Delfin des Monats Januar: Tausende Schwarzdelfine werden in Peru getötet
München, den 2. Januar 2007: Tausende Schwarzdelfine* (Lagenorhynchus obscurus) lassen allein in Peru
jährlich ihr Leben, um als illegale Fleischquelle oder gar als kostenloser Köder für die Haifischerei verwendet zu werden.
Anlässlich des "Jahres des Delfins" hat PRO WILDLIFE im Januar den Schwarzdelfin in den Mittelpunkt der Aktivitäten
gestellt: "Peru hat die Delfinjagd auf dem Papier verboten, aber die Tötungen gehen in großem Stil weiter",
berichtet Biologin Dr. Sandra Altherr. Die Artenschützer fordern die Regierung Perus auf, endlich ihre Gesetze zum Schutz der
kleinen Meeressäuger umzusetzen und gegen die Delfinjagd konsequent vorzugehen.
"Delfine leben gefährlich in den Gewässern Perus: Fischer stellen ihnen mit Netzen, Harpunen, Knüppeln und Messern nach.
Tiere, die sich in den Fischernetzen verfangen, werden erstickt oder ertränkt" berichtet die PRO WILDLIFE-Sprecherin.
Betroffen sind neben dem besonders häufig gejagten Schwarzdelfin noch vier weitere Arten. Mit zwei Gesetzesinitiativen wurde in
Peru bislang vergeblich versucht, die Zahl getöteter Delfine zu reduzieren: Zwar ging der Fang für den menschlichen Verzehr
zurück, gleichzeitig nahm die Verwendung von Delfinfleisch als Köder für die Haifischerei massiv zu.
Die Jagd auf Delfine in Peru begann in den 1960er Jahren und stieg in den 80er Jahren auf jährlich 475 Tonnen Delfinfleisch
(entspricht 10.000 Tieren) allein für den menschlichen Verzehr. 1990 verabschiedete die peruanische Regierung erstmals ein
Jagd- und Handelsverbot für Delfine, doch das Gesetz blieb weitgehend ein Papiertiger: "Mitte der 90er Jahre stieg die
Zahl getöteter Delfine sogar weiter an, auf bis zu 20.000 Tiere jährlich - das erste Gesetz zeigte also keinerlei
Wirkung" so Altherr.
Im April 1996 wurde das Gesetz schließlich nachgebessert, die Fangzahlen für den menschlichen Verzehr gingen auf derzeit circa
3.000 Delfine jährlich zurück. Delfinfleisch ist noch immer populär und wird bis heute auf Fischmärkten frisch oder
gepökelt als "Schwein der Meere" (chancho marino) verkauft. Das Kilogramm Delfinfleisch kostet weniger als 1 Euro und
ist somit deutlich billiger als Rind- oder Pferdefleisch. Entsprechend groß ist die Nachfrage.
Deutlich mehr Tiere als für den menschlichen Verzehr sterben zudem, um ihr Fleisch als kostenlose Köder in der Haifischerei zu
benutzen. Schwarzdelfine gehören dabei zu den häufigsten Opfern der Fischer. "Um die ohnehin hoffnungslos überfischten
Hai-Bestände weiter ausbeuten zu können, werden hoch entwickelte Delfine zerhackt und als Köder eingesetzt - dies ist eine
unglaubliche Vergeudung und Barbarei", kritisiert die PRO WILDLIFE Sprecherin.
Für die Artenschützer liegt der Hintergrund für die zunehmende Verwendung als Haiköder auf der Hand: "Wie überall sind
auch die Fischbestände vor Peru durch Überfischung knapp geworden. Da schaltet man die Fisch fressenden Delfine als
Konkurrenten gerne aus", erläutert Altherr.
PRO WILDLIFE hat anlässlich des von den Vereinten Nationen ausgerufenen Jahr des Delfins eine Protestaktion ins Leben gerufen,
um Peru zu einem stärkeren Vorgehen gegen den illegalen Delfinfang zu bewegen.
*Die ca. zwei Meter langen und bis zu 90 kg schweren Schwarzdelfine sind vor den Küsten Südamerikas, Neuseelands und
Südafrikas zu finden. Sie gehören aufgrund ihrer extrem hohen Sprünge und Saltos zu den akrobatischsten Delfinen. Die
Bestandsgröße ist unbekannt, jedoch ist die Population aufgrund der Überjagung offenbar rückläufig.
... Hintergrundinfos zum Jahr
des Delfins
Quelle und weitere Informationen unter: www.prowildlife.de
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