Greenpeace appelliert an Merkel EU-Forderungen anzunehmen
Berlin 14. 12. 2006 - Ohne ein klares Bekenntnis Deutschlands zum Klimaschutz sind die internationalen
Bemühungen zur Stabilisierung des Klimas in Gefahr. Aus diesem Grund appelliert Greenpeace heute in einem offenen Brief an
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), sich während der EU-Ratspräsidentschaft zu einer nationalen Reduktion der Treibhausgase
von 40 Prozent bis 2020 zu verpflichten, ohne dies an anderweitige Bedingungen zu knüpfen. Anlass ist die heutige
Parlamentsdebatte über die Ziele der deutschen EU-Ratspräsidentschaft.
"Es geht hier nicht um banale Dinge, Frau Merkel, es geht darum, dass ohne solche Reduktionsschritte demnächst das Klima
aus den Fugen gerät", erklärt Klima-Experte Karsten Smid. Zur Zeit hat Deutschland sein Reduktionsziel von Minus 40
Prozent der Treibhausgase bezogen auf das Basisjahr 1990 daran gekoppelt, dass die EU sich auf Reduktionen von 30 Prozent
verpflichtet. Die EU wiederum will sich davon abhängig machen, ob andere Industriestaaten mitziehen, und die anderen
Industrieländer erwarten von den Schwellenländern ein stärkeres Engagement. "Dieses Klima-Mikado: ,wer sich zuerst
bewegt, hat verloren' können wir uns nicht leisten", so Smid. "Deutschland als größter Treibhausgasverursacher
innerhalb der EU muss endlich vorangehen und Klimaschutz vorleben. Wollen wir das Abschmelzen des Grönlandeises und somit die
schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels noch aufhalten, muss endlich der Treibhausgasausstoß um relevante Größenordnungen
vermindert werden."
Dazu ist es wichtig, als ersten Schritt die Forderungen der EU-Kommission zum deutschen Nationalen Allokationsplan II zu
akzeptieren. Greenpeace fordert in seinem Brief die Bundeskanzlerin auf, ihren Umweltminister Sigmar Gabriel zu einer Annahme
der EU-Änderungen bis zum 31. Dezember zu bewegen. Der deutsche Verteilungsplan ist in zentralen Punkten von der EU-Kommission
zurückgewiesen worden. Sie kritisiert zu Recht, dass die Reduktionsziele nicht den internationalen Abmachungen im
Kyoto-Protokoll entsprechen, dass Deutschland die Emissionsentwicklung fehlerhaft einschätzt und dass ausgewählte Unternehmen
ungerechtfertigt bevorzugt werden. Das betrifft zum Beispiel RWE und Vattenfall mit ihren klimaschädlichen
Braunkohlekraftwerken.
"Es stimmt nicht, dass die Vorgaben der EU der deutschen Wirtschaft schaden" weist Smid Vorwürfe von
Bundeswirtschaftsminister Michael Glos zurück. "Das Gegenteil ist der Fall: Versäumen wir es, heute in Klimaschutz zu
investieren, wird uns das morgen teuer zu stehen kommen. Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen, vor der die
Menschheit heute steht."
Seit Tagen laufen das Wirtschaftsministerium, Energiekonzerne, und Gewerkschaften Sturm gegen die EU-Vorgaben. Aber die
Behauptung, mit den EU-Vorgaben wären in Deutschland Arbeitsplätze in Gefahr, ist falsch. "Das einzige, was in Gefahr
ist, ist die heute von der Regierung subventionierte Braunkohleverstromung und das Klima", so Smid.
Quelle im Internet und weitere Informationen: www.greenpeace.de/25-jahre
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Berechnungen zu den Auswirkungen des Klimawandels
13.12.2006 - Durch den Klimawandel sind nahezu alle Skiregionen in Deutschland und rund 70 Prozent aller
Skigebiete in Österreich in Gefahr und müssen um ihre wirtschaftliche Grundlage in bezug auf den Wintertourismus fürchten. Zu
diesem Ergebnis kommen Berechnungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), in denen
systematisch die Auswirkungen des Klimawandels auf den Skitourismus für die gesamte Alpenregion untersucht werden.
Shardul Agrawala, Klimaexperte im Umweltdirektorat der OECD warnt in einem Bericht davor, dass sich der Klimawandel in den Alpen
besonders deutlich bemerkbar machen wird, da die durchschnittliche Klimaerwärmung in den vergangen 25 Jahren in der Alpenregion
drei mal größer war als im globalen Durchschnitt. Die Berechnungen lassen weiterhin erkennen, dass in den kommenden
Jahrzehnten die Klimaerwärmung vermutlich noch schneller fortschreiten wird. Als Folge von dieser zunehmenden Erwärmung werden
nicht nur die Gletscher weiter abschmelzen, sondern auch der Permafrostboden wird in höheren Lagen zu tauen beginnen.
Quelle im Internet und weitere Informationen unter: www.oecd.org/deutschland
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