Bahn für Alle: Bundestag wiegt Bevölkerungsmehrheit leichter als Einzelstimmen
Frankfurt am Main, 23.11.2006 - Mehr als 34.000 Unterschriften gegen die Bahn-Privatisierung hat das
Bündnis "Bahn für Alle" an Bundestags-Vizepräsidentin Dr. Susanne Kastner übergeben. "Das sind 34.000 von 50
Millionen", erklärte dazu Jürgen Mumme von ROBIN WOOD, einem der Partner im Bündnis. Eine repräsentative Emnid-Umfrage
hatte ergeben, dass 71 Prozent der erwachsenen Bevölkerung für einen Verbleib der Bahn in öffentlichem Eigentum sind.
"Wir fordern die Parlamentarier auf, bei ihrer morgen anstehenden Abstimmung die Mehrheitsmeinung in der Bevölkerung
stärker zu gewichten als die Stimmen und den persönlichen Ehrgeiz von Bahnchef Hartmut Mehdorn und Bundesverkehrsminister
Wolfgang Tiefensee, die die Bahn gegen jede Vernunft verkaufen wollen", sagte Mumme.
Der Bundestag entscheidet am morgigen Freitag über einen Antrag von CDU/CSU und SPD, mit dem die Bundesregierungbeauftragt
werden soll, den Verkauf von Bahn-Anteilen vorzubereiten. Mittlerweile liegt im Bundestag ein Gegenantrag der Linksfraktion vor,
der die Regierung auffordert, die keine Teile der Deutschen Bahn AG zu verkaufen. Dieser Antrag geht auf eine Initiative von
"Bahn für Alle" zurück.
Um den geringen politischen Einfluss der Bevölkerungsmehrheit zu illustrieren, bauten zuvor Aktivisten des
globalisierungskritischen Netzwerkes Attac und der Umweltschutzorganisation ROBIN WOOD heute vor dem Reichstag in Berlin eine
überdimensionale Balkenwaage auf. In der einen Waagschaale lagen die Unterschriftenlisten , in der anderen zwei Bilder von
Bahnchef Mehdorn und Minister Tiefensee. "Der Bundestag wiegt falsch, wenn die Bevölkerungsmehrheit leichter ist als eine
Sammlung abwegiger und risikoreicher Privatisierungsvorschläge", kommentierte Mumme den anstehenden Beschluss des
Bundestages, die Regierung mit einem Privatisierungsgesetz zu beauftragen. Die letzten Unterschriften auf die Waagschale legten
die Bundestagsabgeordneten Dr. Hermann Scheer (SPD) und Oskar Lafontaine (Die Linke).
"Die große Koalition will mit immer neuen Windungen die Bahn unbedingt privatisieren und nimmt damit Risiken in Kauf, auf
die auch Bundestags-Juristen hinweisen", kritisierte Erasmus Müller von Attac den Koalitionsbeschluss. "Dabei ist der
einfachste und risikofreie Weg, die Deutsche Bahn in öffentlichem Eigentum zu behalten und zu verbessern. Die Privatisierung
der Bahn bringt nicht mehr Verkehr auf die Schiene und untergräbt so die Klimaschutz-Ziele der Bundesregierung", sagte
Müller. "Die Privatisierung wird dem Bahnangebot in Deutschland schaden, weil ein auf Gewinn ausgerichteter Konzern weiter
unrentable, aber für Menschen und Wirtschaft wichtige Strecken stilllegen wird."
Weil immer klarer wird, dass die Privatisierung den Bahnkunden keine Vorteile bringt und die Erlöse nicht in das Bahnangebot
investiert werden, hat sich die Stimmung gegen eine Bahn- Privatisierung gefestigt. Ende Mai waren 45 Prozent der Bevölkerung
gegen einen Börsengang der Bahn, 29 Prozent dafür, 26 Prozent hatten sich noch keine Meinung gebildet. Das hatte eine
repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des Magazins "Stern" ergeben. Anfang November fragte Emnid erneut. Nur noch
25 Prozent waren für die Bahnprivatisierung, lediglich fünf Prozent hatten keine Meinung, aber 71 Prozent waren gegen die
Privatisierung.
Das Bündnis "Bahn für Alle" wird getragen von Attac, ROBIN WOOD, BUND, "Bürgerbahn statt Börsenbahn",
"Bahn von unten", UMKEHR, den NaturFreunden Deutschlands sowie dem VCD Brandenburg und setzt sich ein für eine
verbesserte Bahn in öffentlicher Hand.
Informationen im Internet: www.bahn-fuer-alle.de
--------------------------------------------------------
Weitere Themen: 72, 73, 74, 75, 76, 77, 78, 79
Sie haben eine Frage zum Thema "Privatisierung der Bahn"? Sie möchten mehr über das Thema "Bahn für alle"
erfahren? Über einige Themen können wir auch nur berichten, doch einige Antworten auf häufig gestellte Fragen finden Sie
unter dem Stichpunkt Glossar und einige weiterführende Erläuterungen unter
Brennpunkte I und II. An der
Erweiterung dieser Stichpunkte und Rubriken arbeiten wir.
Das Thema der letzten, dieser und der nächsten Seite:
Weitere Rubriken: