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Kongo - Gewalt und Vertreibung hält an


Weltweit schlimmste humanitäre Krise

Demokratische Republik Kongo: Gewalt und Vertreibung im Osten des Landes halten an - Ärzte ohne Grenzen versorgt 39.000 Vertriebene in Ituri

Bunia/Berlin, 21. Juli 2006. Im Vorfeld der Wahlen im Kongo halten Kämpfe und Angriffe auf die Zivilbevölkerung in der Region Ituri im Osten des Landes an. Die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen weist auf die dramatische Lage von rund 39.000 Vertriebenen in dem Ort Gety südlich der Distrikthauptstadt Bunia hin. Die Menschen sind nach wochenlanger Flucht geschwächt, viele Kleinkinder sind unterernährt und die sanitären Verhältnisse kritisch. Wegen der schwierigen Sicherheitslage in Ituri gestaltet sich die humanitäre Hilfe laut Ärzte ohne Grenzen sehr schwierig.

Anhaltende Auseinandersetzungen zwischen kongolesischen Regierungstruppen und Milizen zwingen tausende Zivilisten zur Flucht. Allein in den vergangenen acht Tagen trafen 17.000 neue Vertriebene in Gety ein. Der Gesundheitszustand der Menschen ist sehr schlecht, denn sie hatten zuvor mehrere Wochen ohne jede Unterstützung im Busch ausgeharrt, nachdem ihre Dörfer angegriffen und zerstört worden waren.
"In einem Ortsteil Getys mit 16.000 Einwohnern sind an einem einzigen Tag 16 Kinder an Krankheiten und Mangelernährung gestorben," erklärt Laurent Ligozat, der Leiter des Nothilfeteams von Ärzte ohne Grenzen. Innerhalb einer Woche mussten 130 schwer unterernährte Kinder ins 60 Kilometer weiter nördlich gelegene Bunia überwiesen werden, wo Ärzte ohne Grenzen seit drei Jahren ein Krankenhaus betreibt. Die Kapazität der Klinik wurde durch vier zusätzliche Behandlungszelte aufgestockt.

Ärzte ohne Grenzen wird das fünfköpfige Team in Gety heute verstärken und zwölf Tonnen Hilfsgüter, vor allem medizinisches Material und Spezialnahrung, auf den Weg bringen. Die Organisation arbeitet seit 2003 in Ituri und unterstützt das Krankenhaus Bon Marché in Bunia. Außerdem leisten die Teams medizinische Nothilfe beim Ausbruch von Epidemien und reagieren auf Notsituationen wie diejenige in Gety.

Quelle: www.aerzte-ohne-grenzen.de

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Terra Human - Hierzu sollte der Leser wissen, die Vorkommen an Bodenschätzen des Kongos, wie Erdöl, Gold und Diamanten, gehören zu den größten und reichsten der Erde. Dennoch ist das Land bis zum Äußersten verarmt. Misswirtschaft und Korruption haben das Land innerlich zerrissen. Der anhaltende Krieg hat bereits vier Millionen Menschenleben gefordert und mehr als Zweidrittel der Bevölkerung ist unterernährt. Am 30. Juli dieses Jahres sollen im Kongo zum ersten mal seit über 40 Jahren wieder demokratische Wahlen stattfinden. Um die Durchführbarkeit der Wahlen zu sichern, befinden auch deutsche Soldaten im Rahmen der UN-Mission Monuc im Kongo.

Bereits im Februar 2006 berichtete die internationale Hilfsorganisation Oxfam zum Thema:

 
Humanitäre Hilfe in der DR Kongo ebenso dringend wie Wahlhilfe - Geberländer müssen in Brüssel UN-Aktionsplan finanzieren

Brüssel/Berlin, 13.02.2006: Angesichts der dramatischen humanitären Notlage von 42 Millionen Menschen in der Demokratischen Republik Kongo und der prekären Sicherheitslage im Osten des Landes ruft die internationale Hilfsorganisation Oxfam die Gebergemeinschaft zu großzügiger Hilfe für die kongolesische Bevölkerung auf. In einem Bericht aus Anlass der heute in Brüssel stattfindenden internationalen Geberkonferenz fordert Oxfam die Industrieländer dazu auf, den vorliegenden neuen UN-Aktionsplan in Höhe von 682 Mio. USD nach Maßgabe ihrer jeweiligen Wirtschaftskraft zu finanzieren.

Während die Geber in Vorbereitung und Durchführung der am 29. April 2006 in der DR Kongo geplanten Wahlen richtigerweise bereits mehr als 450 Mio. USD investieren, dürfen sie über diese Begleitung des demokratischen Prozesses im Kongo nicht die dortige weltweit schlimmste humanitäre Krise ignorieren und die Finanzierung des neuen UN-Aktionsplanes vernachlässigen.

"Von der Geberkonferenz muss ein Signal für die Zukunft des Kongo ausgehen. Der demokratische Prozess ist für die langfristige Stabilität in der DR Kongo entscheidend. Allerdings benötigen die Menschen auch sauberes Trinkwasser, Nahrungsmittel und eine Verbesserung der Sicherheitslage, damit es überhaupt zu erfolgreichen Wahlen kommen kann. Tote Menschen können nicht wählen", erklärt Oxfam-Programmleiter Gordon Kihurugu.

