Zivilgesellschaft fordert mehr Beteiligung von Indigenen
Bonn 22.Mai 2006 - Um die weltweite Desertifikation und den Artenschwund in Trockengebieten aufzuhalten,
sollen indigene und lokale Gemeinschaften besser an umweltpolitischen Entscheidungen beteiligt werden, fordern die im Forum
Umwelt und Entwicklung zusammengeschlossenen Nichtregierungsorganisationen. Am Internationalen Tag der Biologischen Vielfalt
machen sie darauf aufmerksam, dass fast die Hälfte der Erdoberfläche von Trockengebieten gebildet wird, die eine große Zahl
von Tier- und Pflanzenarten beherbergen. Der globale Artenschwund betrifft nicht nur den Regenwald, sondern auch die
Trockengebiete. Zwei Milliarden Menschen bewirtschaften diese Regionen, in denen weltweit wichtige Nutztierarten wie Rind,
Schaf, Ziege und Pferd domestiziert wurden. Gerade in diesen Gebieten wurden zahlreiche Rassen gezüchtet, die heute ein
wichtiger Wirtschaftsfaktor sind. Beispielsweise tragen einheimische Nutztierrassen fast zur Hälfte des Bruttosozialproduktes
der Staaten im südlichen Afrika bei. Die Hälfte der Exporte der Mongolei liefern lokale Weidetiere und ihre Produkte. Diese
Rassen sind an die für Trockengebiete charakteristischen kleineren Dürreperioden angepasst, die moderne Hochleistungsrassen
nicht überleben würden. Die Rinder- und Schafindustrien in Australien, Neuseeland, USA und Brasilien sind teilweise mithilfe
von Rassen aus Afrika und Asien entstanden.
Neben vielen Wildtierarten sind auch Nutztierrassen vom Aussterben bedroht. Gutgemeinte Brunnenbohrungen haben oft erst zur
Überweidung geführt. Bewässerungsprojekte haben meist die in der Region lebenden Hirtenvölker vertrieben. Ihre Lebensweise
wird oft als rückständig und Umwelt zerstörend disqualifiziert. Wo Weideflächen zu Naturschutzgebieten werden, sind
Nutztiere meist ausgesperrt. In Rajasthan, das heute viele Touristen auch wegen seiner Kamele nach Indien lockt, wurde
innerhalb einer Dekade die Anzahl Kamele um die Hälfte reduziert, berichtet Rolex-Preisträgerin Ilse Köhler-Rollefson von der
Liga für Hirtenvölker und Nachhaltige Viehwirtschaft. Zudem sind schon jetzt viele der Bewässerungsflächen durch
Managementfehler für den Ackerbau verloren, oder die Wasserressourcen gehen zur Neige.
Der Grundsatz, dass nachhaltige Bewirtschaftung der Trockengebiete die lokale Bevölkerung einbeziehen sollte, setzt sich nur
langsam durch. Das gilt auch für die erneuerbaren Energien, die nicht nur Chancen bieten, sondern auch neue Begehrlichkeiten an
diesen Gebieten wecken, erläutert Jürgen Maier vom Forum Umwelt und Entwicklung. Das traditionelle Wissen ist oft nur dort
geschätzt, wo man es per Biopiraterie ausbeuten kann, bedauert er. Bereits ein Drittel der pflanzlichen Medikamente auf dem
US-amerikanischen Pharma-Markt stammen aus Trockengebieten. Um den Forderungen nach verbessertem Schutz und nachhaltiger Nutzung
der Biologischen Vielfalt mehr Nachdruck zu verleihen, engagiert sich das Forum Umwelt und Entwicklung schon jetzt bei der
Vorbereitung der nächsten internationalen Biodiversitäts-Verhandlungen, zu denen die Bundesregierung für 2008 nach
Deutschland eingeladen hat.
Quelle und weitere Infos: www.forumue.de
------- Mehr zum Thema Artenreichtum und Trockengebiete 2005 -------
Das Watergy-Gewächshaus der TU Berlin produziert Gemüse in Spanien mit 65 Prozent verringertem Wasserverbrauch
1. Juli 2005 - In Spanien dauert die extremste Dürre seit 60 Jahren weiter an. Während die
Landwirtschaft dort Ernteausfälle in Milliardenhöhe erleidet und bereits Ausgleichsgelder aus EU- Katastrophenmitteln
beantragt wurden, arbeiten Forscher des Fachgebiets Gebäudetechnik und Entwerfen der TU Berlin zusammen mit Kollegen der
Estacion Experimental de Cajamar aus Spanien und dem Wageningen University and Research Centre aus den Niederlanden im Rahmen
eines durch die EU geförderten Projekts an einem neuen, extrem wassereffizienten Gewächshaussystem.
