Gentechnik in der Landwirtschaft: BUND setzt auf "Reden statt Rupfen"
Potsdam, 25.07.2006 - Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) Landesverband
Brandenburg steht der geplanten Genfeldzerstörung in Zehdenick-Badingen kritisch gegenüber und wird sich nicht daran
beteiligen. Der Verband teilt zwar die Argumente gegen die Gentechnik, hält jedoch die Zerstörung von Feldern für
kontraproduktiv und setzt statt dessen auf Gespräche mit Landwirten.
Die Kampagne "Gendreck weg" plant, am 30. Juli ein Feld mit Gen-Maispflanzen in Zehdenick-Badingen zu zerstören. Wie
die "Feldbefreiung" im vergangenen Jahr in Strausberg-Hohenstein, sorgt die Aktion bereits im Vorfeld für heftige
Diskussionen. Diese hält der BUND für wenig sinnvoll: "Die Debatten über die Aktionsform führen weg von den eigentlich
wichtigen Fragen nach den gesundheitlichen und ökologischen Gefahren der Gentechnik" betont Axel Kruschat,
Landesgeschäftsführer des BUND Brandenburg. Noch immer seien diese bisher nur ungenügend erforscht. Selbst die EU-Kommission
habe gravierende Sicherheitslücken eingeräumt. Deshalb sei der Anbau dieser Pflanzen unverantwortlich.
Besonders Auskreuzungen auf benachbarte Flächen seien kaum zu verhindern. Das hätten erst kürzlich Forschungsergebnisse aus
Bayern bestätigt. Eine Koexistenz zwischen den verschiedenen Anbauformen (konventionell, biologisch, gentechnisch verändert)
sei daher reine Illusion. "Damit ist der Anbau von Gen-Mais eine besonders große Gefahr für die boomende
Ökolandwirtschaft in Brandenburg", so Axel Kruschat. Fast 10% der gesamten landwirtschaftlichen Fläche würden
ökologisch bewirtschaftet - damit sei Brandenburg bundesweit Spitze. Betroffen wären auch die konventionell wirtschaftenden
Landwirte. Niemand könne seine Produkte mehr als "gentechnikfrei" anbieten.
Im Engagement gegen die Gentechnik setzt der BUND besonders auf persönliche Gespräche mit Landwirten. Eine bisher erfolgreiche
Strategie. So waren allein dieses Jahr fast 1000 Hektar landwirtschaftlicher Fläche in Brandenburg für den Anbau von Gen-Mais
vorgesehen. Durch persönliche Überzeugungsarbeit vor Ort konnte die Gen-Mais-Anbaufläche auf knapp 450 Hektar gesenkt werden.
"Eine Teilnahme an der Zerstörung von Feldern wäre für diese Arbeit absolut kontraproduktiv", fasst Axel Kruschat
zusammen. Schließlich missbillige nahezu jeder Landwirt die Zerstörung von Feldern.
Viele Landwirte stünden bereits auf der Seite der Gentechnikgegner. So haben sich allein in Brandenburg rund 150 Landwirte mit
fast 100.000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche zum gentechnikfreien Anbau verpflichtet.
Weitere Informationen: www.gentechnikfreie-regionen.de
Quelle im Internet: www.bund-brandenburg.de
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Hinweis: Nachfolgend eine PM zum Thema Gen-Mais vom letzten Jahr, die ein Bild von den
Prostesten der Landwirte im Jahre 2005
vermittelt.
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Landwirte und Greenpeace demonstrieren am Bundessortenamt
Hannover, 18. 4. 2005: Landwirte und Greenpeace-Aktivisten protestieren heute gegen die geplante
Zulassung von genmanipuliertem Mais durch das Bundessortenamt in Hannover. Die 40 Demonstranten fahren mit Traktoren vor und
bringen vor dem Gelände Mais-Saatgut in einem aufgeschütteten Saatbeet aus. Das Bundessortenamt wird Ende Mai über drei
Anträge von Saatgutfirmen entscheiden. Die gentechnisch veränderten Züchtungen basieren alle auf dem Gen-Mais MON810 des
US-Saatgutkonzerns Monsanto. Mit einer Genehmigung würde in Deutschland erstmals genmanipuliertes Saatgut ohne
Mengenbeschränkung zugelassen. Greenpeace, der Anbauverband Bioland und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft
(AbL) fordern das Bundessortenamt auf, die Anträge abzulehnen. Die Bundesregierung soll den Anbau von Gen-Mais verbieten.
Österreich, Polen und Ungarn haben den Anbau des Gen-Mais MON810 bereits untersagt.
"Das Bundessortenamt macht sich zum Handlanger der Gen-Industrie, anstatt die deutsche Landwirtschaft zu fördern",
sagt Henning Strodthoff, Gentechnikexperte von Greenpeace in Hannover. "Wir befürchten eine Gefälligkeits-Genehmigung
für den Gen-Konzern Monsanto." Seit 1998 lässt das Bundessortenamt, das dem Verbraucherministerium unterstellt ist, den
Anbau von Gen-Pflanzen durch jährliche Sondergenehmigungen zu. Dies gilt auch für die rund 1.000 Hektar, die für dieses Jahr
zum Gen-Mais-Anbau angemeldet sind. Die im Mai anstehenden Genehmigungen betreffen erst den Anbau in 2006. Insgesamt wird Mais
auf 1,7 Millionen Hektar und damit rund zehn Prozent der bundesweit landwirtschaftlich genutzten Fläche angebaut.
"Wir wollen keine Monsanto-Bauern werden und setzen hier ein Signal für die gentechnikfreie Landwirtschaft", sagt
Georg Janßen, Bundesgeschäftsführer der AbL und Sprecher des Bündnisses gentechnikfreie Landwirtschaft
Niedersachsen/Hamburg/Bremen. "Weltweit geraten Landwirte durch Knebelverträge und Gen-Patente des Konzerns in
Bedrängnis. In den USA und Kanada verklagt Monsanto bereits Hunderte von Bauern zur Zahlung von Strafgeldern. Auch in
Deutschland will Monsanto die Landwirtschaft beherrschen."
Der US-Konzern Monsanto ist weltweit der größte Anbieter für genmanipulierte Pflanzen. Monsantos Gen-Mais, der ein Gift gegen
den Maiszünsler produziert, greift massiv in Ökosysteme ein. Das so genannte Bt-Gift kann sich im Boden anreichern und
geschützte Insekten schädigen. Genmanipulierte Pflanzen bedrohen zudem die konventionelle und ökologische Landwirtschaft.
"Mit der Zulassung von Gen-Mais würde das Bundessortenamt allen Landwirten schaden, die ohne Gentechnik auf dem Acker
arbeiten", sagte Harald Gabriel, Geschäftsführer von Bioland Niedersachsen/Bremen.
www.bioland.de
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Ladenhüter
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