Neue Generation von Antikörpern erstmals an Menschen getestet
08.04.2015 - Über 30 Jahre nach der Entdeckung von HIV als Ursache der Immunschwächekrankheit AIDS
gibt es immer noch keinen Impfstoff und keine Heilung, obwohl intensiv geforscht wird. Ein internationales Wissenschaftler-Team
mit Beteiligung der Uniklinik Köln und des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) hat nun eine neue
Generation von Antikörpern erstmals an Menschen getestet und konnte zeigen, dass diese breit neutralisierenden Antikörper die
Zahl der Humanen Immundefizienz-Viren (HIV) im Blut von infizierten Personen deutlich reduzierten. Die Ergebnisse
wurden in der renommierten Fachzeitschrift Nature publiziert.
Die HIV-Infektion ist heute mit einer Kombination aus verschiedenen antiviralen Medikamenten gut behandelbar. Doch die
Medikamente verursachen zum Teil schwere Nebenwirkungen, sie sind teuer und müssen lebenslang eingenommen werden. Immer wieder
können außerdem Resistenzen auftreten, die eine Behandlung erschweren. "Neue Therapiemöglichkeiten werden deshalb weiter
benötigt", erklärt der Kölner Infektiologe Prof. Dr. Gerd Fätkenheuer, der im Deutschen Zentrum für
Infektionsforschung nach neuen Wegen zur Behandlung und zur Prävention von AIDS sucht.
In der am 08.04.2015 in der Fachzeitschrift Nature erschienenen Studie haben Ärzte der Uniklinik Köln zusammen mit der
Forschergruppe um Prof. Dr. Michel Nussenzweig an der Rockefeller University in New York (USA) einen neuen
Therapieansatz untersucht. Die Wissenschaftler setzten einen im Labor von Prof. Nussenzweig entwickelten Antikörper
(3BNC117) erstmalig beim Menschen ein.
Das Besondere an diesem Antikörper ist seine Fähigkeit, eine große Zahl unterschiedlicher HI-Viren effektiv neutralisieren
zu können.
In der Studie, die vom DZIF mitgefördert wurde, zeigte der Antikörper eine gute Verträglichkeit und günstige
pharmakologische Eigenschaften. Darüber hinaus fand sich bei Patienten, die mit der höchsten Dosisstufe (30 mg pro kg
Körpergewicht) behandelt wurden, ein deutlicher Abfall der Viruslast im Blut. "Somit zeigte sich der Antikörper als
vergleichbar potent wie die Medikamente, die wir derzeit in der Therapie verwenden", erklärt Fätkenheuer. Ein Effekt der
Therapie ließ sich noch bis zu 28 Tage nach Verabreichung des Antikörpers beobachten. Die Studie eröffnet damit ein neues
Feld in der HIV-Therapie.
Co-Erstautor Prof. Dr. Florian Klein, der in Kürze von der Rockefeller University an die Uniklinik Köln wechseln wird, sieht
das Potenzial von breit neutralisierenden Antikörpern besonders in ihrer Wirkungsweise: "Neutralisierende Antikörper
haben einen anderen Wirkmechanismus und andere pharmakologische Eigenschaften als bisherige HIV-Medikamente."
Neutralisierende Antikörper, so die Wissenschaftler, könnten in der HIV-Therapie und in der HIV-Prävention eine wichtige
Rolle spielen. Aktuell geplant sind klinische Studien, in denen die Wirksamkeit von neutralisierenden Antikörpern im Hinblick
auf eine Heilung von HIV untersucht werden soll.
Quelle und weitere Infos unter: www.uk-koeln.de
Internationales Forscherteam fordert Ausweitung von HIV-Tests auf ältere Menschen
(pug) 06.02.2015 - Bisher sind in den meisten nationalen Studien über das menschliche HI-Virus die
HIV-Tests auf Menschen beschränkt, die jünger als 50 oder 55 Jahre sind. Eine Gruppe internationaler Wissenschaftler unter der
Leitung der Universität Göttingen und der Harvard School of Public Health fordert nun in der Fachzeitschrift The Lancet HIV,
dass bei Datenerhebungen im Zusammenhang mit HIV in Entwicklungsländern auch ältere Menschen bei HIV-Tests mit einbezogen
werden sollten.
"Eine Ausweitung der Tests auf ältere Menschen liefert wichtige Informationen für das zukünftige Design von
HIV-Prävention und -Behandlung", sagt Juniorprofessor Dr. Sebastian Vollmer von der Wirtschaftswissenschaftlichen
Fakultät der Universität Göttingen. Er und seine Kollegen verweisen dabei vor allem auf die Veränderung der Altersstruktur
der Epidemie. Durch die Ausweitung der Antiretroviralen Therapie (ART) – einer bestimmten medikamentösen Behandlung
von HIV-Patienten – erreichen immer mehr infizierte Menschen auch in Entwicklungsländern ein höheres Alter. Insbesondere
für die Beobachtung gesundheitlicher und sozio-ökonomischer Langzeiteffekte von ART seien Informationen über die Anzahl und
Charakteristika von älteren HIV-Patienten relevant, so die Wissenschaftler.
Darüber hinaus weisen sie darauf hin, dass auch ältere Menschen noch sexuell aktiv sind und sich mit dem Virus infizieren
können. Daher ist eine gute Datengrundlage wichtig, um altersspezifische Risikofaktoren einer Ansteckung zu ermitteln.
"Schließlich könnte die Ausweitung der HIV-Tests auch das Stigma HIV-Infizierter verringern. In vielen Kulturen haben
ältere Menschen eine Vorbildfunktion und könnten durch ihre Teilnahme die generelle Akzeptanz der Tests erhöhen", so
Prof. Vollmer.
Quelle und weitere Infos unter: www.uni-goettingen.de
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