Menschenrechte brauchen verbindliche Regeln für
transnationale
Unternehmen
Gemeinsame Erklärung vom CorA-Netzwerk und Forum Menschenrechte zum Internationalen Tag der
Menschenrechte am 10. Dezember
Berlin, 8. Dezember 2006 - Zum Tag der Menschenrechte am 10. Dezember fordern das Forum Menschenrechte und das CorA-Netzwerk
für Unternehmensverantwortung die Bundesregierung auf, im Jahr 2007 konkrete Maßnahmen zur Einführung verbindlicher
internationaler Regeln für Unternehmen zu ergreifen. Die Bundesregierung sollte die EU-Präsidentschaft und den Vorsitz der G-8
im kommenden Jahr nutzen, um hierzu politisch aktiv zu werden. Bereits die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte fordert von
"allen Organen der Gesellschaft", also auch von transnationalen Unternehmen, die Menschenrechte einzuhalten und zu
fördern.
Alle Unternehmen müssen in ihrem Wirkungsbereich aktiv zur Einhaltung der Menschenrechtsnormen beitragen und ihr Verhalten der
Öffentlichkeit transparent und nachvollziehbar darstellen. Eine Grundvoraussetzung dafür sind international verbindliche
Regeln. Das 40-jährige Bestehen der beiden zentralen Menschenrechtspakte der Vereinten Nationen über politische und
bürgerliche sowie über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte ist ein würdiges Datum, diese Voraussetzungen zu
schaffen.
Nach wie vor besteht ein großes Gefälle zwischen dem Anspruch der internationalen Menschenrechtsnormen und der Wirklichkeit.
Auch wenn unternehmerische Tätigkeit zu Entwicklung und zur Verbesserung der Menschenrechtssituation beitragen kann, so leiden
doch nach wie vor viele Millionen Menschen unter den negativen Folgen einer einseitig an Wirtschaftsinteressen ausgerichteten
Globalisierung. Ausbeutung, Gewalt, die Verletzung der Kernarbeitsnormen, gesundheitliche, ökologische und soziale
Folgeschäden unternehmerischer Tätigkeiten kennzeichnen ihren Alltag. In vielen Fällen tragen dafür auch Unternehmen
Verantwortung. Einige verletzen durch ihre Produktionsweise selbst fundamentale Menschenrechte. Die in Berichten von
Menschenrechts- und Entwicklungsorganisationen dokumentierten Arbeitsbedingungen in der chinesischen Spielzeugindustrie sind
eines von vielen Beispielen hierfür. Andere tolerieren die Menschenrechtsverletzung staatlicher Stellen oder parastaatlicher
Gruppen, profitieren zum Teil davon und machen sich damit zu Komplizen der Menschenrechtsverletzer, wie z.B. in der DR Kongo
oder in Myanmar.
Immer mehr Unternehmen haben die Probleme erkannt und verpflichten sich freiwillig, die Menschenrechte einzuhalten. Aber
freiwillige Initiativen reichen allein nicht aus. Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) hat schon 1999 zu Recht
angemahnt, dass das Verhalten transnationaler Unternehmen zu wichtig ist, um es allein freiwillig anerkannten Regeln zu
unterwerfen. Es hat eine stärkere politische Steuerung der Globalisierung eingefordert. Die Forderung ist leider bis heute
aktuell.
Ein wichtiger Versuch, auf UN-Ebene zu verbindlichen Regeln für Unternehmensverantwortung zu gelangen, sind die 2003 von der
Unterkommission zur Förderung und zum Schutz der Menschenrechte angenommenen "UN-Normen zur
Unternehmensverantwortung". In der Menschenrechtskommission sind sie vorerst am Widerstand vieler Regierungen gescheitert.
Das Forum Menschenrechte und das CorA-Netzwerk erwarten, dass 2007 die Diskussion auf UN-Ebene erneut belebt werden wird. Es ist
zu hoffen, dass der Sondergesandte von UN Generalsekretär Kofi Annan, John Ruggie, der internationalen Diskussion in dieser
Hinsicht den notwendigen neuen Impuls geben wird. John Ruggie wird 2007 dem UN-Menschenrechtsrat seinen Bericht vorlegen.
Das Forum Menschenrechte und das CorA-Netzwerk fordern von der deutschen Bundesregierung, diesen und weitergehende Prozesse hin
zu verbindlichen Unternehmensregeln in den Vereinten Nationen aktiv zu unterstützen und voranzutreiben.
Im CorA-Netzwerk arbeiten mehr als 30 Menschenrechtsorganisationen,
Gewerkschaften, kirchliche und entwicklungspolitische Organisationen, Verbraucher- und Umweltverbände zusammen. Ziel ist es,
die gesellschaftliche Debatte über das wirtschaftliche und politische Handeln transnationaler Unternehmen zu stärken und für
verbindliche Instrumente einzutreten, mit denen Unternehmen verpflichtet werden, die Menschenrechte sowie international
anerkannte soziale und ökologische Normen und Standards zu respektieren.
Das Forum Menschenrechte ist ein Netzwerk von mehr als 40 deutschen
Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die sich für einen verbesserten, umfassenden Menschenrechtschutz einsetzen - weltweit, in
bestimmten Weltregionen, Ländern und in der Bundesrepublik Deutschland. Das Forum wurde 1994 im Anschluss an die Wiener
Weltmenschenrechtskonferenz gegründet.
Quelle im Internet und weitere Informationen unter: www.germanwatch.org
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