren, doch sollte jetzt noch ein heftiger Wintereinbruch erfolgen, werden viele nicht
überleben", fürchtet der Vogelkundler.
Mit dem Durcheinander des Klimas steigen die Risiken für eine Tierwelt, die im Laufe ihrer Geschichte vielfältige Anpassungen
entwickelt hat. Arten mit nur geringen Anpassungsfähigkeiten werden zu den Verlierern zählen. Dazu gehören besonders die
Transsaharazieher unter den Zugvögeln, wie Kuckuck, Pirol, oder Gartenrotschwanz. Sie kämpfen gleich doppelt ums Überleben:
Mit der Ausbreitung der Sahara erhöht sich das Risiko, dass die im Körperfett angesammelten Energiereserven für weitere
Distanzen über Wüstenzonen nicht mehr ausreichen. Haben sie die Überquerung geschafft und kommen zum Brutbeginn wieder heil
zurück, fehlt es ihnen hier an Nahrung, wenn sich die benötigten Insekten klimabedingt schon früher entwickelt haben. Dagegen
werden wärmeliebenden Arten wie der Bienenfresser tendenziell begünstigt. So findet der bunt-schillernde Exot aus dem
Mittelmeerraum nun auch in Deutschland zunehmend eine Heimat. Im vergangenen Jahr brüteten hier schon mehr als 500 Paare.
Wo jedoch Lebensräume klimabedingt verloren gehen, wie in den Hochlagen der Mittelgebirge, der Alpen und an den Küsten, ist
mit dramatischen Verlusten bei Flora und Fauna zu rechnen. Dort verläuft der Klimawandel am schnellsten - zu schnell für viele
Arten. "Artenschutz ohne Klimaschutz ist Vergangenheit. Wir müssen die Treibhausgase Kohlendioxid und Methan drastisch
reduzieren, um so die globale Erwärmung zumindest langfristig noch eindämmen zu können", so Nipkow.
Quelle im Internet und weitere Informationen unter: www.nabu.de
------- Mehr zum Thema Klimawandel 2007 -------
Beck stellt die Glaubwürdigkeit der gesamten deutschen Klimapolitik in Frage
Gemeinsame Presseerklärung von BUND, BUND-jugend, Deutscher Naturschutzring, Forum Umwelt &
Entwicklung, Germanwatch, Greenpeace, Katholische Landjugendbewegung Deutschland KLJB, NABU und WWF Deutschland
Bonn, 18.01.2007 - Neun Umwelt- und Entwicklungsorganisationen haben heute in einem Offenen Brief den SPD-Vorsitzenden Kurt Beck
aufgefordert, die Vorgaben der EU-Kommission für den Klimaschutz in Deutschland zu akzeptieren. Beck hatte Bundeskanzlerin
Merkel aufgefordert, gegen die EU-Kommission zu klagen, die den Nationalen Emissionshandelsplan der Bundesregierung als
unzureichend zurückgewiesen hatte und erheblich weitreichendere Emissionsreduzierungen verlangt hatte.
Mit diesem Vorstoß stellt Beck die Glaubwürdigkeit nicht nur der sozialdemokratischen, sondern der gesamten deutschen
Klimapolitik in Frage. Während die Bundesregierung angesichts der alarmierenden Meldungen über die - ökologischen wie
wirtschaftlichen - Folgen des Klimawandels den Klimaschutz zu einem Schwerpunkt ihrer Präsidentschaft in der EU und G8 erklärt
hat, würde die Umsetzung von Becks Forderung dazu führen, die deutsche Vorreiterrolle im Klimaschutz aufzugeben und zum
Bremser zu werden.
Becks Behauptung, Deutschland würde mit den EU-Vorgaben überfordert, entbehrt jeder Grundlage - die EU-Kommission bleibt mit
ihren Vorgaben immer noch hinter den freiwilligen Zusagen der deutschen Industrie zurück.
Becks Forderung ist letztlich unsozial: Je weniger Reduktionsverpflichtungen von der Großindustrie erbracht werden müssen,
desto mehr müssen Haushalte und Kleinverbraucher reduzieren. Auch beim Klimaschutz dürfen die Großkonzerne nicht auf Kosten
der Allgemeinheit geschont werden. Dass ausgerechnet der SPD-Vorsitzende einen solchen Vorstoß macht, dürfte in der
Öffentlichkeit und unter der SPD-Wählerschaft schwer zu vermitteln sein. Wir fordern Beck daher nachdrücklich auf, die
Zielmarke 453 Millionen Tonnen und die Streichung der Sonderregelungen im Nationalen Allokationsplan zu akzeptieren.
Quelle im Internet und weitere Informationen unter: www.nabu.de
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Weitere Themen: 65, 66, 67, 68, 69, 70, 71, 72
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gestellte Fragen finden Sie unter dem Stichpunkt Glossar und einige
weiterführende Erläuterungen unter Brennpunkte I und II. An der Erweiterung dieser Stichpunkte und Rubriken arbeiten wir.
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