Umweltverbände ziehen 10 Jahre nach Elbe-Erklärung
verhaltene
Zwischenbilanz
NABU und WWF: Renaturierung der Elbe muss endlich beginnen
Berlin, 01. September 2006 - Der Naturschutzbund NABU und der WWF haben die Bundesregierung anlässlich des 10-jährigen
Jubiläums der Elbe-Erklärung aufgefordert, den Weg zu einer nachhaltigen Flusspolitik weiter zu beschreiten und auf
Ausbaumaßnahmen der Elbe zu verzichten. Am 5. September 1996 hatten Vertreter der Umweltverbände und der damalige
Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann die "Erklärung zur weiteren Entwicklung der Elbe und des Elbe-Seitenkanals"
mit dem Ziel unterzeichnet, die Elbe wieder großflächig in einen möglichst naturnahen Zustand zurückzuführen. Die
Schifffahrt sollte dafür auf den Elbe-Seitenkanal ausweichen.
"Die Elbe-Erklärung war der erste Schritt in Richtung einer nachhaltigen deutschen Flusspolitik, da man sich erstmals und
außergesetzlich darauf einigte, der weiteren Kanalisierung unserer Flüsse Einhalt zu gebieten", sagte NABU-Präsident
Olaf Tschimpke. Die Vision einer nachhaltigen Flusspolitik sei seitdem jedoch nur ansatzweise genutzt worden. Positiv
hervorzuheben sei der Verzicht auf Staustufenausbau am Mittellauf der Elbe sowie die Herabstufung der Unteren Havel als
Bundeswasserstraße, um sie in ein naturnahes Gewässer zu verwandeln. Das heutige NABU-Projekt zur Renaturierung der Unteren
Havel sei eines der erfolgreichsten Ergebnisse der Erklärung.
Die derzeitige Unterhaltungspraxis der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes verstoße jedoch nicht nur gegen die
vereinbarten Ziele der Elbe-Erklärung, sondern auch gegen EU-Recht wie zum Beispiel die Wasserrahmenrichtlinie. "Das
Konzept von Bundesverkehrsminister Tiefensee mit dem Schwerpunkt Frachtschifffahrt geht glatt an der Realität vorbei. Durch den
Klimawandel wird in Zukunft immer weniger Wasser die Elbe hinunter fließen und eine Frachtschifffahrt nur noch stark
eingeschränkt möglich sein", kritisierte WWF-Flussexperte Georg Rast. Statt dessen müsse die Elbe als letzter frei
fließender Fluss Deutschlands zurückgebaut und so zu einem Modellfluss für eine neue Flusspolitik werden. Neben dem Verzicht
auf weitere Ausbauprojekte müsse der Hochwasserschutz wesentlich besser länderübergreifend abgestimmt werden. Spätestens die
Hochwasserkatastrophe von 2002 habe gezeigt, wie wichtig intakte Flusssysteme sind. Doch für viele Politiker scheine das
damalige Credo "Wir müssen den Flüssen mehr Raum geben" bereits wieder vergessen, so die Verbände.
Ferner müsse die Bundesregierung sich bei der EU und gegenüber Tschechien klar gegen neue Staustufen in der Elbe
auszusprechen, da das Bauvorhaben negative Auswirkungen auf das Ökosystem des Gewässers habe. Tschechien plant an der Elbe
eine weitere Staustufe und hat dafür Fördergelder bei der EU beantragt.
Quelle im Internet: www.wwf.de
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Eine weitere Mitteilung aus dem Jahre 2005
zum Thema "Renaturierung der Elbe", die
sich noch wesentlich zuversichtlicher
liest.
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Trittin haelt Wort: Renaturierung an der Elbe vom Bund gefördert
Berlin, 30.September 2005 - Bundesumweltminister Juergen Trittin haelt Wort: Die Renaturierung der
"Lenzener Elbauen" (Brandenburg) wird vom Bundesumweltministerium mit 3,3 Millionen Euro gefördert, das sind 75
Prozent der Gesamtausgaben. " Damit wird die Elbe am "Boesen Ort" nahe der Prignitzstadt Lenzen bei Hochwasser
zukuenftig mehr Raum zur Ausdehnung erhalten. "Das ist ein wichtiger Beitrag zum vorbeugenden Hochwasserschutz und eine
einzigartige Chance zum Aufbau eines neuen Auwaldes", sagte Trittin.
Es handelt sich um eines der umfangreichsten Rueckdeichungsprojekte in Europa. Das Naturschutzgrossprojekt "Lenzener
Elbtalaue" wird fachlich vom Bundesamt fuer Naturschutz (BfN) betreut. Es sollen insbesondere der Umbau des Altdeiches, die
Entwicklung von Auwald, Weidelandschaften und Stromtalwiesen sowie die Errichtung einer Aussichtsplattform und einer
Informationsstelle fuer die Besucher gefoerdert werden. Nahe der Prignitzstadt Lenzen hat die Elbe am so genannten "Boesen
Ort" seit Jahrhunderten bei Hochwasser Unheil angerichtet, zuletzt beim Elbe-Hochwasser 2002. Durch die Rueckverlegung der
Deiche soll auf 420 Hektar eine Auenlandschaft wiederhergestellt werden, die von einer ungestoerten Ueberflutungsdynamik
gepraegt ist.
Am deutschen Abschnitt der Elbe sind nur noch etwa 15 bis 20 Prozent der natuerlichen Ueberschwemmungsflaechen erhalten. Das
Projektgebiet ist von bundesweiter Bedeutung fuer den Naturschutz, weil sich dort grossflaechig naturnahe Auwaelder und
Retentionsraeume entwickeln koennen. Tierarten wie Biber, Wachtelkoenig, Knaekente, Rotbauchunke, Laubfrosch und kuenftig auch
der Seeadler werden von den vorgesehenen Massnahmen profitieren. Dieses Projekt ist mit dem Vorhaben "Mittlere Elbe"
westlich von Dessau das zweite Naturschutzgrossprojekt des Bundes zur Rueckverlegung von Deichen an der Elbe.
Vor wenigen Tagen begann mit dem ersten Spatenstich zur Errichtung des Neudeiches die Umsetzung des in den vergangenen drei
Jahren von allen Beteiligten erarbeiteten Pflege- und Entwicklungsplans fuer das Naturschutzgrossprojekt "Lenzener
Elbtalaue". Dort hatte Trittin noch fuer diesen Herbst die kurzfristige Bewilligung von drei Millionen Euro fuer die zweite
Foerderphase des Projektes angekuendigt. Bereits fuer die Planungsphase hatte das Bundesumweltministerium 300.000 Euro
bereitgestellt.
Quelle im Internet und weitere Informationen unter: www.juergentrittin.de
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