Migrantinnen leisten wichtigen Beitrag zur Entwicklung ihrer Heimatländer
UNFPA-Bericht: Eine humane Migrationspolitik muss Gleichberechtigung, Menschen- rechte und
Armutsbekämpfung stärker berücksichtigen
Hannover/Berlin, den 6. September 2006 - Weltweit gibt es 191 Millionen Migranten. Fast die Hälfte von ihnen sind Frauen -
insgesamt 95 Millionen. Durch Rücküberweisungen verbessern Migrantinnen die Lebensverhältnisse ihrer Familien zuhause
nachhaltig. Die Migration hat jedoch auch ihre Schattenseiten: Jedes Jahr werden Millionen von Migrantinnen Opfer des
Menschenhandels, von Misshandlungen und Ausbeutung am Arbeitsplatz, so der aktuelle Weltbevölkerungsbericht 2006, den die
Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) gemeinsam mit UNFPA, dem Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen, und dem
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) heute in Berlin vorstellt.
Armutsbekämpfung lindert Migrationsdruck
"Niemand sollte aus Not zur Migration gezwungen sein", so Renate Bähr, stellvertretende
DSW-Geschäftsführerin. In den Entwicklungsländern bleibe vielen Menschen aufgrund von Armut und fehlenden Perspektiven jedoch
kein anderer Ausweg. "Um die Lebensbedingungen in den Herkunftsländern zu verbessern, müssen wir die Armut wirksam
bekämpfen. Dazu gehören auch Maßnahmen zur Familienplanung und Gesundheit. Denn in vielen armen Ländern trägt das
Bevölkerungswachstum zur Belastung der ohnehin schwachen Sozialsysteme und knappen Ressourcen bei und verstärkt so den
Migrationsdruck."
Rücküberweisungen als Entwicklungshilfe
Im Jahr 2005 haben Migranten schätzungsweise 232 Milliarden US-Dollar in ihre Heimatländer
überwiesen. Davon flossen insgesamt 167 Milliarden US-Dollar in Entwicklungsländer. "Frauen schicken einen weitaus
höheren Anteil ihres Einkommens nach Hause als Männer", so UNFPA-Vertreterin Bettina Maas. So überweisen Migrantinnen
aus Bangladesch, die im Nahen Osten arbeiten, 72 Prozent ihres Einkommens an ihre Familien in der Heimat. "Der
überwiegende Teil ist für die Gesundheitsversorgung und die Bildung der Kinder bestimmt. Damit leisten die Frauen einen
wichtigen Beitrag zur Armutsbekämpfung und Entwicklung ihrer Länder."
Abwanderung von Fachkräften schwächt Gesundheitssysteme Afrikas
Die Nachfrage nach qualifiziertem Gesundheitspersonal in einigen Industrieländern lockt immer mehr
qualifizierte Migranten an - und stürzt ihre Heimatländer noch tiefer in die medizinische Versorgungskrise. Von den 600
Ärzten, die seit der Unabhängigkeit 1964 in Sambia ausgebildet wurden, arbeiten heute nur 50 in ihrem Heimatland. Im Jahr 2000
haben doppelt so viele Krankenschwestern Ghana verlassen wie dort im selben Jahr ausgebildet wurden. "Es ist ein Skandal,
dass gerade dort, wo die Aids-Epidemie am schlimmsten wütet, so viele Ärzte und Krankenschwestern fehlen", so Renate
Bähr. "Wenn weiterhin jährlich 20.000 medizinische Fachkräfte aus Afrika auswandern, werden die Entwicklungsziele zu
HIV/Aids, Säuglings- und Müttersterblichkeit unerreichbar bleiben."
Menschenhandel, sexuelle Gewalt und Ausbeutung
Im Jahr 2005 waren etwa die Hälfte der weltweit 12,7 Millionen Flüchtlinge Frauen. Auf der Flucht sind
Frauen und Mädchen vielfältigen Gefahren ausgesetzt, wie etwa sexueller Gewalt. Schätzungsweise 600.000 bis 800.000 Menschen
werden jedes Jahr über Staatsgrenzen hinweg verschleppt und verkauft. 80 Prozent von ihnen sind Frauen und Mädchen. Durch eine
verfehlte Politik werden Frauen zudem oft in ungeregelte Beschäftigungssektoren abgedrängt, wo sie leicht Opfer von Ausbeutung
und Misshandlung werden. Dies gilt vor allem für Migrantinnen, die in Privathaushalten im Ausland arbeiten.
