Greenpeace rät vom Verzehr ab und fordert europaweiten Schutz vor Giften
27.09.2006 - Aale aus Elbe, Main, Rhein und Weser sind stark mit Industriechemikalien belastet. Dies
belegt eine heute von Greenpeace veröffentlichte Studie zur europaweiten Belastung von Aalen mit perfluorierten Tensiden
(PFTs). PFTs werden in wasser,- fett- und schmutzabweisenden Produkten eingesetzt. Sie gelten als fortpflanzungsschädigend und
krebserregend. Greenpeace fordert, dass in der neuen EU-Chemikaliengesetzgebung REACH (Registrierung, Evaluierung und
Autorisierung von Chemikalien) der Ersatz von gefährlichen Chemikalien wie PFTs durch sichere Alternativen verbindlich
vorgeschrieben wird. Am 13. November soll REACH in der Zweiten Lesung im Europäischen Parlament verabschiedet werden.
"Der Verzehr von Aalen aus deutschen Flüssen ist nicht zu empfehlen", sagt Corinna Hölzel, REACH-Sprecherin von
Greenpeace. "Im europäischen Vergleich erreichen deutsche Aale sogar Spitzenwerte in der chemischen Belastung." Erst
vergangene Woche hatte das Düsseldorfer Umweltministerium vom übermäßigen Verzehr von Fischen aus dem See Möhne und der
Ruhr abgeraten. Die Gewässer waren aus noch ungeklärten Gründen mit einem hochgradig PFT-belasteten Dünger verunreinigt
worden.
Für den zweiten Teil der Studie "Swimming in Chemicals" (Ein Bad in Chemikalien) untersuchte ein unabhängiges
britisches Labor im Auftrag von Greenpeace 21 Aale aus elf europäischen Ländern auf vier verschiedene perfluorierte
Chemikalien. Der europäische Höchstwert der langlebigen und sich in der Umwelt anreichernden Perfluoroctansulfonate (PFOS)
wurde in der Leber eines Aals aus dem Main bei Bamberg gemessen. Auch bei der Belastung des Muskelfleisches war ein deutscher
Aal führend in Europa: Er stammte aus der Elbe, südlich von Hamburg. Bereits im November 2005 hatte Greenpeace auf die hohe
Belastung der europäischen Aale mit bromierten Flammschutzmitteln und Polychlorierten Biphenylen (PCB) hingewiesen.
"Ob Teflon-Pfannen, Gore-Tex-Textilien oder fettabweisende Fast-Food-Verpackungen" Produkte, die das tägliche Leben
erleichtern sollen, belasten Mensch und Tier?, sagt Hölzel. "Mit REACH müssen unsere Europa-Parlamentarier die Gesundheit
der Verbraucher und die Natur zukünftig vor gefährlichen Chemikalien schützen. Dafür muss die Chemieindustrie gezwungen
werden, sichere Alternativen für Schadstoffe zu entwickeln."
PFTs werden seit über 50 Jahren produziert und für Textilien, Ledermöbel, Papier und Verpackungen, Farben, Reinigungsmittel
und Kosmetikartikel, Feuerlöschschaum und vieles mehr verwendet. In die Flüsse gelangen TFPs durch Abwässer aus
Landwirtschaft, Industrie und Haushalt. Menschen nehmen die Chemikalie über Trinkwasser, Nahrung und Alltagsprodukte auf. Wegen
ihrer Giftigkeit, Langlebigkeit, der Anreicherung im Gewebe von Tier und Mensch und ihrer weiten Verbreitung in der Umwelt
gelten PFTs als besondere Umweltschadstoffe.
