Bauernbund Brandenburg: Genmais schadet den Interessen unserer Landwirtschaft
06.02.2005 - Als "überflüssig und schädlich für die Interessen unserer Landwirtschaft" hat
Bringfried Wolter, Vizepräsident des Bauernbundes Brandenburg und Landwirt aus Wilmersdorf im Barnim, die geplante Aussaat von
gentechnisch verändertem Mais bezeichnet.
Unter http://www.bvl.bund.de/standortregister.htm hatte die
Bundesregierung auf der Grundlage des gerade verabschiedeten Gentechnikgesetzes am Freitag eine Liste der Flächen ins Internet
gestellt, auf denen im Frühjahr sogenannter BT-Mais ausgesät werden soll. Dieser gentechnisch veränderte Mais ist resistent
gegen den Maiszünsler, einen Schädling, der überall da vermehrt auftritt, wo Mais in Monokultur, also immer wieder
nacheinander auf derselben Fläche angebaut wird. Mit 494 Hektar liegt knapp die Hälfte der bundesweit gemeldeten Anbauflächen
für BT-Mais in Brandenburg, und zwar in den Ortschaften Guben, Dahnsdorf, Seelow, Gusow, Neutrebbin, Lebus, Hohenstein,
Heinersdorf, Neulietzegöricke, Neureetz, Neuholland und Liebenwalde.
"Aus Sicht der landwirtschaftlichen Praxis gibt es keinen Bedarf für Gentechnik", begründet Wolter die ablehnende
Haltung des Bauernbundes: "Die bisher bekannten Anwendungen sind im wesentlichen dafür da, ackerbauliche Fehler
kurzfristig auszugleichen, stellen aber keine Lösung für die durch fehlerhafte Bewirtschaftung hervorgerufenen Probleme
dar." Mit der Gentechnik komme auf die Betriebe allerdings eine Vielzahl zusätzlicher rechtlicher Probleme zu, von
Haftungsansprüchen der ohne Gentechnik wirtschaftenden Nachbarn bis hin zu Schadensersatzforderungen der Bodeneigentümer wegen
der Wertminderung ihrer Flächen. Da auch Verbraucherund Lebensmittelindustrie die Gentechnik überwiegend ablehnen, laufe die
deutsche Landwirtschaft Gefahr, Marktanteile zu verlieren.
Für noch gefährlicher hält der 47jährige Landwirt die Abhängigkeit, die aus dem umfassenden Verwertungsrecht der
Herstellter auf gentechnisch veränderte Organismen folgt: "Mit der Freiheit des Bauern, Teile der Ernte wieder auszusäen,
wäre es dann endgültig vorbei. Statt dessen müsste das Saatgut von dem selben Hersteller gekauft werden, der auch die
Pflanzenschutzmittel dazu liefert." Der BT-Mais diene in diesem Zusammenhang nur als "Türöffner". Durch den
Einstieg in die Gentechnik fände außerdem auf dem bislang eher mittelständisch geprägten Markt für Saatgut ein
Verdrängungswettbewerb statt mit dem Ergebnis, dass der klein strukturierten Landwirtschaft in Deutschland am Ende nur noch
wenige große, international agierende Anbieter gegenüberstehen und die Preise diktieren können. Wolter:
"Unsereleistungsstarken bäuerlichen Betriebe sind bisher gut ohne Gentechnik ausgekommen warum sollten wir uns in diese
Fesseln begeben?"
Bringfried Wolter erreichen Sie unter:
Mobiltelefon (0179) 2359275
Telefon (033398) 7280--Bauernbund
Quelle: www.bauernbund-brandenburg.de
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Hinweis: Nachfolgend eine PM zum Thema Gen-Mais und genmanipulierter Pflanzen aus dem Jahre 2004, die jedoch nichts an ihrer Aktualität verloren hat.------------------------------------------------------------------------------
Trittin: Auskreuzung genmanipulierter Organismen gefährdet biologische Vielfalt
Bundesumweltminister betont Bedeutung landwirtschaftlicher und ökologischer Koexistenz
Berlin, 22.06.2004 - Die Auskreuzung genmanipulierter Organismen in die Natur droht nach Ansicht von Bundesumweltminister
Jürgen Trittin in den nächsten Jahren zu einer der größten Gefahren für die biologische Vielfalt zu werden. Über die
Koexistenz zwischen Landwirtschaft mit Gentechnik und Anbau ohne Gentechnik werde aus gutem Grund viel gesprochen.
"Mindestens genauso problematisch ist jedoch die Sicherung einer ökologischen Koexistenz. Wir müssen die Gefährdung der
Natur durch die grüne Gentechnik viel stärker in den Blickpunkt rücken", sagte Trittin heute auf einer Veranstaltung des
Agrarbündnisses über "Gentechnikfreie Regionen und Koexistenz" in Berlin.
Trittin kritisierte die Opposition wegen ihrer Ablehnung des Gentechnik-Gesetzes, das in der vergangenen Woche vom Bundestag
verabschiedet worden war. Bundestagsopposition und unionsgeführte Länder im Bundesrat hätten sich vehement gegen nahezu alle
Regelungen des Regierungsentwurfs gewehrt, die einem anspruchsvollen Schutz der Koexistenz, einer vernünftigen Haftungsregelung
oder dem Schutz ökologisch wertvoller Gebiete dienen. "Wir wollen die landwirtschaftliche und die ökologische Koexistenz
sichern und dafür sorgen, dass Verbraucherinnen und Verbraucher Wahlfreiheit haben. Es muss auch künftig gentechnikfreie
Landwirtschaft und Ernährung möglich sein", sagte Trittin. Dem Land Sachsen-Anhalt warf er vor, die Freisetzung von
Genmais "als geheime Kommandosache" zu organisieren. Dem schiebe das neue Gesetz einen Riegel vor.
Trittin sagte, ökologische Koexistenz müsse zum einen durch Schutzvorschriften für ökologisch empfindliche Gebiete
sichergestellt werden, wie sie im Gentechnik-Gesetz verankert seien. Zum anderen sollten möglichst viele und große
gentechnikfreie Regionen geschaffen werden, indem sich verantwortungsvoll denkende Landwirte auf freiwilliger Basis
zusammenschließen. Das Bundesumweltministerium habe deshalb sehr frühzeitig Modellvorhaben zur Einrichtung gentechnikfreier
Regionen unterstützt, beispielsweise in der Uckermark. Inzwischen gibt es in Deutschland mehr als 30 gentechnikfreie Regionen
mit über 280.000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche.
Quelle: www.bmu.de
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