Im größten europäischen Anbaugebiet des Gewächshausgartenbaus bei Almeria/Spanien wurde ein Forschungsprototyp errichtet, in
dem momentan bei Temperaturen bis 41°Celsius Okra wächst, ein bohnenähnliches Gemüse. Das von den Pflanzen verdunstete
Wasser wird in dem geschlossenen Gewächshaus durch Kondensation in einem Kühlschacht wieder zurückgewonnen. Hierdurch wird
der Wasserverbrauch im ohnehin wassersparenden Gewächshausanbau nochmals um momentan ca. 65 Prozent verringert. Lediglich die
Luftfeuchtigkeit, die durch verbleibende Undichtigkeiten insbesondere an den Notlüftungsklappen nach außen gelangt, geht dem
System verloren. Weitere Vorteile eines geschlossenen Gewächshauses sind der mögliche Verzicht auf Insektizide sowie die
verlustfreie CO2-Düngung der Pflanzen. Durch die Entwicklung weiterer Komponenten soll das Kühl- und Entfeuchtungssystem so
optimiert werden, dass auch ein total versiegeltes Gewächshaus ganz ohne Wasserverluste sicher klimatisiert werden kann.
Das Klima- und Lüftungssystem im Watergy Gewächshaus basiert einzig auf natürlichen Auftriebs- und
Abtriebskräften sowie auf einem Kühlsystem, dass passiv durch die nächtliche Auskühlung regeneriert wird. Der Einsatz von
primärenergieverbrauchenden Ventilatoren und Kühlaggregaten wird hierdurch überflüssig. Lediglich eine Umwälzwasserpumpe
wird mit Strom betrieben. Mit dieser 300-Watt-Pumpe werden gegenwärtig bis zu 25.000 Watt an Wärmeleistung aus dem System
entnommen und über Nacht teilweise wieder zurückgeführt.
Zur weiteren Rationalisierung des Wassereinsatzes soll in dem System zukünftig Grauwasser (das häusliche Abwasser aus Duschen
oder Waschmaschinen, nicht aber aus Toiletten) zur Pflanzenbewässerung eingesetzt werden und über den Verdunstungs- und
anschließenden Kondensationsvorgang gereinigt werden. In einem weiteren Entwicklungsschritt kann dann auch über vorhandene
Verdunstungselemente im Gewächshausdach außerhalb der Pflanzenebene Meerwasser versprüht werden, dass über diesen Prozess
entsalzt wird.
Eine zukünftige Gewächshausgeneration soll auf diese Weise Lebensmittel und Brauchwasser in Trockengebieten produzieren. Im
Gegensatz zu den in der Region Almeria geplanten Meerwasserentsalzungsanlagen kann diese Technologie dann völlig ohne fossile
Energie-träger auskommen.
Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:
Dr.-Ing. Martin Buchholz - Fachgebiet Gebäudetechnik und Entwerfen
Tel: 030/314-21820
E-Mail:
martin-buchholz[@]web.de
Internet:www.watergy.info
Quelle: www.tu-berlin.de
--------------------------------------------
Weitere Themen: 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18
Sie haben eine Frage zum Thema "Artenreichtum", zum Thema "Hirtenvölker" oder zum Thema
"Trockengebiete und Anhaltende Dürre" oder Sie möchten wissen, was bedeutet das Wort Treibhausgase, Wie wirkt sich
ein Klimawandel aus, oder was ist ein Biosphärenreservat? Einige Antworten auf häufig gestellte Fragen finden Sie unter dem
Stichpunkt Glossar und einige weiterführende Erläuterungen unter Brennpunkte I und II.
Artenreichtum: Unter Artenvielfalt und Artenreichtum versteht ein
Wissenschaftler ein nicht näher definiertes Maß für das Vorkommen verschiedener Lebensformen innerhalb eines bestimmten
Areals. Diese Artenvielfalt und dieser Artenreichtum besteht in der Vielfalt der Flora und Fauna eines großflächigen Biotops.
Trockengebiete: Als Trockengebiete lassen sich Landstriche definieren, in
denen die Abgabe von Feuchtigkeit durch Verdunstung die jährlichen Niederschlagsmenge in einer Größenordnung übersteigt,
dass dadurch diese Landstriche zu wüstenähnlichen Verhältnissen veröden. Trockengebiete verfügen über eine Artenvielfalt,
dessen zugehörige Lebensformen sich diesem klimatischen Verhältnissen in einen Zeitraum von Millionen von Jahren evolutionär
anpaßten. Bei lang anhaltender Dürre in einem ansonsten fruchtbaren Landstrich kommt es hingegen zum Artensterben. Der
Artenreichtum ist in Trockengebieten dadurch rückläufig, worunter letztendlich auch die Hirtenvölker leiden.
Das Thema der letzten, dieser und der nächsten Seite:
Weitere Rubriken: