Seeadler wurden bis Anfang des 20. Jahrhunderts vielerorts intensiv bejagt und verfolgt, was dazu
führte, dass der Seeadler in Westeuropa gänzlich ausgerottet war, lediglich in Mitteleuropa und vereinzelt im nördlichen
Europa gab es noch Vorkommen. Einsetzende Schutzmaßnahmen zeigten nur vorübergehende Wirkung. Das bis in die 60er Jahren
häufig verwendete Insektizid DDT führte zu dünnschaligen Eiern bei Vogelarten, die am Ende einer Nahrungskette stehen. Durch
diese Dünnschaligkeit zerbrachen die Eier während der Brut, wodurch im Endergebnis die Bestände einiger Vogelarten arg
gefährdet waren, darunter Greifvogelarten wie der Wanderfalke und der Seeadler.
--- Mitteilungen zum Thema Seeadler, Beobachtung und Bestandsentwicklung ---
Zum Tag der deutschen Einheit: WWF freut sich über vermehrten Nachwuchs im Seeadlerhorst
Mölln, Frankfurt, 29.09.2006 - Totgesagte leben länger: Zumindest beim Seeadler scheint sich das zu
bewahrheiten. Vom D-Markstück, dessen Rückseite er einst zierte, schaffte er den Sprung auf die Ein-Euro-Münze. Im Bonner
Bundestag einst als "fette Henne" verspottet, tauchte der Vogel in abgespeckter Form flugs im Berliner Parlament
wieder auf. Auch in der Natur ist der Adler mit dem beeindruckenden Krummschnabel seit Jahren im Aufwind: Anders als beim Volk,
das mit ihm als Wappenvogel lebt, stellt sich bei den großen Greifvögeln heute wieder regelmäßig Nachwuchs ein. Für den WWF
ist die Geschichte des Seeadlers eine Erfolgsstory des Naturschutzes.
Zuletzt wurden hierzulande 531 Brutpaare gezählt. Nach Angaben des WWF hat sich ihre Zahl seit 1980 (127) damit mehr als
vervierfacht. Dabei hatte es einst düster für ihre Zukunft ausgesehen. Jahrhunderte lang wurden die Adler mit Fallen und
Flinten verfolgt. Außerdem machten den Tieren Umweltgifte schwer zu schaffen: Das Insektengift DDT rückte nicht nur den
Pflanzenschädlingen auf den Äckern zu Leibe, sondern ließ zugleich die Eierschalen immer dünner und zerbrechlicher werden.
Zusammen mit der Zerstörung ihres Lebensraumes trugen diese Faktoren dazu bei, dass die Seeadler in der Mitte des vergangenen
Jahrhunderts fast überall in Europa am Rand des Aussterbens standen.
"Das Happy End für die majestätischen Vögel, deren Flügel eine Spannweite von 2,5 Meter aufweisen können, hat auch mit
der Wiedervereinigung zu tun", ist sich WWF-Adlerexperte Thomas Neumann sicher. Denn Seeadler sind auf ungestörte und
bewaldete Seen-, Küsten- und Flusslandschaften angewiesen. Dort können sie Jagd auf Wasservögel und Fische machen und ihre
Horste in den mächtigen Kronen alter Bäume errichten. Fast die Hälfte aller Seeadler Deutschlands brütet in Nationalparken
und Naturschutzgebieten - ein Indiz dafür, dass die Ausweisung von Schutzzonen maßgeblich zu ihrer Wiederansiedlung beiträgt.
Nach dem Fall der Mauer gelang es den Naturschützern aus Ost und West große Schutzgebiete auszuweisen. In ausgewählten
Gebieten Schleswig Holsteins, Mecklenburg-Vorpommerns und Brandenburgs kaufte der WWF Flächen. In enger Zusammenarbeit mit
Förstern, Grundbesitzern und den zuständigen Behörden wurden weit reichende Schutzmaßnahmen organisiert. Die Bewachung von
Adlerhorsten gehörte ebenso dazu wie die Information von Wanderern und die zeitweilige Sperrung von Brutgebieten. Dank ihrer
weitläufigen Seen und Flusslandschaften fühlen sich die Seeadler gerade in den östlichen Bundesländern heute wieder
besonders wohl. Spitzenreiter ist das seenreiche Mecklenburg-Vorpommern mit zuletzt 235 Brutpaaren. "Der Schutz ihrer
Lebensräume wurde erheblich verbessert", freut sich Thomas Neumann. Besonders positiv beeinflusst wurde die Entwicklung
durch die Reduzierung von Umweltgiften. Nach dem Verbot von DDT nahm die Schadstoffbelastung ihrer Beutetiere und damit auch der
Seeadler deutlich ab. Neumann: "Nun muss noch die bei der Jagd häufig verwendete Blei-Munition aus der Natur verschwinden.
Sie führt bei den Adlern durch das Fressen geschossener Tiere zu tödlichen Vergiftungen."
Quelle im Internet und weitere Informationen unter: www.wwf.de
------- Weitere Mitteilungen zum Seeadler und seiner Beobachtung -------
Richtfest für Beobachtungsturm bei Gartow mit Minister Sander
Helm: "Natur erleben - Seeadler erleben. Dank an ehrenamtliche Seeadlerbetreuer in der Woche des
bürgerschaftlichen Engagements!"
Gemeinsame Pressemitteilung
NABU Niedersachsen
Niedersächsisches
Umweltministerium
Rut- und Klaus-Bahlsen-Stiftung
Samtgemeinde Gartow
Gartow, Nienwalde, 18. September 2006 - Heute (Montag) fand das Richtfest des Beobachtungsturmes Nienwalde statt. Dieser ist
Teil des Projektes "Seeadler-Beobachtung in der Seegeniederung bei Gartow". Vor fast genau einem Jahr wurde feierlich
am 5. September 2005 die Vertragsunterzeichnung zum Projekt vorgenommen. Jetzt, ein Jahr später, geht ein erster
Projektschwerpunkt, der Beobachtungsturm Nienwalde als ein Herzstück des Seeadlerprojektes, seiner Vollendung entgegen.
Umweltminister Hans-Heinrich Sander sagte: "Wir sind froh, dass es in Niedersachsen wieder Seeadler gibt. Inzwischen 20
Paare. Wir wollen, dass es mehr werden. Daher engagieren wir uns im Artenschutz. Damit die Menschen etwas davon haben, sorgen
wir dafür, dass sie Natur erleben können. Und wir sind hoch erfreut, dass wir die Rut- und Klaus-Bahlsen-Stiftung gewinnen
konnten, das Seeadler Erleben mit 700.000 Euro zu unterstützen. Dass dabei mehr als Seeadler erlebt werden können, nämlich
die herrliche Landschaft mit ihren Pflanzen und Tieren, versteht sich von selbst."
Nach dem Richtspruch des Zimmermeisters erklärte Prof. Dr. Burkhard Huch, Vorsitzender der Rut- und Klaus-Bahlsen-Stiftung:
"Das von uns unterstützte Vorhaben ist eine hervorragende Möglichkeit, den Naturschutz mit der Förderung von regionaler
Entwicklung und wirtschaftlichen Aspekten zu verbinden. Entsprechend haben Firmen aus der Umgebung hier gearbeitet und werden
die Menschen vor Ort von den Gästen und Besuchern profitieren."
"Die Menschen können bei uns in Gartow naturverträglich Vögel, Tiere und die Seegeniederung erleben. Wir freuen uns auf
die Besucher. Sie sind uns herzlich willkommen. Sie sollen an unserer schönen Natur teilhaben" sagte Gartows
Samtgemeinde-Bürgermeister Friedrich-Wilhelm Schröder beim traditionellen Richtfest. Mit dem Turm gehe ein erstes Herzstück
des Projektes seiner Vollendung entgegen, so Schröder weiter.
NABU Landesvorsitzender Hans-Jörg Helm erklärte: "Wir können vielen Menschen die Schönheit und den Wert dieses
einzigartigen Landschaftsraumes zeigen. Deshalb engagieren wir uns hier. Damit wird vermittelt, wie wichtig es ist, sich für
den Erhalt unseres niedersächsischen Naturerbes einzusetzen." Neben den Naturschutzaspekten werden mit dem Projekt
Seeadlererleben im Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue zudem auch touristische und regionalwirtschaftliche Ziele
umgesetzt. Um den Seeadler erleben können, müsse mit einem landesweiten Verbot für Bleimunition sein Erhalt langfristig
gesichert werden, forderte Helm.
Hans-Jörg Helm weiter: "Bürgerschaftliches Engagement erbringt konkrete Dienstleistungen und verbessert so die
Lebensqualität in unserem Land, wie es Bundespräsident Horst Köhler am Sonnabend benannte. Ohne ehrenamtliches Engagement
wäre es um unsere niedersächsischen natürlichen Lebensgrundlagen schlecht bestellt. Dass es in Niedersachsen noch Seeadler
gibt, ist vor allem ein Verdienst des engagierten Einsatzes ehrenamtlicher Naturschützer. Meinen ganz herzlichen Dank an Peter
Görke und Hubert Horn für ihre freiwillige und unentgeltliche Arbeit als Seeadlerbetreuer stellvertretend für alle
niedersächsischen Ehrenamtlichen in dieser Woche des bürgerschaftlichen Engagements. "
Die bautechnische Abwicklung des Holz-Beobachtungsturmes lag in den Händen des örtlichen Architekten Dipl.-Ing. Architekt BDLA
Sigurd Stüben aus Gartow und der vor Ort ansässigen Firma Zimmerei Stüben, ebenfalls aus Gartow.
Neben der Errichtung des Beobachtungsturmes Nienwalde gibt es weitere Bausteine in dem Vorhaben. So soll auch der ursprüngliche
Verlauf der Seege wieder hergestellt werden. Zurzeit fließt die Seege noch kanalartig, nahezu schurgerade durch die Wiesen.
Ende des Jahres aber soll sie wieder in ihrem ursprünglichen Flussbett fließen. Bis zu sechs Flussschleifen werden wieder
hergestellt. Daneben entstehen fünf unterschiedlich große Flutmulden auf Flächen des Landes Niedersachsen und ein größerer
Nahrungsteich mit Fischbestand. Zukünftig sollen sich hier wilde Wasservögel einfinden und somit das Jagdspektrum des
Seeadlers bereichern.
Wie sich dabei die Landschaft verändert, welche Tier- und Pflanzenarten hinzukommen und verschwinden oder welche Auswirkungen
die Renaturierung der Seege auf die Qualität des Wassers haben wird beobachten bereits neugierig die Schüler der Gartower
Schulen. Diese sind im Zuge von Umweltbildungsmaßnahmen mit in dieses Projekt eingebunden. Die Gartower Elbtalschule stimmt
beispielsweise den Biologieunterricht zum Thema entsprechend ab und die Schüler unternehmen an Projekttagen Exkursionen in das
Gebiet, um umfangreiche Bestandsaufnahmen vorzunehmen. Eine weitere Schülergruppe begleitet alle Vorhaben mit der Kamera und
erstellt eine Dokumentation.
Von dem über 15 Meter hohen Beobachtungsturm blickt man über Deich und Baumkronen hinweg in die Seegeniederung. In Kürze
werden hier Bagger eine Wasserlandschaft entstehen lassen, wie sie einst überall im Urstromtal der Elbe vorzufinden war - ein
weiteres Revier für den heimischen Seeadler, der dem Projekt seinen Namen gegeben hat. Der Beobachtungsturm Nienwalde bietet
die Möglichkeit, neben Seeadlern andere seltene Tierarten in naturverträglicher Weise zu erleben.
Das Projekt wird mit Mitteln der Rut- und Klaus-Bahlsen-Stiftung gefördert und ist Bestandteil des landesweiten Vorhabens
"Natur erleben in Niedersachsen" des Niedersächsischen Umweltministeriums. Als Projektträger fungieren die
Samtgemeinde Gartow sowie der NABU Niedersachsen.
Das Projekt wurde geprüft durch das Niedersächsische Umweltministerium,
den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) sowie die
Biosphärenreservatsverwaltung Niedersächsische Elbtalaue und wird von diesen bei seiner Umsetzung begleitet.
Quelle im Internet und weitere Informationen unter: niedersachsen.nabu.de
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Sie haben eine Frage zum Thema "Seeadler, Beobachtung und Bestandsentwicklung" oder Sie möchten wissen, was bedeutet
das Wort Nahrungskette, oder was ist ein Biosphärenreservat? Einige Antworten auf häufig gestellte Fragen finden Sie unter dem
Stichpunkt Glossar und einige weiterführende Erläuterungen unter Brennpunkte I und II.
Hinweis: Der Seeadler ist ein Greifvogel der zur Familie der Habichtartigen
Vögel gehört. Seeadler erreichen eine beeindruckende Größe von bis zu 92 cm sowie eine Flügelspannweite von bis zu 244 cm.
Seeadler sind die größten Greifvögel Mitteleuropas.
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