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Illegale Pestizide und gefährlichen Chemikalien


Illegale Pestizide - Seehofer in der Verantwortung

Greenpeace übergibt eingekaufte Giftmittel an Bundesverbraucherminister

01.12.2006 - Greenpeace-Aktivisten übergeben heute in Berlin rund 100 Kilogramm illegaler Pestizide an Bundesverbraucherminister Horst Seehofer. Die Giftmittel stammen aus verdeckten Käufen bei Raiffeisen- und anderen Agrarhändlern in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz sowie in Frankreich und Luxemburg. Die Aktivisten fordern Seehofer am Rande eines Treffens der Verbraucherminister auf, sich für weit reichende und effiziente Lebensmittelkontrollen und konsequente Strafverfolgung des kriminellen Pestizidhandels einzusetzen. Verdeckte Rechercheure von Greenpeace hatten in den vergangenen sechs Monaten bei elf Agrarhändlern 38 Giftmittel gekauft, für die es in Deutschland seit Jahren entweder keine Zulassung mehr gibt, noch nie gab oder die sogar EU-weit verboten sind.

"Es besteht dringender Handlungsbedarf. Es darf nicht sein, dass hochgiftige verbotene Substanzen an jeder Ladentheke erhältlich sind oder über Direktversand und Internethandel eingekauft werden können und so letztlich auf unseren Tellern landen", sagte Greenpeace-Agrarexperte Martin Hofstetter in Berlin. "Zum Teil handelt es sich um akut giftige Substanzen, die weder in den Handel, noch in die Umwelt und erst recht nicht in unser Essen gelangen dürfen."

Als Reaktion auf die am Dienstag veröffentlichten Greenpeace-Ermittlungen hatte der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) erklärt, dass nun Bußgelder erhöht und strafrechtliche Schritte ermöglicht werden sollten. "Der Rechtsrahmen läßt auch heute schon Bußgelder bis zu 50.000 Euro zu. Dies wird nach Auskunft der Länderbehörden jedoch kaum genutzt", so Hofstetter. Über den illegalen Pestizidhandel ist selbst die Bundesregierung informiert. Auf eine kleine Anfrage der Grünen am 16. August 2006 gab sie an, dass "2005 bei ca. 30 Prozent der rund 3000 kontrollierten Pestizidhändler illegale Pestizide gefunden wurden. 2004 waren es 27 Prozent".

Bei staatlichen Untersuchungen werden regelmäßig nicht zugelassene Wirkstoffe in Lebensmitteln aus Deutschland nachgewiesen. So entdeckte die Lebensmittelüberwachung Baden-Württemberg beispielsweise 2005 in 34 Prozent der dort angebauten Stachelbeeren und in 23 Prozent der Johannisbeeren nicht zugelassene Wirkstoffe. In Niedersachsen waren im vergangenen Sommer sogar 44 Prozent der Johannisbeeren betroffen.

"Insidern ist doch schon lange bekannt, dass es erhebliche Probleme mit dem Einsatz illegaler Pestizide vor allem im deutschen Obst- und Gemüseanbau gibt", sagt Martin Hofstetter. "Seit Jahren verschließen die politisch Verantwortlichen die Augen vor diesem Problem." Greenpeace fordert den Bund und die Länder auf, intensive grenzüberschreitende Betriebskontrollen bei Agrarhändlern durchzuführen. Ergebnisse der Pestizidkontrollen auf Bauernhöfen sollten öffentlich bekannt gemacht werden.

Quelle im Internet und weitere Informationen: www.greenpeace.de/25-jahre

------- Eine weitere Mitteilung zum Thema Chemikalien 2006 -------
 

Europäische Chemikalienreform

Fauler Kompromiss hinter verschlossenen Türen

Brüssel/Berlin, 01.12.2006 - Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Greenpeace haben den Kompromiss zur europäischen Chemikalienreform REACH, der gestern Nacht zwischen Vertretern des Europäischen Parlaments und des EU-Ministerrats ausgehandelt wurde, scharf kritisiert. "Diese Vereinbarung ist ein fauler Kompromiss auf dem Rücken von Verbrauchern und Umwelt. Wenn das Parlament diesem Deal Mitte Dezember zustimmt, wird es kaum eine Verbesserung gegenüber der jetzigen Gesetzeslage geben. Menschen und Natur werden weiter durch gefährliche Chemikalien belastet", sagte Patricia Cameron, Chemieexpertin des BUND.

BUND und Greenpeace kritisieren vor allem die negative Rolle des Bundeskanzleramtes, das massiv Einfluss auf die Verhandlungen in Brüssel nimmt. "Bundeskanzlerin Merkel lässt sich von Chemieunternehmen wie BASF instrumentalisieren. Sie sorgt brav dafür, dass Deutschland sämtliche Versuche blockiert, die Industrie zum Ersatz aller gefährlichen Chemikalien zu verpflichten. Die wirtschaftlichen Interessen der Chemiebranche sind ihr wichtiger als der Schutz der Verbraucher vor Chemiegiften", sagte Stefan Krug von Greenpeace.

Der Kompromiss sieht vor, dass krebserregende, fortpflanzungsschädliche und andere gefährliche Chemikalien selbst dann weiter vermarktet und in Alltagsprodukten verwendet werden dürfen, wenn Alternativen vorhanden sind. Die Hersteller würden diese Stoffe angeblich "adäquat kontrollieren", somit bestehe keine Gefahr für Menschen und Umwelt. Eine adäquate Kontrolle sei aber illusorisch, wie zahlreiche Studien und regelmäßig auftretende Chemieskandale bewiesen. "In Deutschland hergestellte Industriegifte tauchen überall dort auf, wo sie nichts zu suchen haben - im Blut von Babys und Erwachsenen, in der Muttermilch, in Lebensmitteln, im Trinkwasser, sogar im Fettgewebe von Eskimos und Eisbären", so Krug.

Laut Kompromiss sollen lediglich langlebige, sich in der Natur und im Menschen anreichernde Chemikalien ersetzt werden, wenn es Alternativen gibt. Verbrauchern sollen zudem Informationen nur über eine beschränkte Anzahl von Chemikalien zugänglich sein. "Der Industrie wird auch künftig erlaubt, entscheidende Sicherheitsdaten zu ihren Chemikalien zurückzuhalten. Es ist skandalös, dass BASF, Bayer & Co weiter Chemikalien in Umlauf bringen, ohne über Risiken und Nebenwirkungen zu informieren", sagte Patricia Cameron.

Der BUND und Greenpeace fordern die Mitglieder des Europäischen Parlaments auf, den derzeitigen Kompromiss im Sinne des Umwelt- und Gesundheitsschutzes nachzubessern. So müssten Unternehmen durch die Pflicht, alle gefährlichen Stoffe zu ersetzen, Anreize erhalten, in die Entwicklung sicherer Alternativen zu investieren. Für Gesundheitsschäden bei der Anwendung von Endprodukten müssten zudem die Hersteller haftbar gemacht werden.

Quelle im Internet und weitere Informationen unter: www.bund.net


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