Quelle im Internet: www.greenpeace.de/25-jahre
------ Mehr zum Thema PFT in Ruhr und Möhne ---
NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg legt Bericht vor
Düsseldorf, 23.08.06 - NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg hat mit der Arbeitsgemeinschaft der
Wasserwerke an der Ruhr (AWWR) ein Handlungspaket zur Intensivierung der vorsorgenden Maßnahmen zum Schutz der Gewässer im
Ruhreinzugsgebiet und zur Modernisierung von Anlagen vereinbart. Dazu soll bis Jahresende eine Belastungsabschätzung zu
relevanten Stoffeinträgen und mikrobiologischen Verunreinigungen vorgenommen werden. Eine entsprechende Erklärung will
Uhlenberg am Freitag in Arnsberg gemeinsam mit der Spitze der AWWR unterzeichnen. "Ich bin mit der AWWR einig, dass wir
gemeinsam den vorbeugenden Gewässerschutz stärken müssen. Die Wasserversorgungswirtschaft wird gewährleisten, das Rohwasser
mit den geeigneten Methoden so aufzubereiten, dass eine Gefährdung der menschlichen Gesundheit nicht zu befürchten ist. Dabei
ist ein ausreichend großer Sicherheitsabstand zu gesundheitlich bedenklichen Werten einzuhalten", sagte Uhlenberg.
Der Minister legte darüber hinaus heute dem Umweltausschuss des Landtags einen umfangreichen Bericht über die PFT-Belastungen
in Nordrhein-Westfalen vor. Der Bericht, der auch auf der Internetseite des Ministeriums zur Verfügung gestellt wird,
dokumentiert alle Erkenntnisse und Maßnahmen der Umweltbehörden. Daraus geht hervor, dass in der Anlage der Firma GW Umwelt in
Paderborn, die ein Abfallgemisch nach der Bioabfallverordnung vertrieben hat, eindeutig PFT-belastete Materialien behandelt
wurden. Uhlenberg: "Es gibt zudem Hinweise auf eine PFT-Belastung eines Abfalls eines belgischen Lieferanten von GW Umwelt.
Die zuständige belgische Behörde ist umgehend unterrichtet worden. Die Behörden sind in Kontakt, um die Ursache für den
Eintrag von PFT in die Abfallgemische zu finden."
Der NRW-Umweltminister will eine Änderung der Bioabfallverordnung und der Düngemittelverordnung prüfen und hat das Thema für
die nächsten Agrar- und Umweltministerkonferenzen angemeldet. Unabhängig davon bekräftigte Uhlenberg, dass er weiterhin ein
PFT-Verbot fordert: "Nur ein Verbot kann den Einträg in Böden und Gewässer dauerhaft wirksam unterbinden."
Obwohl aufgrund der Ergebnisse der Universität Bonn, durch die eine PFT-Belastung in Ruhr und Möhne nachgewiesen wurde, eine
Belastung in anderen Teilen des Landes nicht zu erwarten war, hat der Umweltminister vorsorglich in anderen
Gewässereinzugsgebieten Untersuchungen auf PFT veranlasst. "Diese Untersuchungen haben überwiegend zu Ergebnissen
unterhalb der Bestimmungsgrenze geführt", sagte Uhlenberg. Während die Milch von Kühen, die möglicherweise belastetes
Weidegras gefressen hatten, unbedenklich war, musste für Fische aus dem Möhnesse und der Ruhr eine Verzehrwarnung gegeben
werden. Die Überprüfung von Böden, auf denen das Abfallgemisch der Firma GW Umwelt aufgebracht wurde, dauert an. Für die
Boden- und Gewässeruntersuchungen und das im September beginnende Human-Biomonitoring hat das Ministerium bisher insgesamt
200.000 Euro bereitgestellt. Umweltminister Uhlenberg nannte den Einsatz und die Zusammenarbeit aller beteiligten Behörden
"vorbildlich".
Quelle im Internet: www.munlv.nrw.de
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Weitere Themen: 88, 89, 90, 91, 92, 93, 94, 95
Hinweise zur Ausstellung:
» Kartographie und Kunst als bunte Klimazeugen (bis 6. Oktober 2006)
» Fachausstellung für Land- und Forstwirtschaft (bis 1. Oktober 2006)
Sie haben eine Frage zum Thema "PFT, Schadstoffe, Pestizide und Grenzwerte" oder Sie möchten wissen, was ist ein
Biosphärenreservat oder was sind Treibhausgase? Einige Antworten auf häufig gestellte Fragen finden Sie unter dem Stichpunkt
Glossar und einige weiterführende Erläuterungen unter Brennpunkte I und II.
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