Die ohnehin zu niedrig angesetzten UN-Aufrufe der letzten fünf Jahre wurden von den Gebern maximal zu 75% finanziert; im vergangenen Jahr wurden lediglich 136 Mio. USD oder 62% der eigentlich erforderlichen Mittel zugesagt. Der Tsunami-Aufruf wurde hingegen mit 1,1 Milliarden Dollar finanziert, entsprechend 85% des angemeldeten Bedarfs.

Der nun vorliegende UN-Aufruf zur DR Kongo in Höhe von 682 Mio. USD ist eine Verdreifachung des Aufrufs von 2005 und entspricht aus Oxfams Sicht erstmals dem wirklichen Bedarf an humanitärer Hilfe. Um ihn zu finanzieren, müssen Länder wie die USA, Japan, Deutschland, Frankreich und Italien ihre Beiträge von 2005 deutlich erhöhen. Oxfam ruft auch kleinere Geberländer wie Australien und Spanien dazu auf, sich stärker als in vergangenen Jahren zu beteiligen. Nur wenn die internationalen Geber gemeinsam und entsprechend ihrer Wirtschaftskraft ihren Beitrag zu den vorgeschlagenen Maßnahmen zugunsten der kongolesischen Bevölkerung leisten, besteht Hoffnung auf Beendigung der größten humanitären Krise der Welt.

Weiterhin berichtete Oxfam:

Deutschland, Italien und Frankreich leisten auch Beiträge zum EU-Budget. Nach OCHA-Angaben hat die EU in 2005 zum UN-Aufruf für die DR Kongo 9,6 Millionen Dollar beigetragen.

Die humanitäre Lage in der DR Kongo ist dramatisch: Täglich sterben gegenwärtig bis zu 1.000 Menschen als direkte Folge des gewaltsamen Konflikts, der seit 1998 fast vier Millionen Tote forderte. Es fehlt an grundlegender Infrastruktur, und das Dienstleistungssystem einschließlich der ohnehin unzureichenden Gesundheitsversorgung ist zusammengebrochen. In weiten Teilen des Landes herrscht mittlerweile Nahrungsmittelknappheit, und teils bereits akute Unternährung.

Die Erwartungen nach dem Friedensabkommen von 2003 haben sich nicht erfüllt - das Leiden und Sterben der Menschen in der DR Kongo setzt sich bis heute fort. Auch die 2003 eingesetzte Übergangsregierung hat sich bislang noch nicht wirksam mit den eigentlichen Konfliktursachen befasst.

"Die Geberländer dürfen in dem allgemeinen Bemühen um die Förderung der demokratischen Wahlen in der DR Kongo nicht vergessen, dass im Osten des Landes noch immer jede Woche Tausende von Menschen durch den entsetzlichen Konflikt dort ihr Leben verlieren", so Oxfam-Mitarbeiter Kihuguru. "Es werden weiter Tausende sinnlos sterben, wenn die Geberländer nicht das erforderliche Geld für Nahrungsmittel, sauberes Wasser und Gesundheitsversorgung bereitstellen."

Hinweis: Oxfam arbeitet seit den 60er Jahren in der DR Kongo und unterstützt gegenwärtig im Osten 300.000 Menschen mit Trinkwasserbereitstellung, Hygienemaßnahmen und Gesundheitsversorgung. Landesweit ist Oxfam in Projekten im Bildungsbereich und zur nachhaltigen Existenzsicherung engagiert.

Oxfam Deutschland führt seit 15. Januar 2006 ein Hilfsprojekt zusammen mit unserer kongolesischen Partnerorganisation UGEAFI durch. Mehr als zweitausend besonders gefährdete Flüchtlingsfamilien, die aus Tansania in die entlegenen Hochplateaus im Süden von Süd-Kivu zurückkehren, erhalten wichtige Hilfsgüter wie Trinkwasserbehälter und Moskitonetze, die sie zur Neugründung ihrer Haushalte benötigen. Dieses Projekt wird mit Mitteln für humanitäre Hilfe des Auswärtigen Amtes gefördert.

Daneben arbeiten Oxfam Deutschland und Oxfam Niederlande mit einem Netzwerk örtlicher Hilfsorganisationen, Frauengruppen und Kirchen in der Provinz Maniema im Ostkongo, um die lokalen Dorfgemeinschaften und Wirtschaftsstrukturen wieder aufzubauen und traditionelle, friedliche Methoden der Konfliktlösung zu stärken. Kontakt: Oxfam Deutschland, Paul Bendix, 0178-5199273, Quelle im Internet: www.oxfam.de

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Terra Human - Die allgemeine wirtschaftliche Lage im Kongo, sowie die führende Rolle internationaler Firmen in Verbindung mit Milizen, geht auch aus einem Bericht der Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch" vom Sommer 2005 hervor.

Human Rights Watch: Der Fluch des Goldes

Weitere berichte zum Thema Kongo:

1. Deutsches Engagement im Kongo erwünscht
2. Mehr Hilfe für den Kongo
3. Kinder als Zielscheibe - das Beispiel Ostkongo


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Weitere Themen: 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34

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