"Biosphärengebiet Schwäbische Alb könnte wirtschaftliche Modellregion werden"
Ökonomie-Professor Werner F. Schulz von der Universität Hohenheim begrüßt den Beschluss des
Lenkungsausschusses: "Wirtschaft muss einmalige Chance ergreifen"
21.12.2006 - "Als boomende Wirtschaftsregion ist das Projekt Biosphärengebiet Schwäbische Alb wie kein anderes geeignet,
ein deutschlandweit einzigartiges Erfolgsmodell zu werden", begrüßt Ökonomie-Professor Werner F. Schulz das Ergebnis der
heutigen Sitzung des Lenkungsausschusses im Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum (MLR). Darin haben Vertreter aus
Politik und Wirtschaft die Gebietsgrenzen für das geplante Projekt zwischen Münsingen und Reutlingen abgesteckt.
Biosphärengebiete sind Modellprojekte der UNESCO, die wirtschaftliche und soziale Entwicklungen beispielhaft mit Umweltschutz
verknüpfen. Nächste Ziele: ein positives Votum durch das baden-württembergische Kabinett und die Anerkennung des
Biosphärenreservates durch die UNESCO.
Als Mitglied des Deutschen Nationalkomitees der UNESCO "Mensch und Biosphäre" (MAB) wird Prof. Dr. Schulz vom
Lehrstuhl für Umweltmanagement der Universität Hohenheim an der Empfehlung beteiligt sein, ob dem Hoffnungsträger
Schwäbische Alb der begehrte Titel zugesprochen werden soll. Die Chancen, so Prof. Dr. Schulz, seien gut.
Seiner Ansicht nach könnte das künftige Biosphärengebiet leicht zur wirtschaftlichen Modellregion Deutschlands aufsteigen -
umso mehr, als die Region Stuttgart erst vor wenigen Wochen gemäß Innovationsindex 2006 als führende Innovationsregion der EU
anerkannt wurde. "Die Menschen der Region haben erkannt, dass umweltbewusstes Handeln nicht Stillstand bedeutet. Denn
Wirtschaft lebt von Ökologie."
Nach dem Beschluss des Lenkungsausschusses können die Planungen für das einzigartige Projekt nun in die zweite Runde gehen.
Zusammen mit den beteiligten 28 Kommunen plant das Regierungspräsidium Tübingen den weiteren Verlauf des Umwelt- und
Wirtschaftsprojekts. Im Frühjahr steht das Biosphärengebiet auf der Tagesordnung des Landeskabinetts. 2008 soll das Konzept
verabschiedet und bei der UNESCO eingereicht werden.
"Das zukünftige Biosphärengebiet auf der Schwäbischen Alb bietet jedem ansässigen Betrieb das Plus, seine
Wirtschaftlichkeit mit den Methoden des Umweltmanagements zu steigern", erläutert der Management-Experte. "Bei
Energiekosten, Wassernutzung oder Abfall- und Gefahrgutentsorgung liegen enorme Einsparungspotenziale brach, die sich nur durch
intelligentes Management heben lassen." Die Initiatoren ermutigt Prof. Dr. Schulz deshalb, eventuelle Vorbehalte in der
Bevölkerung aufzuarbeiten und die vielfältigen Entwicklungschancen für Landwirtschaft, Gewerbe und Naturschutz
hervorzuheben.
Das schwäbische Modellprojekt umfasst mit einer Größe von rund 78.000 ha die Landkreise Esslingen, Reutlingen und den
Alb-Donau-Kreis. Federführende Behörde des Biosphärengebiets Schwäbische Alb ist das Regierungspräsidium Tübingen. Das
nächste Ziel ist, das Projekt Biosphärengebiet im Frühjahr 2007 ins Kabinett zu bringen. Die formale Ausweisung des Gebiets
könnte dann im März erfolgen.
Das gesamte Gebiet ist in drei Zonen unterteilt, in denen mit unterschiedlichen Umweltstandards ein Beitrag zum Erhalt der
Landschaft das oberste Ziel ist. Die so genannte Kernzone dient dem langfristigen Schutz der Natur und ist von jeglicher Nutzung
ausgeschlossen. In den angrenzenden Pflegezonen findet nur eine schonende und naturnahe Landnutzung statt. In den
Entwicklungszonen hingegen ist nach bundesdeutschen Umweltstandards alles möglich. Hier steht vor allem die nachhaltige
Entwicklung und Bewirtschaftung im Vordergrund. Angestrebtes Ziel: eine Modellregion für nachhaltiges Leben und Wirtschaften zu
schaffen.
In Deutschland gibt es 14 UNESCO-Biosphärenreservate, darunter der Spreewald, die Rhön, der Bayerische Wald und Berchtesgaden.
Weltweit sind daran knapp 110 Staaten und deutlich über 500 Gebiete beteiligt.
UNESCO-Biosphärenreservate
UNESCO-Biosphärenreservate sind international repräsentative Modellregionen für den Ausgleich der
häufig konkurrierenden Interessen von Umweltschutz und Wirtschaft, für ein Zusammenleben von Mensch und Natur. In den
Biosphärenreservaten steht nachhaltige Entwicklung im Vordergrund. Staaten können Gebiete vorschlagen, die dem Schutz von
Ökosystemen dienen und dies modellhaft mit nachhaltiger sozialer und wirtschaftlicher Nutzung durch die Bevölkerung verbinden.
Mit der Anerkennung als UNESCO-Biosphärenreservate sind diese Gebiete Teil eines weltweiten Netzwerks, des Weltnetzes der
Biosphärenreservate im UNESCO-Programm "Der Mensch und die Biosphäre" (MAB).
Mensch und Biosphäre (MAB)
Das UNESCO-Programms MAB gibt es seit 1970. Es erforscht das Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt
(Biosphäre). In erster Linie verfolgt MAB das Ziel, den Verlust biologischer Vielfalt einzuschränken, Existenzgrundlagen zu
verbessern und die sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Bedingungen für ökologische Nachhaltigkeit
weiterzuentwickeln.
Prof. Dr. Werner F. Schulz
Prof. Dr. Werner F. Schulz leitet den Lehrstuhl Umweltmanagement an der Universität Hohenheim, ist
Gastprofessor an der Privaten Universität Witten/Herdecke und Mitglied des UNESCO-Nationalkomitees "Mensch und
Biosphäre". Schwerpunkt in seiner transdisziplinären Arbeit sind die betriebswirtschaftlichen Fragen des Umweltschutzes.
Im Forschungszentrum Innovation und Dienstleistung der Universität Hohenheim betreut Prof. Dr. Schulz das Competence Center
Nachhaltigkeit & Umwelt.
Quelle im Internet: www.uni-hohenheim.de
--------------------------------------------------------
Weitere Themen: 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40
Sie haben eine Frage zum Thema "Biosphärengebiet Schwäbische Alb als Modellregion"? Sie würden gern mehr über die
wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen von Biosphärengebieten erfahren? Über einige Themen können wir auch nur
berichten, doch einige Antworten auf häufig gestellte Fragen finden Sie unter dem Stichpunkt Glossar und einige weiterführende Erläuterungen unter Brennpunkte I und II. An der Erweiterung dieser
Stichpunkte und Rubriken arbeiten wir.
Das Thema der letzten, dieser und der nächsten Seite:
Weitere Rubriken: