Workshop zu Produktionszentren archaischer Keramik von großem Interesse
01.06.2006 - Der interdisziplinäre Workshop »Produktionszentren archaischer und klassischer Keramik«
veranstaltet vom Institut für Klassische Archäologie und dem Interdisziplinären Zentrum Alte Welt, (IZAW), der Freien
Universität Berlin sowie der Abteilung Eurasien des Deutschen Archäologischen Instituts stieß auf große öffentliche
Resonanz.
Mehr als 80 Teilnehmer folgten kürzlich der Einladung in die Räume des DAI.
Eröffnet wurde das kleine, aber auf gebündelte Fragestellungen konzipierte Programm mit den Begrüßungsworten von PD Dr.
Mayke Wagner, der zweiten Direktorin der Abteilung Eurasien des DAI.
Daran schlossen sich die Begrüßungsworte des
Veranstalters Dr. Martin Langner im Namen des Instituts für Klassische Archäologie und des IZAW der Freien Universität Berlin
an sowie eine kurze Einführung in das Thema durch Dr. Udo Schlotzhauer von der Abteilung Eurasien des DAI.
Der erste Vortrag von Dr. Michael Kerschner (ÖAI, Wien) beinhaltete neben grundsätzlichen methodischen Fragen zur
Archäometrie und solchen der Interpretation naturwissenschaftlicher Herkunftsuntersuchungen auch einen kurzen Überblick über
neu entdeckte Töpferzentren der Aiolis und Nordionien.
Für diese konnte eine überraschende Produktionsvielfalt aufgezeigt
werden. Letzteres wurde im folgenden Beitrag von Dr. R. Posamentir (DAI, Istanbul) für einen vermutlich am Hellespont zu
lokalisierenden Produktionsort bestätigt.
Dr. Udo Schlotzhauer (DAI Eurasien-Abteilung, Berlin) stellte die seit über
hundert Jahren als stilistisch zusammengehörig erkannten sog. samischen Kopfkantharoi zur Diskussion.
Frau Dr. M.
Daskiewicz (Firma Archea, Warschau) stellte eine Probeserie aus Selinunt auf Sizilien vor. Aus diesem Gebiet liegen bislang erst
wenige Ergebnisse zu lokalen Keramikprodukten vor.
Der Vortrag von Dr. M. Langner (Institut für Klassische Archäologie, FU
Berlin) hatte die sog. Kertscher Vasen zum Thema. Eine Reihe von beprobten Beispielen, die sich heute in den Staatlichen
Berliner Museen befinden, haben ergeben, dass auch solche Stücke die aufgrund ihrer schlechten Qualität als lokale
Nachahmungen galten, in Athen selbst hergestellt wurden. Dennoch wurden sie beispielsweise bis ins nördliche Schwarzmeergebiet
verhandelt.
In der Abschlussdiskussion wurde resümierend hervorgehoben, dass archäometrische Analysen eben der archäologischen
Interpretation bedürfen, um aussagefähig zu sein. Außerdem wurde der Aspekt der unterschiedlichen Qualitätsstufen
archaischer und klassischer Zeit thematisiert.
Quelle und weitere Infos unter: www.dainst.org
------- Eine Meitteilung zum Thema Archäologie 2006-------
Archäologe der Universität Jena untersucht Ritualdarstellungen in Tunesien
Jena, 20.03.06 - Eine Stele, zweigeteilt. Im oberen Register thront die Hauptgottheit samt Begleitung,
an den Seiten Figuren aus der griechischen Mythologie. Das Hauptfeld zeigt ein Opfer: Der Mann ist römisch gekleidet, das
Ritual selbst jedoch, das er durchführt, kommt aus der kulturellen Tradition der Provinz "Africa Proconsularis", dem
heutigen Tunesien. Eine solch vielfigurige Schilderung eines Opferrituals aus der Zeit nach den Punischen Kriegen (264-146 v.
Chr.) in jener Region sei eher unüblich, konstatiert Dr. Günther Schörner vom Lehrstuhl für Klassische Archäologie der
Friedrich-Schiller-Universität Jena. Votivstelen in dieser Form habe es zudem in Rom selbst überhaupt nicht gegeben, dafür
jedoch in reichem Maße in Nordafrika.
Untersucht hat der Hochschuldozent vom Institut für Altertumswissenschaften das
beschriebene Relief während einer Reise, die ihn vergangenes Jahr nach Tunesien führte. Im Rahmen des von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG) für zwei Jahre geförderten Schwerpunktprogramms "Römische Reichsreligion und
Provinzialreligion" ist er solchen antiken Zeugnissen auf der Spur. Innerhalb des Projekts erforschen cirka 20
Wissenschaftler aus ganz Deutschland, welchen Einfluss die antike Religion auf globale, regionale und lokale kulturelle Prozesse
hatte.
"In Africa Proconsularis existiert nach unserer jetzigen Erkenntnis die größte Anzahl an Kultdarstellungen innerhalb
einer römischen Provinz. Sie zeigen zudem ein Nebeneinander von Bildern unterschiedlicher Rituale", betont der Jenaer
Archäologe. Als Besonderheit kristallisiert sich heraus, dass solche Bilder häufig für Grabmale verwendet wurden. "Dabei
erweist sich das Spektrum der wiedergegebenen Opferdarstellungen als so groß und differenziert, wie sonst nirgendwo im gesamten
Imperium Romanum", freut sich Dr. Schörner, der bereits seit vielen Jahren auf dem Gebiet von Opferdarstellungen forscht,
über die Ausbeute vor Ort.
Der Archäologe von der Jenaer Universität wurde vor allem bei Votivreliefs, Altären, Friesen öffentlicher und privater
Bauten sowie Mosaiken und Münzen fündig. So stieß Schörner auf zahlreiche Reliefs, die Saturn, der wichtigsten Gottheit im
nördlichen Afrika, huldigen. Derartiges gebe es in dieser Form im gesamten übrigen Römischen Reich nicht. Zurückzuführen
sei das zum einen darauf, dass die Einheimischen "sehr stark in der eigenen Religiosität beharrten". Zum anderen habe
"Rom offenbar keinen größeren Wert auf die Übernahme seiner Kulte gelegt, so lange der Zusammenhalt des Imperiums nicht
gefährdet war", sagt Dr. Schörner.
Mit dem bei seiner Forschungsreise entdeckten Material ist er sehr zufrieden. Nun stehe die weit schwierigere Aufgabe der
Interpretation an, betont der Jenaer Wissenschaftler. Die Ergebnisse dieses DFG-Forschungsprojektes, das noch bis Ende 2006
läuft, sollen in einer Monographie publiziert werden. Dort fließen auch die Resultate der Untersuchungen ein, die Schörner
zwischen 2001 und 2004 zum gleichen Thema nach Kleinasien führten.
Weitere Informationen:
HDoz. Dr. Günther Schörner
E-Mail: guenther.schoerner[@]uni-jena.de
Institut für Altertumswissenschaften der
Universität Jena - www.uni-jena.de
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