Meeresspiegel könnte bis zum Jahr 2100 um 50-140 cm steigen
Potsdam, 14.12.2006 - Der Meeresspiegel könnte in den kommenden Jahrzehnten schneller steigen als
bislang erwartet. Zu dieser Aussage kommt eine neue Studie des deutschen Ozeanexperten Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut
für Klimafolgenforschung (PIK). Anhand von Messdaten des 20. Jahrhunderts wies der Forscher einen engen Zusammenhang zwischen
der globalen Temperaturerhöhung und der Geschwindigkeit nach, mit der sich der Meeresspiegel erhöht: je wärmer es wird, desto
rascher steigt der Meeresspiegel. Bleibt dieser für das 20. Jahrhundert gefundene Zusammenhang auch für die kommenden 100
Jahre gültig, könnte der globale Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 um 50-140 cm steigen. Diese Ergebnisse wurden in der neuesten
Online-Ausgabe der Fachzeitschrift Science veröffentlicht.
Infolge der Erderwärmung ist der globale Meeresspiegel im 20. Jahrhundert um knapp 20 cm angestiegen. Bislang gingen
Wissenschaftler von einem weiteren Anstieg im 21. Jahrhundert um 9-88 cm aus, je nachdem, wie viel Treibhausgas wir emittieren
und wie empfindlich das Klimasystem darauf reagiert.
Anlass für Rahmstorfs Studie war, dass Computermodelle des Klimas den heute bereits eingetretenen Meeresspiegelanstieg deutlich
unterschätzen. Zukunftsprojektionen zur Entwicklung des Meeresspiegels anhand dieser Modelle sind daher noch nicht
zuverlässig. Anstelle von Klimamodellen beruht Rahmstorfs neue Studie auf empirischen Beobachtungen von Lufttemperaturen und
Meeresspiegelveränderungen.
"Die Tatsache, dass wir mit unterschiedlichen Methoden so unterschiedliche Abschätzungen erhalten, macht deutlich, wie
unsicher unsere gegenwärtigen Meeresspiegelvorhersagen noch sind," sagt Rahmstorf. Ein wesentlicher Grund für diese
Unsicherheit ist das Verhalten der großen Kontinentaleismassen in Grönland und der Antarktis, das nur schwer berechenbar ist.
"Für ein gegebenes Erwärmungsszenario könnten wir auch den doppelten Anstieg des Meeresspiegels bekommen als man bislang
erwartet hat."
Ein Meeresspiegelanstieg von einem Meter oder mehr wäre eine sehr schlechte Nachricht für große Küstenstädte, da er die
Sturmflutgefahr stark erhöhen würde. Besonders gefährdet sind Städte an den Küsten des Nordatlantik wie London oder New
York. Der Meeresspiegel im nördlichen Atlantik könnte stärker steigen als anderswo, falls sich der Nordatlantikstrom
abschwächt. Dies zeigte eine frühere Studie von Rahmstorfs Arbeitsgruppe im Jahr 2005. Der Anstieg des Meeresspiegels kann
begrenzt werden, indem in den kommenden Jahrzehnten der Ausstoß von Treibhausgasen stark verringert wird. Darüber hinaus
können durch einen vorausschauenden Küstenschutz die Folgen des Meeresspiegelanstiegs vermindert werden.
Stefan Rahmstorf ist Professor für Physik der Ozeane an der Universität Potsdam und gilt als einer der führenden Ozean- und
Klimaexperten weltweit. Er hat über 50 Studien in internationalen Fachzeitschriften publiziert.
Quelle im Internet und weitere Informationen unter: www.pik-potsdam.de
------- Thema tropische Stürme und Hurrikane 2006 / 2007 -------
Kieler Wissenschaftler entdecken wichtigen Steuerungsmechanismus
02.01.07 - Das Jahr 2005 war mit insgesamt 28 tropischen Stürmen, von denen 15 Hurrikanstärke
erreichten, ein Rekordjahr. Noch nie gab es seit Beginn der regelmäßigen Aufzeichnungen im Jahr 1850 so viele Hurrikane. Für
2006 fällt die Bilanz eher gering aus: nur 9 tropische Stürme, von denen gerade einmal 5 als Hurrikan klassifiziert wurden.