Mangelnde multilaterale Zusammenarbeit und das Fehlen von politischen Maßnahmen zum Schutz ihrer Rechte gehen auf Kosten dieser
Frauen, so der Bericht mit dem Titel "Der Weg der Hoffnung. Frauen und internationale Migration", der im Vorfeld des
ersten UN-Migrationsgipfels Mitte September in New York erscheint. "Wir müssen die Gesundheit und die Menschenrechte von
Migrantinnen besser schützen", so Bettina Maas. "Darüber hinaus sind Maßnahmen zur Gleichberechtigung von Frauen
und Investitionen in die Armutsbekämpfung ein wesentlicher Bestandteil für eine gerechtere internationale Migrationspolitik,
die den Nutzen der Migration für alle erhöht und Frauen davor bewahrt, sich aus Not in Abhängigkeit zu stürzen."
Weiterführende Informationen unter: www.weltbevoelkerung.de
------------ Weitere Mitteilungen -------------
Entwicklungshaushalt demonstriert globale Verantwortung Deutschlands
Wieczorek-Zeul zum Haushaltsentwurf des Bundesentwicklungsministeriums
06.09.2006 - Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul stellte heute im Plenum des Bundestags den Haushalt ihres
Ministeriums für das Jahr 2007 vor. Die Ministerin unterstrich, dass der Entwicklungshaushalt wie schon im vergangenen Jahr mit
einem Anstieg um knapp 8% auch in schwierigen Zeiten stärker steige als der Bundeshaushalt (2,3%): "Das sind Investitionen
für die Zukunft unserer Kinder - Investitionen in Gerechtigkeit und Frieden, in die Bekämpfung der Armut und die Bewahrung der
Schöpfung.
Die deutliche Erhöhung des Entwicklungsetats zeigt: Wir nehmen unsere globale Verantwortung und den Stufenplan zur Erhöhung
der Entwicklungszusammen- arbeit ernst." Deutschland hat sich im EU-Rahmen verpflichtet, die Ausgaben für Entwicklung
(Official Development Assistance - ODA) bis 2010 auf 0,51% des Bruttonationaleinkommens und auf 0,7% bis 2015 zu steigern.
Wieczorek-Zeul betonte, mit diesem Haushalt werde ein Signal mit Blick auf die deutsche EU-Präsidentschaft und G8-Vorsitz im
kommenden Jahr gesetzt: "Wenn Deutschland im nächsten Jahr die Führungsrolle in Europa und der G8 einnimmt, können wir
entscheidend dazu beitragen, dass sich der Trend in Sub-Sahara Afrika umkehrt und das Ziel der Halbierung der extremen Armut
erreichbar wird."
Die Ministerin erinnerte in ihrer Rede auch an die Herausforderung der globalen AIDS-Katastrophe: "Täglich sterben auf
dieser Welt 8000 Menschen an AIDS, weltweit leben 15 Millionen AIDS-Waisen. Deshalb werden wir unsere Maßnahmen gegen HIV/AIDS
weiter verstärken; die Mittel werden ab 2007/2008 um rund 100 Mio. EUR auf jährlich 400 Mio. EUR erhöht." Gerade der
Schutz von Frauen und Mädchen müsse im Kampf gegen AIDS eine viel größere Rolle spielen: "Vor 10 Jahren waren 12% der
Infizierten weiblich - heute sind es fast die Hälfte der weltweit 40 Mio. Infizierten. Wir müssen dazu beitragen, Frauen
bessere Bedingungen zu geben, um sich selbst zu schützen." Das Entwicklungsministerium werde daher ab 2007 jährlich 1
Mio. EUR für die Erforschung von Mikrobiziden zur Verfügung stellen, mit denen sich Frauen selbstbestimmt vor
HIV/Aids-Infektionen schützen können. Darüber hinaus werde darauf gedrungen, Frauen stärker in die Entscheidungsgremien der
AIDS-Bekämpfungsprogramme der einzelnen Länder und die Entscheidung über die Verwendung der Mittel einzubinden.
Quelle im Internet: www.bmz.de
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