WWF und TRAFFIC fordern Schutz für die gefährdeten Dorn- und Heringshaie
Frankfurt, Brüssel, 15.12.2006: Aus den Bauchlappen der Dornhaie werden die vor allem in Deutschland
überaus beliebten Schillerlocken hergestellt. Engländer genießen diesen "Fish" dagegen lieber in Kombination mit
"Chips". Beide Delikatessen könnten bald für immer vom Speiseplan gestrichen sein, denn die Anzahl der Dornhaie ist
im Nordostatlantik in den letzten vierzig Jahren um 95 Prozent gesunken. Gleiches gilt für die Heringshaie in dieser Region:
Ihre Bestände sind vor allem wegen des großen Appetits der Europäer in nur zehn Jahren um etwa 89 Prozent geschrumpft. Der
WWF und TRAFFIC, das gemeinsame Artenschutzprogramm mit der Weltnaturschutzunion, fordern deshalb die EU-Staaten dazu auf, auf
der Sitzung des Ausschusses zum Wildartenhandel am kommenden Dienstag in Brüssel für den Schutz der vom Aussterben bedrohten
Haie zu stimmen: Auf Antrag Deutschlands wird darüber entschieden, ob sich die Europäische Union auf der nächsten
CITES-Artenschutzkonferenz für Handelskontrollen einsetzt und damit den Fortbestand beider Haiarten sichert. Diese
Weltartenschutzkonferenz wird im Juni in den Niederlanden stattfinden.
WWF-Artenschutzexperte Volker Homes: "Wir freuen uns, dass sich Deutschland erneut für die beiden Fischarten und damit
für eine bessere Fischereipolitik stark macht. Aber nur wenn sich alle EU-Staaten gemeinsam für den Schutzantrag einsetzen,
haben die Dorn- und Heringshaie eine Überlebenschance." Homes hat zwar noch Hoffnung für die Zukunft der Haie, blickt
jedoch auch auf leidvolle Erfahrungen zurück: Bereits im Vorfeld der letzten CITES-Konferenz im Oktober 2004 hatte sich die
deutsche Delegation innerhalb der EU für die beiden Haiarten eingesetzt. Damals unterlagen die Haischützer jedoch der
Blockadepolitik Spaniens, Griechenlands, Irlands und Frankreichs.
"Wenn sich im aktuellen CITES-Prozess wieder die Interessen der europäischen Fischereinationen und der Fischindustrie
durchsetzen, haben wir eine wichtige Chance für Dorn- und Heringshai vertan. Das könnte in vielen Meeresregionen das Ende für
Schillerlocke & Co. bedeuten", befürchtet Volker Homes. Solange es noch keine offiziellen Handelsbeschränkungen für
die Schillerlocke gibt, rät der WWF allen Verbrauchern, auf unbedenkliche Fischarten wie Hering, Forelle und Alaska-Seelachs
auszuweichen und auf das blaue Gütesiegel des MSC (Marine Stewardship Council) zu achten. Einen ausführlichen
Fisch-Einkaufsführer bietet der WWF unter www.wwf.de/fisch an.
Das Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES (Convention on the International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and
Flora), dem 169 Staaten angehören, regelt den internationalen Handel mit den gefährdeten wild lebenden Arten. Der legale und
illegale Artenhandel gilt neben Wilderei und dem Verlust des Lebensraumes als wichtigster Grund für das Aussterben von Tier-
und Pflanzenarten.
Quelle im Internet: www.wwf.de
------- Mehr zum Thema Haie und Haischutz 2006 -------
Bedrohter als die Elefanten Afrikas
Berlin, 22.12.2006 - Dorn- und Heringshaie sollen zukünftig besser geschützt werden. Anfang der Woche
haben die Mitgliedstaaten der EU in Brüssel mit großer Mehrheit einem deutschen Vorschlag zugestimmt, die beiden Haiarten
unter den Schutz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES) zu stellen. "Wir wollen kein Handels- oder gar
Fangverbot. CITES-Handelskontrollen können aber dazu beitragen, dass die Fischbestände auch für die nachkommenden
Generationen erhalten werden", sagte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel.
Ein entsprechender Antrag soll auf der nächsten CITES-Vertragsstaatenkonferenz eingereicht werden. Die beiden Haiarten kommen
in den kühleren Meeresgebieten der Nord- und Südhalbkugel vor. Auch in der Nord- und Ostsee sind sie heimisch. Für Menschen
sind die Tiere bei einer Größe von rund einem Meter harmlos. Allerdings ist das Fleisch dieser Haie ein begehrter
Leckerbissen, so werden beispielsweise "Schillerlocken", eine Räucherfischspezialität, daraus zubereitet.
"Ich freue mich sehr, dass unsere europäischen Nachbarn unsere Initiative zum Schutz dieser beiden Haiarten
unterstützen", sagte Gabriel und mahnte, den internationalen Artenschutz nicht nur auf die großen gefährdeten Arten des
Südens beschränken. "Wir müssen vielmehr gerade die Verantwortung der reichen Länder des Nordens deutlich machen. Wer
weiß schon, dass die Bestände von Dorn- und Heringshai bedrohter sind, als beispielsweise die Elefantenpopulationen im
südlichen Afrika", so Gabriel.
Die Schutzanträge werden nun bei der 14. Konferenz der Vertragsstaaten des CITES-Übereinkommens im Juni 2007 in Den Haag
(Niederlande) den rund 169 Vertragsparteien zur Entscheidung vorgelegt.
Quelle im Internet: Bundesumweltministerium - www.bmu.de
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Heringshaie erfahren? Über einige Themen können wir auch nur berichten, doch einige Antworten auf häufig gestellte Fragen
finden Sie unter dem Stichpunkt Glossar und einige weiterführende
Erläuterungen unter Brennpunkte I und II. An der Erweiterung dieser Stichpunkte und Rubriken arbeiten wir.
Hinweis: Das Kürzel CITES steht für "Convention on International Trade
of Endangered Species of Wild Flora and Fauna" und entspricht einem Abkommen zum internationalen Handel mit bedrohten Tier-
und Pflanzenarten, womit die Kontrolle des internationalen Handels vorrangig gemeint ist.
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