Germanwatch begrüßt den neuen Realismus in der Klimadebatte
Berlin, 21.09.06 Wer einen Schaden verursacht, muss dafür haften. Was jedem Unfallbeteiligten sofort
einleuchtet, will der Staat Kalifornien jetzt auch angesichts der schnell wachsenden Klimaschäden gerichtlich durchsetzen. Er
fordert wegen der bereits erfolgten und absehbaren Konsequenzen des globalen Klimawandels für Kalifornien Schadenersatz von den
sechs großen Autounternehmen Chrysler - Tochter des DaimlerChrysler Konzerns- , General Motors, Ford, Toyota, Honda und Nissan.
Kalifornien gibt bereits Millionen von Dollar aus, um sich auf Konsequenzen des Klimawandels einzustellen. Dazu gehören die
Wasserprobleme aufgrund der schmelzenden Gletscher, die Erosion der Küsten und Strände, die Versalzung des Grundwassers durch
den steigenden Meeresspiegel und die steigende Waldbrandgefahr. Die Schäden werden in Kalifornien bereits in Milliardenhöhe
beziffert.
Gegen die Autokonzerne wurde geklagt, weil im Verkehrsbereich die Emissionen am schnellsten wachsen, die Autohersteller aber
nicht dementsprechend handeln. Sie versuchen derzeit sogar, eine Effizienzregulierung der kalifornischen Regierung durch eine
Klage zu Fall zu bringen [1]. Die Emissionen der von ihnen produzierten Autos stoßen 20 Prozent der US- und 30 Prozent der
kalifornischen Kohlendioxid-Emissionen aus.
Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch, begrüßt "den neuen Realismus, der mit diesem wegweisenden
Fall in die Klimadebatte einzieht". In den letzten drei Jahren seien die Konsequenzen des Klimawandels durch Paukenschläge
wie der Hitzewelle in Europa, der verheerenden Dürre in der Amazonasregion und den heftigen und häufigen Hurrikans allen
deutlich geworden. Die Wissenschaft habe sehr deutlich gemacht, dass durch den dynamischen Schmelzprozess in Grönland die Meere
weit schneller steigen als bisher vermutet; dass durch die Gletscherschmelze etwa im Himalaja die Landwirtschaft und
Wasserversorgung von Hunderten Millionen Menschen auf's Spiel gesetzt wird. "Diese Fakten können nicht weiter
verdrängt werden. Wer andere Menschen schädigt muss erstens diese Schädigung einstellen. Und zweitens die Geschädigten
kompensieren."
Klaus Milke, Vorstandsvorsitzender von Germanwatch fordert die Autokonzerne auf, sich ihrer Verantwortung zu stellen.
"Unterstützen sie aktiv weltweite CO2-Grenzwerte für die Autoflotte, die sich am Ziel der Vermeidung eines in großem
Maßstab gefährlichen Klimawandels orientiert. Der kommende G8-Gipfel in Deutschland bietet einen guten Anlass für eine solche
Initiative".
[1] Hintergrundinformationen über die Klage der Autokonzerne gegen die Effizienzregulierung der kalifornischen Regierung sowie
weitere Informationen zum Thema Klima & Recht siehe www.germanwatch.org/klima/recht.htm
Quelle im Internet: www.germanwatch.org
---------- Weitere Mitteilungen zum Thema -------------
"Die Evolution hat es sinnvoll eingerichtet", sagt Prof. Jürgen Benndorf, Leiter des
Instituts für Hydrobiologie an der TU Dresden, "wenn die Fische im Frühjahr ihre Eier ablegen, beginnt auch das Plankton,
winzige im Wasser treibende Organismen und gleichzeitig Nahrung von Jungfischen, zu wachsen." Doch Wissenschaftler haben
festgestellt, dass diese synchronen Prozesse durch Klimaveränderungen gestört werden. Das kann zu starken Verschiebungen im
Organismenbestand der Gewässer führen, wodurch deren Funktion als Nahrungslieferanten, als Erholungs- und Badeorte oder als
Trinkwasserlieferanten bedroht ist.
Prof. Benndorf organisiert die Jahrestagung 2006 der Deutschen Gesellschaft für Limnologie e.V. (DGL), die vom 25. bis 29.
September 2006 an der TU Dresden stattfindet. Die Fragestellung, wie sich Klimaänderungen auf die Ökosysteme von Gewässern
auswirkt, ist dabei eines von 24 Themen, mit denen sie sich beschäftigt. Die Limnologie befasst sich mit der Ökologie von
Binnengewässern. Die DGL wurde 1984 mit dem Ziel gegründet, ökologische Zusammenhänge in Wasserwirtschaft und
Gewässerschutz zu beachten.
Die Jahrestagung erreicht in diesem Jahr eine Rekordbeteiligung von 450 Teilnehmern, die vorwiegend aus Deutschland, aber auch
aus der Schweiz, Österreich, den USA, Kanada und Dänemark kommen. Die Themen reichen von Fischökologie und wissenschaftlichem
Tauchen bis hin zur neuen EU-Wasserrahmenrichtlinie und den Auswirkungen des Klimawandels auf Gewässerökosysteme.
Die Folgen von Klimaänderungen in Gewässerökosystemen werden gegenwärtig in einem Schwerpunktprogramm der Deutschen
Forschungsgemeinschaft erforscht, an dem auch TU-Wissenschaftler vom Institut für Hydrobiologie beteiligt sind. Die
Wissenschaftler erforschen die äußerst kompliziert gesteuerten ökologischen Prozesse in den Nahrungsnetzen von Gewässern und
welche Auswirkungen der Klimawandel auf diese Prozesse hat. Prof. Benndorf erläutert: "Wenn man nur einen Knoten
zerschneidet, hat das Auswirkungen auf das ganze Netz."
Um das fein balancierte Gleichgewicht der Gewässerökosysteme zu stören, genügen bereits geringe Temperaturveränderungen in
kritischen Entwicklungsphasen. Dazu gehören die bisher synchronen Wachstumsphasen von Plankton und Jungfischen im Frühjahr,
die sich nun durch Temperaturveränderungen in den Gewässern verlagern. Mildere Winter und schnellere Temperaturanstiege im
Frühjahr führen dazu, dass das Wachstum des Planktons entweder zu spät oder zu früh einsetzt oder sich drastisch
beschleunigt. In all diesen Fällen fehlt Jungfischen, die täglich bis zu 100 Prozent ihres Körpergewichts an Futter aufnehmen
müssen, die Nahrungsgrundlage. Es wird ein Loch in die Nahrungskette der Gewässer gerissen, mit derzeit noch unübersehbaren
Konsequenzen für die Fischerei und die Wassergüte.
Informationen zur Jahrestagung 2006 der Deutschen Gesellschaft für Limnologie e.V. gibt es im Internet unter www.dgl-ev.de sowie unter tu-dresden.de/dgl2006.
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Weitere Themen: 75, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 82
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was bedeutet das Wort Emission oder das Wort Treibhausgase und was ist ein Ökosystem? Einige Antworten auf häufig gestellte
Fragen finden Sie unter im Glossar und einige kleinere Einführungen zu
diversen Schwerpunkthemen unter Brennpunkte I und II.
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