Zwei Jahre nach der Flutkatastrophe in Asien
UNICEF: Tsunami-Generation braucht weiter Hilfe
Zweiter Jahrestag des Tsunami am 26. Dezember
UNICEF baute allein in Indonesien 160 einfache Übergangsschulen und versorgt eine Million Menschen
mit sauberem Wasser
21.12.06 - Zwei Jahre nach der Flutkatastrophe in Asien ruft UNICEF die internationale Gemeinschaft dazu auf, beim Wiederaufbau
einen langen Atem zu beweisen. "Die große Hilfsbereitschaft unmittelbar nach dem Tsunami hat Zehntausenden Kindern das
Leben gerettet. Trotz großer Schwierigkeiten ist seither Enormes geleistet worden. Doch zwei Jahre nach der Katastrophe ist
allenfalls Halbzeit beim Wiederaufbau. Die Rückkehr zur Normalität wird noch mindestens zwei bis drei Jahre dauern und große
Anstrengungen erfordern", erklärte Dietrich Garlichs, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland.
Nach Einschätzung von UNICEF hat sich die Lage der meisten Kinder in den Tsunami-Gebieten weiter verbessert. Viele leben zwar
immer noch mit ihren Familien in beengten Übergangssiedlungen - dies sind allein in Indonesien über 45.000 Menschen. Doch
Zuversicht und Optimismus sind nach und nach zurückgekehrt. Alle Kinder gehen zur Schule, haben Zugang zu medizinischer Hilfe
und sauberem Wasser. Allerdings sind auch zwei Jahre nach der Jahrhundertkatastrophe die Herausforderungen für die
Hilfsorganisationen groß:
- Der Wiederaufbau von Schulen, Gesundheitsstationen, öffentlichen Einrichtungen, Straßen und
Häusern geht langsamer voran als erhofft. So konnte UNICEF zwar allein in Aceh über 160 Übergangsschulen und insgesamt
bereits 36 große neue Schulen fertig stellen. Doch überall fehlt es weiter an Baumaterial, qualifizierten Fachkräften und
funktionierenden Verwaltungen.
- In abgelegene Gebiete an der Westküste Sumatras in Indonesien oder in die vom Bürgerkrieg
betroffenen Provinzen an der Ostküste Sri Lankas gelangt weniger Hilfe als in leicht erreichbare und sichere Zentren.
- In Sri Lanka sind viele Projekte im Nordosten durch den neu aufgeflammten Bürgerkrieg
unterbrochen. Über 200.000 Menschen sind erneut auf der Flucht - diesmal aus Angst vor den Kämpfen, unter ihnen viele Kinder.
Es ist schwer, Mitarbeiter und Firmen zu finden, die bereit sind, dort zu arbeiten.
- Glücklicherweise konnte in Indonesien nach dem Tsunami der jahrzehntelange Bürgerkrieg in der
Provinz Aceh endlich beendet werden. Jetzt muss dafür gesorgt werden, dass auch Kinder in den sehr armen und vernachlässigten
Gebieten im Hinterland Hilfe erhalten, um erneute Spannungen zu vermeiden.
Wiederaufbau für Kinder
Unmittelbar nach der Katastrophe am 26. Dezember 2004 leistete UNICEF in den betroffenen Küstengebieten
Indonesiens, Sri Lankas, Indiens, der Malediven, Malaysias, Thailands und Somalias Nothilfe für Hunderttausende Familien.
Parallel begannen bereits wenige Wochen später gemeinsam mit den Regierungen und den lokalen Behörden Vorbereitungen für den
langfristigen Wiederaufbau der sozialen und medizinischen Infrastruktur. UNICEF unterstützt heute in allen betroffenen Regionen
den Wiederaufbau von Krankenhäusern, Gesundheitsstationen, Schulen, Wasserwerken sowie psychosoziale Hilfeprojekte für Kinder:
- Gesundheit: UNICEF stellte Medikamente und
technisches Gerät für insgesamt 6.100 Krankenhäuser und Gesundheitsstationen bereit. 50 Gesundheitseinrichtungen wurden neu
gebaut oder von Grund auf renoviert. Gemeinsam mit den örtlichen Behörden organisierte UNICEF regelmäßige
Gesundheitskontrollen für 1,7 Millionen Kinder und Beratung für ihre Mütter. Fast eine Million Kinder bekamen imprägnierte
Moskitonetze, um sie vor Malaria zu schützen.
- Wasser: Mit Unterstützung von UNICEF erhalten
rund eine Million Menschen sauberes Trinkwasser. Dazu wurden Wassertanks bereitgestellt, Leitungen gelegt, Verteilpunkte
eingerichtet, Wasserwerke repariert und Chemikalien zur Wasseraufbereitung geliefert. 250.000 Menschen erhielten Zugang zu
hygienischen Latrinen und eine Abwasserentsorgung. Über 4.700 Schulen bekamen Wasseranschlüsse oder Waschräume und sanitäre
Anlagen.
- Zurück in die Schule: Unmittelbar nach der
Katastrophe organisierte UNICEF für Zehntausende Kinder notdürftigen Schulunterricht in Zelten. Dann wurden feste
Übergangsschulen in einfachen Fertighäusern eingerichtet. Insgesamt 900 Schulen wurden mit Hilfe von UNICEF gereinigt und
repariert. Über eine Million Kinder erhielten Lernmaterial. Tausende Lehrer nahmen an Fortbildungskursen teil, die UNICEF
organisierte.
- Feste Schulen: In allen betroffenen Ländern
zusammen wurden in 2006 von UNICEF 36 große Schulen fertig gestellt. Viele weitere sind in Bau oder in der Planung. Allein in
der indonesischen Provinz Banda Aceh wird UNICEF in den kommenden zwei Jahren 367 neue Schulgebäude fertig stellen.
- Psychosoziale Hilfen: Direkt nach der Katastrophe
richtete UNICEF Spielzonen in Notaufnahmelagern ein und baute Kinderzentren in Zelten auf. Dort wurden die obdachlosen Kinder
betreut, sie erhielten erste psychosoziale Unterstützung. Diese Einrichtungen sind heute für viele Kinder und Jugendliche
feste Anlaufpunkte, wo sie weiter betreut werden und ihre Anliegen besprechen können. Über 400.000 Kinder und Jugendliche in
den Tsunami-Ländern haben bisher von psychosozialen Hilfsprojekten profitiert.
Bei der Flutkatastrophe in Asien starben am 26. Dezember 2004 fast 230.000 Menschen. UNICEF
Deutschland stellte für die Not- und Wiederaufbauhilfe bisher 51,9 Millionen Euro bereit. Weitere 47,1 Millionen Euro sind für
konkrete langfristige Wiederaufbauprojekte ab 2007 verplant.
Quelle im Internet und weitere Informationen unter: www.unicef.de
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