WWF: EU-Präsidentschaft und G8-Vorsitz nutzen, um Klimaschutz voranzubringen
Frankfurt a. M., 28.12.2006: Taifun in Asien, starke Regenfälle im Süden Afrikas, Hitzewellen in
Australien und Nordamerika - die Bilanz für das vergangene Jahr zeigt in vielen Teilen der Welt extreme Wettersituationen. Zu
diesem Ergebnis kommt der WWF in einer heute vorgelegten Bestandsaufnahme. 2006 gehört zu den sechs wärmsten Jahren seit
Beginn der Temperaturaufzeichnungen im Jahr 1861.
"Das Jahr 2006 hat gezeigt, dass auch Deutschland nicht vom Klimawandel verschont bleibt", fasst Regine Günther,
Leiterin des Klimabereichs beim WWF Deutschland, die Ergebnisse zusammen. Hierzulande begann das Jahr mit eisigen Temperaturen
und starkem Schneefall: Minus 36 Grad Celsius wurden im Bayerischen Wald, im Berchtesgadener Land und in Mecklenburg-Vorpommern
gemessen. In Süddeutschland lag bis 2,50 Meter Schnee. Als die ungewöhnlich großen Schneemassen zu schmelzen begannen, traten
viele Flüsse in Süd- und Ostdeutschland über die Ufer und führten zu starken Frühlingsüberflutungen. Auf die
außergewöhnliche Nässe folgten Hitze und Dürre: Der Juli 2006 war der heißeste Monat in Deutschland, seit Beginn der
Temperaturmessungen. In Berlin z.B. lagen die Temperaturen um 6,1 Grad Celsius höher als im Durchschnitt. In Folge der großen
Trockenheit fielen die Wasserpegel in Flüssen und Seen. Auf den wärmsten Juli folgte der wärmste Herbst. Die Temperaturen
lagen um drei bis vier Grad Celsius über dem Durchschnitt. Nach der Hitze kam der Sturm: Am 1. November wurde Norddeutschland
von "Britta" heimgesucht, einem Sturm mit Windgeschwindigkeiten bis zu 156 Stundenkilometern und Wellen bis zu 17
Meter Höhe nördlich von Borkum.
Nicht nur in Deutschland ließ sich Extremwetter beobachten: Die USA und Kanada erlebten einen der heißesten Sommer. Auch in
Australien verzeichnete man Rekordtemperaturen. Mit der Hitze kam das Feuer: In den USA brannte es auf einer Fläche von 38.000
Quadratkilometern. Das entspricht in etwa der Größe Nordrhein-Westfalens. Das Packeis der Arktis schmolz im September nahezu
auf einen historischen Tiefststand. Der Süden Afrikas erlebte die schlimmsten Überschwemmungen seit 50 Jahren, nachdem es
zuvor lange gar nicht geregnet hatte. Gleichzeitig suchten heftige Wirbelstürme Asien heim: Der Taifun Saomai, der im August in
China eine Spur der Zerstörung hinterließ, war einer der stärksten je gemessenen Wirbelstürme.
"Angesichts der unbequemen Wahrheiten dürfen wir nicht wie das Kaninchen vor der Schlange verharren", betont Regine
Günther vom WWF. Es gelte, das Kyoto-Protokoll für die Zeit nach 2012 mit anspruchsvollen Zielen weiterzuentwickeln. Unter der
deutschen EU Präsidentschaft komme der EU hier enorme Verantwortung zu. Die EU müsse sich dazu bekennen, ihre Treibhausgase
bis 2020 um 30 Prozent zu verringern. Bundeskanzlerin Angela Merkel sei gefordert, dieses Ziel unter der deutschen
Präsidentschaft zu verankern. Nur mit glaubwürdigem Klimaschutz seien Schwellenländer wie China, Indien, Brasilien und Mexiko
davon zu überzeugen, mehr zum Klimaschutz beizutragen.
Im Rahmen des deutschen G8-Vorsitzes muss von den Staatschefs in Heiligendamm ein klares Signal ausgehen, dass die
Klimaverhandlungen beschleunigt und bis spätestens 2009 abgeschlossen werden. Gleichzeitig erwartet der WWF weitreichende
gemeinsame Initiativen bei Energieeffizienz, erneuerbaren Energien und auch der Entwicklung neuer Technologien wie der
Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoff.
Quelle im Internet und weitere Informationen: www.wwf.de
------- Mehr zum Thema Klimaschutz 2006 -------
EEB + DNR: 10 Grüne Prüfsteine für deutsche EU-Präsidentschaft
20.12.2006 - Anhand von zehn konkreten Forderungen werden der Deutsche Naturschutzring (DNR) und das
Europäische Umweltbüro (EEB) die deutsche EU-Ratspräsidentschaft bewerten. Die so genannten "10 Grünen
Prüfsteine" (Ten Green Tests) beziehen sich ausschließlich auf laufende europäische Gesetzgebungsverfahren im ersten
Halbjahr 2007.
Hubert Weinzierl, Präsident des DNR: "Es geht uns um eine realistische Einschätzung der Arbeit der Bundesregierung. Was
kann sie leisten? Was sollte sie leisten? Und was leistet sie tatsächlich? Mit den 10 grünen Prüfsteinen benennen wir unsere
Kriterien. Am Ende der Präsidentschaft werden wir die Arbeit der Regierung daran messen."
Ganz oben auf der Liste stehen die Themen Energie- und Klimapolitik. Bis 2020 muss die EU ihre Treibhausgasemissionen um 30
Prozent senken (Basis: 1990), die Stromproduktion aus erneuerbaren Energieträgern auf 35 % erhöhen und sich im Bereich
"Wärme und Kälte" zu eine Anteil von 25 % aus Erneuerbaren verpflichten.
Die Themen der 10 Grünen Prüfsteine sind im Einzelnen:
1. Eine zukunftsfähige Energiepolitik
2. Ambitionierter
Klimaschutz
3. Die Überprüfung des 6. Umweltaktionsprogramms
4. Vernünftiger Bürokratieabbau ("better
regulation")
5. Sauberer Verkehr
6. Weniger Feinstaub
7. Eine bessere Abfallrahmenrichtlinie
8. Bodenschutz
und Landwirtschaft
9. Marktmechanismen für ökologische Innovationen
10. Das Ende vom Quecksilber
Die ausführlichen "10 Grünen Prüfsteine" finden Sie hier:
(www.eu-koordination.de/PDF/zehn-gruene-pruefsteine2007.pdf)
Quelle im Internet und weitere Informationen: www.dnr.de
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Weitere Themen: 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38
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Antworten auf häufig gestellte Fragen finden Sie unter dem Stichpunkt Glossar und einige weiterführende Erläuterungen unter Brennpunkte I und II. An der Erweiterung dieser
Stichpunkte und Rubriken arbeiten wir.
Das Thema der letzten, dieser und der nächsten Seite:
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