Nördlichste Position für das neue Forschungsschiff Maria S. Merian
Ende September kehrte "Maria S. Merian" von ihrer zweiten Arktis-Expedition zurück. Mit
im Gepäck sind Daten, die den Trend zur Erwärmung der Arktis weiter bestätigen.
Bremerhaven, den 4. Oktober 2006 - "Das Wasser, das aus der Norwegensee in die Arktis strömt, ist diesen Sommer im Mittel
um fast 0,8 Grad Celsius wärmer als im letzten Sommer," sagt Dr. Ursula Schauer vom Alfred-Wegener-Institut für Polar-
und Meeresforschung, die Fahrtleiterin der Expedition. "Dabei waren die letzten zwei Jahre bereits wärmer als die 20 Jahre
zuvor, in denen regelmäßige Messungen vorliegen. Über dem Yermakplateau, einem untermeerischen Rücken, haben die
Ozeanographen gemessen, dass über 4 Grad Celsius warmes Wasser bis 81°20? Nord vordringt," so Schauer. Biologen
entdeckten während der Expedition Arten von tierischem Plankton aus der Norwegensee, die mit dem warmen Wasser bis in die
nördlichen Breiten vorgedrungen waren, wo sie bislang nicht beobachtet wurden.
Einen Monat waren Wissenschaftler des
Alfred-Wegener-Instituts, der Universität Bremen und des polnischen Instituts für Ozeanographie am Rand des Meereises zwischen
Grönland und Spitzbergen dem warmen Wasser auf der Spur. In diesem Jahr war die Meereisgrenze weit im Norden. So erreichte
"Maria S. Merian" bei 81°20?N ihre bislang nördlichste Position.
(Das Eisrandschiff Maria S. Merian erreichte seine nördlichste Position. Foto: Ursula Schauer,
Alfred-Wegener-Institut.)
In der Framstraße haben die Wissenschaftler ozeanographische und biologische Langzeit- untersuchungen fortgeführt, die vor
zehn Jahren begonnen wurden. Der in den letzten Jahrzehnten beobachtete Klimawandel ist in der Arktis besonders stark
ausgeprägt. Die Ozeanographen arbeiten daran, die Rolle der Meere in diesem Prozess besser zu verstehen. Offene Fragen sind,
wie viel Wärme durch den nördlichsten Ausläufer des warmen Nordatlantikstromes in die Arktis gepumpt wird und wie stark diese
Wärmepumpe variiert. Dazu wird seit 1997 an einem aufwändigen Verankerungssystem in der Meerenge zwischen Grönland und
Spitzbergen der Transport warmen, salzreichen Wassers aus dem Atlantik in die Arktis gemessen.
Die bisherigen Messungen haben gezeigt, dass es im vergangenen Jahrzehnt mehrere starke Wärmepulse gab. Aus der Kombination
dieser und ähnlicher Daten wurde im Rahmen eines internationalen Programms erstmalig rekonstruiert, wie sich ein Wärmeschub
aus dem Atlantik innerhalb von mehreren Jahren über das Europäische Nordmeer bis weit ins Innere der Arktis fortsetzt. Um die
Zeitreihe fortzusetzen, haben die Wissenschaftler die in der Framstraße verankerten Geräte aufgenommen und durch neue ersetzt.
Die automatisierten Langzeitmessungen werden durch Detailmessungen der momentanen Wassertemperatur überprüft und ergänzt.
DAMOCLES
Die Untersuchungen sind eingebunden in ein europäisches Forschungsprojekt, in dem die
Langzeitentwicklung der Arktis durch Modellierung und Beobachtung untersucht wird (DAMOCLES - Developing Arctic Modeling and
Observing Capabilities for Long-term Environmental Studies). Dabei steht das Zusammenspiel von Meereis, Atmosphäre und Ozean im
Fokus. Ein Ziel des Projektes ist es, die potentiellen Auswirkungen des drastisch reduzierten Meereises auf das Klima und damit
auf Umwelt und Mensch, sowohl regional als auch global, zu erforschen. Mehr Informationen zu DAMOCLES finden Sie im Internet: www.damocles-eu.org
Maria Sybilla Merian
Das Eisrandforschungsschiff "Maria Sybilla Merian" ist Eigentum des Landes
Mecklenburg-Vorpommern, vertreten durch das Institut für Ostseeforschung Warnemünde (www.io-warnemuende.de/...merian). Die Leitstelle des
Forschungsschiffs ist am Institut für Meereskunde der Universität Hamburg angesiedelt (www.ifm.uni-hamburg.de).
Quelle im Internet: Alfred-Wegener-Institut - www.awi-bremerhaven.de
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Merian erfahren? Über einige Themen können wir auch nur berichten, doch einige Antworten auf häufig gestellte Fragen finden
Sie unter dem Stichpunkt Glossar und einige weiterführende Erläuterungen
unter Brennpunkte I und II.
An der Erweiterung dieser Stichpunkte und Rubriken arbeiten wir.
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