Wie kommt es zu solch starken Veränderungen von Jahr zu Jahr? Wissenschaftler vom IFM-GEOMAR haben dazu eine neue Hypothese
entwickelt, die demnächst im internationalen Fachblatt Geophysical Research Letters veröffentlich wird.
Die Studie des IFM-GEOMAR unter Leitung von Prof. Mojib Latif zeigt, dass der Temperaturunterschied zwischen dem tropischen
Nordatlantik und dem Indo-Pazifik die Hurrikanaktivität über dem Atlantik stark beeinflusst. Der Temperaturunterschied
kontrolliert die vertikale Windscherung (Änderung des Windes mit der Höhe) über dem Atlantik, ein wichtiger Parameter für
die Entstehung von tropischen Wirbelstürmen. Eine schwache Windscherung begünstigt die Entstehung von Hurrikanen, während
eine starke Windscherung ihre Entwicklung behindert. In den vergangenen Jahren hat nun eine stärkere Erwärmung des tropischen
Nord Atlantiks im Vergleich zum Indo-Pazifik zu einer Verringerung der Windscherung über dem tropischen Nordatlantik geführt.
Dies erleichterte die Bildung von tropischen Wirbelstürmen und führte zu einer überdurchschnittlichen Anzahl. Im Jahr 2006
ist die Temperaturdifferenz zwischen dem tropischen Nordatlantik und dem Indo-Pazifik infolge eines El Niño Ereignisses, einer
Erwärmung des äquatorialen Pazifik, deutlich reduziert. Dies verstärkte die vertikale Windscherung über dem tropischen
Nordatlantik und erklärt die geringe Zahl tropischer Stürme im Atlantik in diesem Jahr.
"Die Kenntnis dieses Zusammenhangs könnte die Vorhersage der Hurrikansaison deutlich verbessern", so Prof. Mojib
Latif. "Damit können wir sehr viel verlässlicher als bisher schon im Frühsommer prognostizieren, ob es viele oder wenige
Hurrikane geben wird", erklärt Latif weiter. "Dieses Instrument ist natürlich nicht dazu geeignet das Entstehen und
die Zugbahn einzelner Hurrikane vorherzusagen, dass bleibt Aufgabe der Wettervorhersage".
Die nun vorgestellte Studie stellt auch die Vermutung in Frage, dass die große Anzahl von Hurrikanen im Jahr 2005 auf den
globalen Klimawandel zurückgeführt werden kann. "Wir erwarten durch den Anstieg der Meeresoberflächentemperaturen
infolge der globalen Erwärmung zwar ein häufigeres Auftreten sehr starker Hurrikane, aber insgesamt nicht unbedingt mehr
tropische Wirbelstürme", so Prof. Latif. Wenn man sich die Anzahl der tropischen Wirbelstürme weltweit ansieht, war 2005
ein eher durchschnittliches Jahr. Und wie sieht es in diesem Jahr aus? "Da müssen wir noch die weitere Entwicklung des El
Niño im Pazifik abwarten und sehen, ob sich La Niña (kalte) Bedingungen im nächsten Sommer einstellen", sagt Prof.
Latif. "Unter La Niña Bedingungen gibt es meistens mehr Hurrikane als normal".
Quelle im Internet und weitere Informationen unter: www.ifm-geomar.de
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Hurrikane"? Sie würden gern mehr über die Gefahren beim Anstieg der Meeresspiegel erfahren? Über einige Themen können
wir auch nur berichten, doch einige Antworten auf häufig gestellte Fragen finden Sie unter dem Stichpunkt Glossar und einige weiterführende Erläuterungen unter Brennpunkte I und II. An der Erweiterung dieser
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