Aufruf zu energischem Handeln gegen die Armut
Tönisvorst, 16.10.2006. "Deine Stimme gegen Armut" - ein riesiges weißes Transparent mit
dieser Aufschrift spannten die Mitarbeiter der action medeor quer über den Eingang ihres Verwaltungsgebäudes in Tönisvorst.
Seit dem 17.10., dem internationalen Tag zur Beseitigung der Armut, der weltweit begangen wurde, hängt dort das Band und soll
die Regierungen symbolisch daran erinnern, sich verstärkt für die Armen in der Welt einzusetzen.
Die Statistiken zur weltweiten Armut sind erschreckend: Über eine halbe Milliarde Kinder lebt von weniger als einem US-Dollar
pro Tag, 15 Millionen Kinder sind durch HIV/Aids zu Waisen geworden und jeden Tag sterben 30.000 Kinder durch Hunger und
Krankheit. Die internationale Gemeinschaft entschloss sich im Jahr 2000, diese Missstände zu beseitigen und verabschiedete acht
Entwicklungsziele, die so genannten Millenium Development Goals. Dabei geht es konkret darum, die Armut bekämpfen, Kindern den
Schulbesuch ermöglichen und im Bereich der Gesundheit die Kindersterblichkeit um zwei Drittel senken, die Gesundheit der
Mütter verbessern und Aids, Malaria und andere Krankheiten eindämmen.
Sechs Jahre nach Verabschiedung der Ziele haben die Regierungen ihre Zusagen jedoch nicht erfüllt. "Wenn die reichen
Länder ihre Versprechen nicht halten, können die Entwicklungsziele nicht erreicht werden", sagt Bernd Pastors, "dann
wird auch weiterhin alle drei Sekunden ein Kind sterben."
Die Kampagne "Deine Stimme gegen Armut": Gemeinsame Träger von "Deine Stimme gegen Armut" sind VENRO, der
Dachverband von 100 entwicklungspolitischen Nichtregierungsorganisationen, der Künstler Herbert Grönemeyer und befreundete
Fachleute aus der PR- und Medienbranche. Sie fordern die Bundesregierung zu mehr Engagement bei der Realisierung der
Millenniumsziele auf. Die Aktion versteht sich als Teil der internationalen Kampagne "Global Call to Action against
Poverty", in der mehr als 82 Länder zusammengeschlossen sind. Überall und immer steht das "Weiße Band" als
Symbol für die weltweite Kampagne.
Quelle im Internet und weitere Informationen: action medeor e.V. - www.medeor.org
------- Weitere Mitteilungen zum Thema Hunger und Armut 2006 -------
Zehn afrikanische Länder bilden Schlusslicht
(13.10.2006) Kriege und bewaffnete Auseinandersetzungen haben dramatische Folgen für den Kampf gegen
den Hunger in den betroffenen Ländern. Das ist eines der zentralen Ergebnisse eines Berichts, den die Deutsche Welthungerhilfe
und das Internationale Forschungsinstitut für Ernährungspolitik (IFPRI) am Freitag in Berlin vorgestellt haben. Der Bericht
und das Länderranking beruhen auf einem Index, den das Internationale Forschungsinstitut für Ernährungspolitik (IFPRI) in
Washington entwickelt hat.
Politischen Willen stärken
Er umfasst mehrere Indikatoren wie Kindersterblichkeit und Unterernährung und vergleicht die
Entwicklung der Länder über einen Zeitraum von rund 20 Jahren.
"Der Index spiegelt die unterschiedlichen Erscheinungsformen von Hunger wieder", sagt Dr. Joachim Braun, Direktor des
Instituts. "Das Länderranking soll den politischen Willen der Länder stärken, in positiver Konkurrenz zueinander den
Hunger zu bekämpfen."
Von 119 untersuchten Entwicklungs- und Transformationsländern befinden sich zehn afrikanische Staaten an letzter Stelle, die
direkt oder indirekt unter Krieg oder Kriegsfolgen leiden. Burundi, in dem seit zehn Jahren Bürgerkrieg herrscht, steht an
letzter Stelle. Aber auch fehlende Investitionen in Landwirtschaft, Gesundheit und Bildung wirken sich negativ aus
Fortschritte machen Mut
Ingeborg Schäuble, die Vorstandsvorsitzende der Welthungerhilfe, wies auch auf die positiven Ergebnisse
der Untersuchung hin. So sei es in stabilen Ländern wie Ghana gelungen, Hunger, Unterernährung und Kindersterblichkeit
deutlich zu verringern. Auch in Nachkriegsländern wie Äthiopien, Mosambik und Angola konnten in den letzten zehn Jahren
beeindruckende Fortschritte erzielt werden.
"Es ist allerdings ein Irrtum zu glauben, allein wirtschaftliche Entwicklung reiche aus, um Hunger zu reduzieren",
sagt Schäuble. "Ohne Investitionen in Landwirtschaft, Gesundheit und Bildung können sich diese Länder nicht entwickeln.
Das gilt erst recht für Länder, die unter schweren Krisen und Kriegen gelitten haben." Die Deutsche Welthungerhilfe
arbeitet in fast allen der 30 Länder, die im Ranking am unteren Ende stehen.
Die Vorsitzende der Welthungerhilfe erinnerte an die Verpflichtungen, welche die Staats- und Regierungschefs auf internationalen
Gipfeltreffen eingegangen sind. "Die Regierungen der Entwicklungsländer müssen Verantwortung gegenüber ihrer
Bevölkerung übernehmen. Aber auch die Geberländer machen sich unglaubwürdig, wenn strategische und wirtschaftliche
Interessen in der Zusammenarbeit mit diesen Regierungen im Vordergrund stehen."
Quelle im Internet und weitere Informationen: www.welthungerhilfe.de
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Weitere Themen: 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45
Sie haben einige Fragen zum Thema "Armut und Hunger"? Sie möchten mehr über die Bedeutung der Millenium Development
Goals erfahren? Auf einige Fragen aus dem Bereich Sozialpolitik und Sozialwirtschaft finden Sie unter dem Stichpunkt Brennpunkte I und II einige
Erläuterungen, ebenso im Glossar, welches noch erweitert wird.
Das Thema der letzten, dieser und der nächsten Seite:
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